Die Französin Charlotte Bilbault (r.) im Zweikampf mit isländerin Karolina Lea Vilhjalmsdottir.

Gruppe D Frankreich schafft nur holpriges Remis gegen Island

Stand: 18.07.2022 23:12 Uhr

Frankreich musste sich im dritten Turnierauftritt mit einem Remis begnügen. Die Leistung gegen Island beim 1:1 (1:0) war dabei sehr holprig. Die "Isis" müssen nach drei Unentschieden die Koffer packen.

Gleich sechs neue Spielerinnen stürmten für "Les Bleues" auf den Rasen des New York Stadiums von Rotherham. Angesichts des bereits gesicherten ersten Tabellenplatzes in der Gruppe D nutzte Trainerin Corinne Diacre die Gelegenheit, ihren bisherigen Ersatzspielerinnen zu einem Einsatz zu verhelfen.

Stars wie zum Beispiel Delphine Cascarino oder Grace Geyoro erhielten eine Pause. Die Kapitänin aber stand natürlich in der Startelf: Wendie Renard durfte einfach nicht fehlen. Vorteil Island ergab schon einmal die Kleiderwahl. Denn während die Nordländerinnen als von der UEFA gelistetes "Heimteam" ihre gewohnten blauen Jerseys tragen durften, musste Frankreich auf das weiße Ersatztrikot ausweichen.

1:0 nach nicht einmal einer Minute

Das war's dann aber auch erst einmal mit den isländischen Erfolgserlebnissen. Die Partie war kaum angepfiffen, da lagen die Nordländerinnen schon hinten. Mittelfeld-Regisseurin Clara Mateo spielte am gegnerischen 16er einen kurzen, aber höchst effektiven Pass in die Schnittstelle der Abwehrspielerinnen und Mevine Malard vollstreckte humorlos mit links aus 15 Metern ins rechte Eck. Es war noch keine Minute gespielt und Frankreich führte mit 1:0.

Man musste Angst bekommen um die Isländerinnen angesichts der deutlichen Überlegenheit der Französinnen in den nächsten Minuten. Spieltechnisch und athletisch war Frankreich mindestens eine Klasse stärker als der Gegner. Torschützin Malard und vor allem Linksaußen Sandy Baltimore - beide sonst nur Ersatz im Team - wirbelten die "Isis" enorm durcheinander. Vergaßen nur leider, aus einer Vielzahl sich ergebender Torchancen auch mehr Zählbares zu machen.

Immer ungenauer, immer schlampiger

Und je länger die Partie dauerte, so unpräziser und auch schlampiger wurden auch die Aktionen der Französinnen. Waren sie sich ihrer Sache zu sicher? Gegen Belgien beim 2:1-Sieg war ihnen das auch schon passiert. Und fast wäre Island bei einer seiner ganz raren Chancen der Ausgleich gelungen: Nach einer Ecke von Karolina Vilhjalmsdottir köpfte Sveindis Jonsdottir den Ball an die Querlatte (12.).

Die zweite Möglichkeit ergab sich erneut nach einem Eckball: Da tauchte Frankreichs Torfrau Pauline Peyraud-Magnin unter dem Ball hindurch. Die hinter ihr lauernde Berglind Thorvaldsdottir war aber zu überrascht, um die Kugel über die Linie bugsieren zu können (40.).

Island gibt Gas, Frankreich bekommt Platz

Im zweiten Abschnitt machte unter den Isländerinnen rasch die Kunde von der belgischen Führung im Parallelspiel die Runde. Was hieß, dass die Nordländerinnen hier gewinnen mussten, um ins Viertelfinale einziehen zu können. Entsprechend wurden nun die Fesseln abgelegt und konsequent der Weg nach vorn gesucht.

Was Kontermöglichkeiten für Frankreich ergab. Baltimore setzte die Kugel in der 54. Minute an die Querlatte, die eingewechselte Grace Geyoro traf zehn Minuten später den linken Pfosten. In der 69. Minute jubelte Malard vergeblich. Bei ihrem vermeintlichen Treffer stand sie hauchdünn im Abseits. Bei Geyoros Tor in der 88. Minute hatten die Schiedsrichter im Videoraum ein Handspiel gesehen.

Island gleicht aus - in der 12. Minute der Nachspielzeit!

So kassierten sie in der zwölften Minute der Nachspielzeit noch den Ausgleich: Dagny Brynjarsdottir verwandelte einen Strafstoß, nachdem Gunnhildur Jonsdottir im Strafraum zu Fall gekommen war.

Island schaffte die komplette Wende aber nicht mehr, musste sich mit dem dritten 1:1 im dritten Turnierauftritt zufriedengeben. Und wird die frühzeitige Heimreise antreten müssen.

Frankreichs Torfrau patzt wiederholt

Auffällig: Die Französinnen hatten vor allem bei isländischen Standardsituationen aufpassen müssen, weil Torfrau Peyraud-Magnin eklatante Schwächen bei hohen Bällen offenbarte. Immer wieder ließ sie Bälle fallen oder griff ganz daneben. Die kommenden Konkurrentinnen in den K.o.-Spielen werden ganz genau hingeschaut haben. Als erstes wird das am Samstag im Viertelfinale Titelverteidiger Niederlande sein.

Island - Frankreich 1:1 (0:1)

Tor: 0:1 Malard (1.), 1:1 Brynjarsdottir (90.+12)
Zuschauer: 7.392
Schiedsrichterin: Jana Adamkova (Tschechien)

Island: S. Sigurdardottir - Amadottir (86. Jensen), Viggosdottir, I. Sigurdardottir, Gisladottir (61. Gunnlaugsdottir) - Gunnarsdottir (61. G. Jonsdottir), Brynjarsdottir - Vilhjalmsdottir - S. Jonsdottir (61. Gudmundsdottir), Thorvaldsdottir, Albertsdottir (82. Andradottir)

Frankreich: Peyraud-Magnin - Torrent, Tounkara, Renard, Bacha (64. Karchaoui) - Toletti (63. Geyoro), Bilbault (46. Palis), Mateo - Diani (46. Cascarino), Malard (79. Sarr), Baltimore

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau | 15.07.2022 | 20:15 Uhr