James Maddison (l.) und Heung-Min Son feiern ein Tor der Tottenham Hotspur.

Duell gegen den Stadtrivalen FC Chelsea Tottenham - Titelkandidat oder Momentaufnahme?

Stand: 04.11.2023 16:32 Uhr

Nach dem Weggang des Topstürmers Harry Kane hatten viele Fans und Experten den Tottenham Hotspur nicht allzu viel zugetraut. Doch vor dem 11. Spieltag steht das Team an der Spitze der Premier League. Die Gründe.

Von Moritz Finkenzeller

In der vergangenen Saison reichte es nur zu Platz acht, im Sommer verließ dann auch noch das Aushängeschild Harry Kane den Verein in Richtung Bayern München. Nach zehn Spielen stehen die "Spurs" trotzdem ungeschlagen an der Spitze der englischen Premier League.

26 Punkte bedeuten zudem den besten Saisonstart in der Geschichte des Vereins. Am Montag (06.11.2023, ab 21 Uhr im Live-Ticker bei sportschau.de) steht jetzt das Stadtduell mit dem FC Chelsea und Ex-Manager Mauricio Pochettino an.

"Big Ange" lässt Kane vergessen

Sucht man nach Gründen für den Aufschwung beim Londoner Klub, so stolpert man schnell über den neuen Cheftrainer Ange Postecoglou, auch genannt "Big Ange". Der Australier kam von Celtic Glasgow nach London und steht für Ballbesitz-Fußball. Unter ihm spielt Tottenham wieder dominant, offensiv und erfolgreich.

Auch gegen die Top-Teams FC Liverpool (2:1), Manchester United (2:0) und FC Arsenal (2:2) wurden bereits Siege eingefahren beziehungsweise Unentschieden erspielt. Tottenham steht in dieser Saison neben gutem Fußball auch für Spannung bis zum Schluss: Vier von acht Siegen in der Liga wurden nur mit einem Tor Abstand eingefahren.

Neuzugänge sofort integriert

Im präferierten 4-2-3-1 System wurden die Neuzugänge um James Maddison (Leicester City) und Micky van de Ven (VfL Wolfsburg) sofort integriert. Der Niederländer bildet mit Cristian Romero eines der besten Innenverteidiger-Duos auf der Insel.

Romero ist ein Paradebeispiel dafür, wie Postecoglou es schafft, seinen Spielern zu besseren Leistungen zu verhelfen. Während der argentinische Weltmeister in der vergangenen Saison noch sehr unbeständig war und immer wieder Aussetzer hatte, überzeugt er jetzt als zweikampfstarker und konstanter Organisator in der Viererkette.

Duo als Kane-Ersatz

Kane und seine 35 Scorer-Punkte werden von einem Duo aufgefangen: Heung-Min Son und Neuzugang Maddison. Son übernahm nicht nur das Kapitänsamt von Kane, sondern auch dessen Position als zentraler Stürmer. Als vorderste Speerspitze weiß der Südkoreaner Tempo, Dribbel- und Abschlussstärke clever einzusetzen und hat bereits achtmal in zehn Spielen geknipst. In Abschlusspositionen kommt Son auch durch die guten Zuspiele seines kongenialen Partners Maddison.

Der auf der Zehn eingesetzte Engländer kam vor der Saison von Leicester City, war sofort gesetzt, lieferte bereits fünf Assists und erzielte auch selbst bereits drei Tore. So hat "Big Ange" für Unkenrufe, dass Kanes Abgang der Grund für den Höhenflug sei, nur Sarkasmus übrig ("Hätten Kane schon untergebracht").

Langfristige Pläne

Postecoglou betont immer wieder, dass langfristiger Erfolg und nachhaltige Veränderungen im Verein wichtiger seien als kurzfristige Triumphe. Einfacher macht es definitiv, dass Tottenham nicht international spielt und auch im Ligapokal bereits gegen Fulham ausgeschieden ist. So ergeben sich wichtige, längere Regenerationszeiten zwischen den Liga-Spielen.

Im Oktober und November hat noch keine Mannschaft die Premier League gewonnen, allerdings haben durchaus einige sie in den Herbst-Monaten bereits verloren. Ein Beispiel dafür ist der kommende Gegner FC Chelsea. Bei dem läuft mit nur zwölf Punkten und Platz elf in dieser Saison bisher wenig zusammen. Während es in den vergangenen Jahren häufig schwer war, einen klaren Favoriten im Stadtduell auszumachen, liegt diese Rolle nun klar bei Tottenham.

Tottenham ein Meisterschaftskandidat?

In der aktuellen Verfassung und ohne internationale Spiele muss man Tottenham zum erweiterten Favoritenkreis zählen. Trotzdem rechnen einige noch mit einem Einbruch der Mannschaft, gerade weil sie hinter der ersten Elf etwas dünn besetzt ist. Ein weiterer Stürmer sowie ein Innenverteidiger stünden der Mannschaft gut zu Gesicht.

Gelegenheit nachzulegen, bietet sich ab dem 1. Januar, wenn das Winter-Transferfenster in England öffnet. Sollte Tottenham bis dahin ohne Verletzungen der Stars auskommen, könnte das Team immer noch von der Tabellenspitze grüßen. Einen weiteren Schritt dahin möchte Tottenham mit einem Sieg im Derby gegen Chelsea machen.