Kandidaten für den ECA-Vorstand: Jan-Christian Dreesen (l.) und Oliver Mintzlaff

Mächtige Klub-Vereinigung Dreesen und Mintzlaff in ECA-Vorstand gewählt

Stand: 07.09.2023 12:59 Uhr

Jan-Christian Dreesen von Bayern München und Oliver Mintzlaff von RB Leipzig sind in den Vorstand der mächtigen Klub-Vereinigung ECA gewählt worden. Auch Bayer Leverkusens Fernando Carro zog wieder in das Gremium ein. Axel Hellmann von Eintracht Frankfurt soll einen Beobachterposten im Vorstand erhalten.

Dreesen und Mintzlaff wurden bei der Generalversammlung der European Club Association (ECA) am Donnerstag (07.09.2023) in Berlin gewählt. Es war eine Teilabstimmung für die aktuell frei werdenden Plätze, die Vertretern aus den besten sechs Ländern der UEFA-Fünf-Jahres-Wertung zustehen. Ein grundsätzliches Anrecht hat die Bundesliga auf mindestens eine Person im Vorstand. 

Eine echte Wahl war nicht mehr nötig, nachdem Valentina De Laurentiis (SSC Neapel) und John Textor (Olympique Lyon) ihre Kandidaturen zurückgezogen hatten. Dadurch gab es sieben Kandidaten für sieben Plätze.

Gewählte Personen Top-6-Ligen
Person Klub
Ferran Soriano Manchester CIty
Jokin Aperribay Real Sociedad
Jan-Christian Dreesen FC Bayern
Oliver Mintzlaff RB Leipzig
Alessandro Antonello Inter Mailand
Pablo Longoria Olympique Marseille
Dennis te Kloese Feyenoord

Mintzlaff erfüllt für die ECA die Statuten

Seit seinem Wechsel in die Geschäftsführung der Red Bull GmbH ist Mintzlaff bei RB Leipzig nur noch Aufsichtsratsvorsitzender. Die ECA-Statuten verlangen von den Kandidaten eigentlich ein Amt in geschäftsführender Rolle oder ein Amt als Vorstand oder Präsident. Die ECA sah das jedoch nicht als Hindernis und ließ ihn zur Wahl zu.

Der ECA-Vorsitzende Nasser Al-Khelaifi, Präsident von Paris-Saint-Germain, wurde mehrfach für mögliche Interessenkonflikte kritisiert. Mit der ECA ist er nicht nur am Verkauf der TV-Rechte der Champions League beteiligt. Als Geschäftsführer des katarischen Sportsenders "beIN Sports" kauft er die Rechte auch. Mintzlaff ist als Geschäftsführer der Red Bull GmbH außerdem Chef des österreichischen Senders "Servus TV", der die Champions League in Österreich zeigt. Sind die Rollen für ihn vereinbar? "Ich sehe da keinen Interessenkonflikt", sagte Mintzlaff der Sportschau: "Ich bin Vertreter als Aufsichtsratschef von RB Leipzig. Das geben die Statuten her. Durch meine Expertise gab es den Wunsch, dass ich mich hier einbringe."

In den unteren Teilabstimmungen zog mit Stephan Reiter von Red Bull Salzburg ein weiterer Vertreter aus dem Red-Bull-Umfeld in das Gremium ein. Joshua Wander, bei Hertha BSC und weiteren Klubs Investor mit seinem Unternehmen "777 Partners", wurde als Vertreter des belgischen Klubs Standard Lüttich gewählt. Er bezieht allerdings einen der Beobachterposten, hat also kein Stimmrecht.

Leverkusens Carro ohne Wahl im Vorstand

Bayer Leverkusens Geschäftsführer Fernando Carro zog ohne Wahl erneut in den Vorstand ein. Die Statuten sehen vor, dass der Vorstand fünf seiner Mitglieder selbst beruft. Diese Vorstandsmitglieder vertreten die ECA in einem Unternehmen, das die ECA gemeinsam mit der UEFA unterhält. Eines dieser fünf Mitglieder ist Carro.

Bayer Leverkusens Geschäftsführer Fernando Carro

Bayer Leverkusens Geschäftsführer Fernando Carro

Das gemeinsame Unternehmen "UEFA Club Competitions S.A." organisiert die Vermarktung des Europapokals. Die ECA besetzt dort die Hälfte der Plätze im Verwaltungsrat. Offiziell hat die ECA dort nur eine beratende Funktion, die UEFA hält demnach die Entscheidungsmacht.

ECA mit großem Einfluss auf die UEFA

Die Beteiligung gilt vielen als Beleg für den großen Einfluss der ECA. Al-Khelaifi lobte 2022 als solcher die Form der Zusammenarbeit bei der Ausschreibung der TV-Rechte ab 2024 mit der UEFA ausdrücklich: "Dieser Prozess war viel mehr als eine Ausschreibung - er stellt eine tektonische Verschiebung in der Rolle der Klubs bei Entscheidungen dar."

Viele Hüte für eine Person: PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi

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Die Einnahmen der drei Klubwettbewerbe der UEFA sollen von jährlich 3,5 Milliarden Euro ab der Saison 2024/25 auf erwartete 4,4 Milliarden Euro steigen. Bei der Frage danach, wie das Geld verteilt wird, hat die ECA ebenfalls ein großes Mitspracherecht. Die Verteilung wurde in den vergangenen Jahren immer weiter zugunsten der Spitzenklubs verändert, aktuell gibt es zumindest Zugeständnisse.

Auch wegen der Geldverteilung hatten sich kleinere Klubs seit kurzem in einer anderen Vertretung organisiert, der Union of European Clubs, die aber derzeit keine offizielle Anerkennung der UEFA genießt.

Kahn, Watzke und Rummenigge verlassen die ECA

Zwei Funktionäre aus der Bundesliga hatten den ECA-Vorstand verlassen. Oliver Kahn verlor seinen ECA-Posten durch die Abberufung als Vorstandschef von Bayern München automatisch. Watzke hatte nach seiner Wahl ins UEFA-Exekutivkomitee angekündigt, nicht im ECA-Vorstand zu verbleiben.

Der ECA-Ehrenvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge hatte bei der Gründung der Super League 2021 kurzfristig neben dem ECA-Vorsitzendem Al-Khelaifi den zweiten Platz der ECA im UEFA-Exekutivkomitee eingenommen. Er sitzt noch bis 2024 in diesem Gremium, sein Nachfolger wurde nun bestimmt: Miguel Angel Gil Marin von Atletico Madrid.

Frankfurts Hellmann bekommt Beobachterposten

In der ECA darf die Bundesliga als eine der Top-3-Ligen in Europa fünf Klubs als ordentliche Mitglieder der ECA stellen. Nur diese fünf Klubs aus der Bundesliga können Vertreter in den ECA-Vorstand entsenden und nur diese fünf haben ein Wahlrecht bei der Generalversammlung.

Bislang waren Bayern München, Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen, RB Leipzig und der VfL Wolfsburg diese fünf Mitglieder aus der Bundesliga. Allerdings hat Eintracht Frankfurt den VfL Wolfsburg in einer von der ECA angewendeten Vier-Jahres-Wertung mittlerweile klar hinter sich gelassen und wird in den Status eines ordentlichen und stimmberechtigten Mitglieds aufsteigen. Wolfsburg behält seinen Status allerdings durch die Erfolge seines Frauenteams. Eintracht Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann soll zudem einen Beobachterposten im ECA-Vorstand einnehmen.

Bei den Großen angekommen: Eintracht Frankfurt und Vorstandssprecher Axel Hellmann

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