Griedge Mbock Bathy (m.) aus Frankreich jubelt mit ihrem Team über das 2:1 gegen Belgien.

Sieg gegen Belgien Frankreich vorzeitig im EM-Viertelfinale

Stand: 14.07.2022 22:56 Uhr

Frankreichs Fußballerinnen haben sich vorzeitig für das Viertelfinale der EM in England qualifiziert. "Les Bleues" ließen dem 5:1-Auftakterfolg gegen Italien einen 2:1 (2:1)-Sieg gegen Belgien folgen und sicherten sich damit vorzeitig den Sieg in der Gruppe D.

Von Hanno Bode

Das Team von Trainerin Corinne Diacre knüpfte am Donnerstagabend (14.07.22) im New York Stadium zu Rotherham sofort an seine Gala-Vorstellung gegen die Italienerinnen an. Mit hohem Balltempo und präzisem Passspiel wurden die "Red Flames" in die eigene Hälfte eingeschnürt. Die Belgierinnen liefen zwar viel - aber häufig nur hinterher. So in der sechsten Minute, als es der Mannschaft von Langzeit-Coach Ives Serneels (seit 2011 im Amt) nicht gelang, einen französischen Angriff über deren linke Seite zu unterbinden. Sakina Karchaoui flankte auf den langen Pfosten zu Kadidiatou Diani, die per Kopf zum 1:0 erfolgreich war.

Es war der perfekte Beginn für den EM-Mitfavoriten am französischen Nationalfeiertag.

Frankreich dominant...

Auch nach der Führung hielt die Dominanz der Diacre-Equipe unvermindert an. Selbst die frühe verletzungsbedingte Auswechslung von Angreiferin Marie-Antoinette Katoto (17.) hatte keinerlei negative Auswirkungen auf das Spiel der Französinnen. Sie beeindruckten nicht nur durch viele gelungene Aktionen in der Vorwärtsbewegung. Auch ihr Rückzugsverhalten und ihre Arbeit gegen den Ball waren herausragend.

Kurzum: Es war ein Klassenunterschied zu sehen. Die Belgierinnen deuteten bei ihren wenigen nennenswerten Gegenstößen zwar ihr fraglos vorhandenes Offensivpotenzial an, waren jedoch 36 Minuten lang nicht imstande, sich in gute Abschlusspositionen zu bringen.

...aber einmal unachtsam

Und dann musste die bis dahin mehr oder minder beschäftigungslose Keeperin Pauline Peyraud-Magnin plötzlich den Ball aus dem Netz holen. Tessa Wullaert hatte den Ball schön zu Janice Cayman durchgesteckt, die einen Schritt schneller als Wendie Renard war und das Spielgerät an Peyraud-Magnin vorbeispitzelte. Schiedsrichterin Cheryl Foster (Wales) schaute sich den Treffer sofort noch einmal auf Video an.

Nicht, weil er so schön herausgespielt war, sondern weil Wullaert vor ihrem Pass in stark abseitsverdächtiger Position stand. Foster erkannte den Treffer allerdings auch nach Sichtung des Bewegtbildes an.

Mbock Bathy und Mateo rechtfertigen Startaufstellung

Die Freude über den Ausgleich währte allerdings nur kurz. Denn in der 41. Minute brachte Griedge Mbock Bathy den Favoriten erneut in Führung. Die Innenverteidigerin war nach einer Flanke von Clara Mateo mit dem Kopf erfolgreich. Vorausgegangen war eine Ecke, die Belgien noch hatte abwehren können - allerdings eben nicht entscheidend. So kam es zur Co-Produktion von Mateo und Mbock Bathy, die beide im Auftaktspiel gegen Italien noch auf der Bank gesessen hatten.

Trainerin Diacre durfte sich in ihrer Entscheidung, die Anfangsformation trotz des Kantersieges verändert zu haben, bestätigt sehen.

Belgien kämpft bis zum Umfallen

Nach dem Seitenwechsel bot sich den 8.173 Zuschauern in Rotherham ein unverändertes Bild: Frankreich stürmte, Belgien verteidigte. Weil "Les Bleues" es im letzten Drittel des Feldes weiter an der nötigen Zielstrebigkeit und Konsequenz im Abschluss vermissen ließ, durfte das Serneels-Team weiter auf einen Punktgewinn hoffen.

Bemerkenswert am Auftritt der offensiv nur sporadisch in Erscheinung tretenden "Red Flames" war, dass sie weiter eine enorme Laufleistung zeigten, obgleich es sehr viel Kraft kostete, den französischen Kombinationswirbel einigermaßen zu unterbinden.

Einsatzbereitschaft und Moral reichten an diesem Abend letztlich jedoch nicht, um Frankreich ernsthaft gefährden zu können. Im Angriff entwickelten die Belgierinnen zu wenig Durchschlagskraft. Dabei hinterließ die französische Verteidigung nicht immer einen sattelfesten Eindruck. Möglicherweise auch aus Mangel an Beschäftigung.

Renard verschießt Foulelfmeter

Die als sehr streng geltende Trainerin Diacre wird ihren Spielerinnen vor der abschließenden Partie am kommenden Montag (18.07.22, 21 Uhr) gegen Island gewiss den einen oder anderen Verbesserungsvorschlag mit auf den Weg geben.

Beispielsweise, wie ein Strafstoß besser zu schießen ist, als der von Wendie Renard in der 89. Minute. Zunächst scheiterte die Kapitänin an Keeperin Nicky Evrard, bevor die Abwehrchefin den Nachschuss neben das Tor setzte.

Im Viertelfinale wartet mit dem Zweiten der Gruppe C, derzeit Schweden, ein anderes Kaliber auf Frankreich als Belgien. Und anders als bei den vergangenen sechs Europameisterschaften, als für "Les Bleues" jeweils in der Runde der letzten Acht das Aus kam, wollen die Französinnen in England endlich einmal bis ins Halbfinale einziehen - mindestens.

Belgien darf weiter aufs Viertelfinale hoffen

Die Belgierinnen haben derweil am Montag (21 Uhr) mit einem Sieg gegen Italien die Chance, als Gruppenzweiter weiterzukommen. Selbst ein Remis würde ihnen reichen, wenn Island gegen Frankreich verliert. Nicht mit von der Partie sein wird dann Amber Tysiak, die gegen Frankreich kurz vor Schluss die Gelb-Rote Karte sah (89.).

Frankreich - Belgien 2:1 (2:1)

Tore: 1:0 Diani (6.), 1:1 Cayman (36.), 2:1 Mbock Bathy (41.)
Besonders Vorkommnis: Renard (Frankreich) verschießt Foulelfmeter (89.)
Gelb-Rote Karte: Tysiak (Belgien/89.)
Zuschauer: 8.173
Schiedsrichterin: Cheryl Foster (Wales)

Frankreich: Peyraud-Magnin - Perisset, Mbock Bathy, Renard, Karchaoui - Bibault, Mateo (65. Toletti), Geyoro (90.+1 Palis) - Diani (65. Bacha), Katoto (17. Sarr), D. Cascarino (90.+1 Malard)

Belgien: Evrard - Vangheluwe (46. Minnaert), Kees, De Neve (70. Tysiak), Philtjens (58. Deloose) - De Caigny, Vanhaevermaet (59. Delacauw), Biesmans - Cayman, Dhont (78. Eurlings), Wullaert

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau | 14.07.2022 | 20:15 Uhr