Fans von Roter Stern Belgrad zeigen einen Panzer und ein Spruchband mit der Aufschrift "Wenn die Armee nach Kosovo zurückkehrt".

Politische Spannungen Panzer-Choreo bei Roter Stern - Kosovo legt Beschwerde ein

Stand: 28.07.2023 10:04 Uhr

Fans von Roter Stern Belgrad haben in einem Testspiel eine Choreographie mit einem Panzer gezeigt und mit einem militärischen Angriff auf den Kosovo verbunden. Kosovos Verband fordert die UEFA zum Handeln auf.

Bei der Choreographie der Fans von Roter Stern war in der Heimkurve im Stadion Rajko Mitic ein riesiger Panzer vor den serbischen Landesfarben zu sehen. Darunter war ein Spruchband mit den Worten "Wenn die Armee nach Kosovo zurückkehrt". Das alles passierte in einem Testspiel gegen AC Florenz aus Italien (5:0) am Mittwochabend (26.07.2023).

Kosovos Verband: "UEFA gebeten, Maßnahmen zu ergreifen"

Kosovos Fußballverband reagierte am Donnerstag. "Kosovos Verband verurteilt die skandalöse, kriegstreibende Choreografie der Fans des serbischen Vereins Roter Stern beim Fußballspiel gegen Florenz in Belgrad aufs Schärfste und bringt gleichzeitig seine Wut und Besorgnis zum Ausdruck", hieß es in einer Stellungnahme.

Die Präsentation eines Panzers und die provozierenden Parolen seien inakzeptabel, die sich gegen den Sport, aber auch gegen die Harmonie und den Frieden zwischen Ländern und Völkern richteten - insbesondere in der Zeit der Spannungen zwischen den beiden Ländern: "Wir haben die UEFA-Gremien gebeten, diesen Fall dringend zu untersuchen und strenge Maßnahmen gegen den Verein und die Fans von Roter Stern zu ergreifen, damit solche chauvinistischen Aktionen und ähnliche Provokationen in Zukunft verhindert werden." Die UEFA reagierte öffentlich noch nicht und wurde von der Sportschau für eine Stellungnahme angefragt.

Kosovo seit 2008 unabhängig, Serbien beansprucht das Gebiet weiter

Kosovo war früher ein Teil Jugoslawiens. 2008 rief das Land seine Unabhängigkeit aus. Etwas mehr als die Hälfte der Mitglieder der Vereinten Nationen erkennen das Land an, darunter Deutschland und ein Großteil der Europäischen Union. Serbien beansprucht das Gebiet aber weiter für sich. Der Norden Kosovos wird vorrangig von ethnischen Serben bewohnt und grenzt an Serbien. Dort kam es zuletzt immer wieder zu Gewalt.

Der Konflikt ist regelmäßig auch im Sport Thema. Tennisprofi Novak Djokovic wurde in Paris bei den French Open für die Botschaft "Kosovo ist das Herz Serbiens" kritisiert. Er selbst verteidigte die Aktion als "das Mindeste, das ich tun konnte". Auch bei der Fußball-WM der Männer in Katar sorgten serbische Spieler mit einer Botschaft für Empörung im Kosovo.

UEFA-Regel seit 2019: Länder müssen Kosovo nicht empfangen

Kosovo ist erst seit März 2016 Mitglied der UEFA und damit auch das jüngste Mitglied. Kurz darauf wurde Kosovo von der FIFA aufgenommen. Als der UEFA-Kongress 2016 über die Aufnahme des Kosovo entschied, gab es deutlichen Widerspruch.

Unter den damals 54 UEFA-Mitgliedern ging die Abstimmung mit 28:24 knapp für die Aufnahme des Kosovo aus. Auch damals zeigten Fans von Roter Stern eine Choreographie mit der Aufschrift: "Die UEFA unterstützt Terrorismus" - in Bezug auf die Aufnahme des Kosovo.

Die politische Ablehnung ist teilweise so groß, dass Länder die Teams des Kosovo nicht empfangen. Seit 2019 erlaubt die UEFA deshalb, dass diese Länder ihre Heimspiele gegen kosovarische Teams auf neutralem Boden bestreiten. Auswärts müssen die Teams im Kosovo antreten, sonst droht eine Wertung.

Botschaft von Fans von Roter Stern Belgrad 2016 in Bezug auf Kosovos Aufnahme in die UEFA: "Die UEFA unterstützt Terrorismus!"

Botschaft von Fans von Roter Stern Belgrad 2016 in Bezug auf Kosovos Aufnahme in die UEFA: "Die UEFA unterstützt Terrorismus!"

Spanien verbot bei Karate-WM das Wort "Kosovo" auf der Kleidung

Die Ablehnung richtet sich nicht immer direkt gegen den Kosovo. Bei einigen Ländern hängt das auch mit eigenen abtrünnigen Regionen zusammen, denen man keine Argumente liefern will.

Spanien erkennt den Kosovo nicht an und versuchte 2013 auch die Aufnahme Gibraltars in die UEFA zu verhindern. Spanien beansprucht Gibraltar von Großbritannien. Bei der Karate-WM 2018 in Madrid durften die kosovarischen Kämpferinnen und Kämpfer in Spanien zunächst nicht einmal das Wort "Kosovo" auf der Kleidung tragen, das Internationale Olympische Komitee schaltete sich ein und ermahnte die Gastgeber. 

Die UEFA schließt aus politischen Gründen derzeit Begegnungen von mehreren Ländern aus, soweit es möglich ist. Unter den sieben Kombinationen befinden sich drei mit dem Kosovo.

Politisch untersagte Spiele in der UEFA
Begegnung von Teams
Kosovo - Bosnien
Kosovo - Serbien
Kosovo - Russland*
Ukraine - Belarus
Ukraine - Russland*
Armenien - Aserbaidschan
Spanien - Gibraltar

*derzeit sind in der UEFA und der FIFA alle Fußballteams aus Russland wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine suspendiert.

Keine Äußerung zum Thema von Roter Stern

Von Roter Stern gab es bislang keine Stellungnahme zum Thema. Der Klub bedankte sich in sozialen Netzwerken für die "phänomenale Unterstützung". Kapitän Mirko Ivanic wurde auf der Klubseite so zitiert: "Die Atmosphäre war fantastisch. 36.000 Leute - ich hatte das Gefühl, dass es ein Champions-League-Spiel war."

Serbien wird politisch von Russland unterstützt, der staatliche Energiekonzern Gazprom ist Hauptsponsor des Klubs. Als die WM in Katar lief, reiste Roter Stern nach Sankt Petersburg. Dort trat das Team in einem Freundschaftsspiel in der Gazprom-Arena gegen den Gazprom-Werksklub Zenit Sankt Petersburg an, Spieler zeigten Symbole der Freundschaft zwischen Serbien und Russland, Fans riefen "Kosovo ist Serbien".