Ein Wandgemälde von Jürgen Klopp an einem Haus in der Nähe der Anfield Road

Spitzenspiel gegen Arsenal Klopps Abschied aus Liverpool - ein Umbruch als Vermächtnis

Stand: 02.02.2024 15:41 Uhr

Jürgen Klopp ist nicht mehr lange Trainer des FC Liverpool. Der Abschied wird emotional, womöglich auch sehr erfolgreich - vier Titel sind möglich. Ein Geschenk hat Klopp dem Klub schon jetzt gemacht, es ist unbezahlbar.

Natürlich erinnerte sich Conor Bradley. Vor ihm, sagte er, sei viel Platz gewesen. Er habe den Ball angenommen und dann, ja dann, habe er eben geschossen, flach ins Eck. So ist es gefallen, das erste Premier-League-Tor in der Karriere des Rechtsverteidigers Bradley, 20, zu dessen dringlichsten Aufgaben das Toreschießen nicht zählt.

Beim Sieg gegen den FC Chelsea hat Bradley für den FC Liverpool aber nicht nur ein Tor erzielt, er hat zwei Treffer vorbereitet, auch verteidigt hat er sehr entschlossen. So kam es, dass ihn später Mitarbeiter des Klubs abpassten. Dass Bradley über all das sprach, das Tor, die Emotionen, seine Verbundenheit zum LFC. Er sagte: "Ein Traum wurde wahr."

Conor Bradley - plötzlich wichtig für Liverpool

Die Geschichte von Conor Bradley ist eine, die einiges verrät über den Fußball und die Zeit, mitunter ist das ein seltsames Zusammenspiel. In der vergangenen Saison hat Bradley als Leihspieler für die Bolton Wanderers in der League One gespielt, der 3. Liga Englands. Der große Fußball war weit weg. Und nun, knapp ein halbes Jahr später, ist der große Fußball gar nicht mehr weit weg. Bradley ist nun ein Teil davon.

Als er im Sommer zu seinem Ausbildungsklub Liverpool zurückkehrte, war das nicht abzusehen. Nicht nur, weil Bradley am Rücken verletzt war. Fit war er erst Monate später. Sondern auch, weil bei den "Reds" auf seiner Position eigentlich Trent Alexander-Arnold spielt, seit vielen Jahren schon, er spielt oft sehr gut. Doch als sich im Januar Alexander-Arnold verletzte, war Bradley fit und plötzlich wichtig. Zwei Premier-League-Spiele hat er absolviert, er hat ein Tor erzielt und drei Treffer vorbereitet - so schnell kann das manchmal gehen.

Liverpools Conor Bradley feiert seinen Assist im Spiel gegen FC Chelsea

Am Sonntag (04.02.2024) tritt der FC Liverpool als Tabellenerster (51 Punkte) im Spitzenspiel der Premier League beim drittplatzierten FC Arsenal (46 Punkte) an, die Sportschau zeigt eine Zusammenfassung der Begegnung. Und es ist nicht unwahrscheinlich, dass der Trainer Jürgen Klopp Bradley auch in diesem Spiel in die Startelf beruft.

Zwar ist Alexander-Arnold zurück, er hat gegen Chelsea sein Comeback gegeben. Aber Klopp hat jetzt keinen Druck mehr. Er hat Bradley. Und Alexander-Arnold kann nicht nur Rechtsverteidiger, er kann es auch im Mittelfeldzentrum.

Der sportliche Umbruch ist Klopps Vermächtnis

Jürgen Klopp wird den FC Liverpool im Sommer nach fast neun Jahren verlassen. Er wird dem Klub fehlen, als Trainer und als Mensch. Weil er Liverpool wieder zu einer Spitzenmannschaft geformt hat, weil er Titel gewann, weil er vielleicht weitere gewinnt. Die Meisterschaft, den FA Cup, den EFL Cup und die Europa League - alles noch möglich. Es wäre eine große Leistung.

Ein Geschenk zum Abschied hat Klopp dem LFC aber schon gemacht, obwohl er noch da ist. Er hat einen sportlichen Umbruch gemeistert, verdiente Spieler ersetzt und neue integriert. Er hat eine Mannschaft geformt, die Klopp-Fußball spielt, aber auch ohne ihn erfolgreich sein kann. Das ist sein Vermächtnis.

Es war ja so: Die vergangene Saison war eine Enttäuschung. Liverpool wurde Fünfter und verpasste die Champions League. Der Vertrag von Angreifer Roberto Firmino lief aus, er verabschiedete sich nach Saudi-Arabien. Auch die Mittelfeldstrategen Jordan Henderson und Fabinho wechselten dorthin, für sie erhielt Liverpool eine Menge Geld.

Geld kosteten auch die Neuzugänge wie Wataru Endo (VfB Stuttgart), Dominik Szoboszlai (RB Leipzig) oder Alexis McAllister (Brighton & Hove Albion), sie kosteten sehr viel Geld. Das Spiel Liverpools aber prägen sie jetzt schon, und sie könnten im Mittelfeld noch einige Jahre zusammenspielen.

Klopp sagt über Bradley: "Das hat er toll gemacht"

Klopp aber hat nicht nur teure Fußballer zu einer Mannschaft zusammengefügt, er hat auch die entwickelt, die nicht viel Geld gekostet haben. Die schon als sehr junge Spieler zu den "Reds" gewechselt sind oder gar dort ausgebildet wurden. Curtis Jones, 23, ist ein Beispiel dafür.

Die vergangene Spielzeit war nicht seine, erst gegen Ende wurde er besser. Erst dann spielte er so, wie er das zuvor schon getan hatte. Dann sah man wieder, warum Jones lange als kommender Nationalspieler galt. In dieser Saison hat er den nächsten Schritt gemacht. Zuletzt hat er als zentraler Mittelfeldspieler fünfmal nacheinander in der Startelf gestanden.

Und dann ist da noch Bradley, der Rechtsverteidiger, der manchmal auch Tore schießt. Er ist die Überraschung der vergangenen Wochen. Nach dem Sieg gegen Chelsea, als Bradley auch noch zwei Treffer vorbereitet hatte, ist auch Jürgen Klopp manchmal auf ihn angesprochen worden. Er sagte: "Das war sehr, sehr gut. Das Tor, das er geschossen hat – die ganze Performance. Das hat er toll gemacht."

"Kein Klub, kein Land für das nächste Jahr"

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