Leigh Sports Village vor dem Spiel der Frauenmannschaften Manchester United gegen Bristol City

Kritik an UEFA Fußball-EM - Kleine Stadien sorgen für Unmut

Stand: 29.06.2022 14:04 Uhr

Stadien bei der Fußball-EM der Frauen, die zum Teil deutlich weniger als 10.000 Zuschauer fassen, sorgen für Kritik. Die Veranstalter wehren sich.

"Wir haben das Gefühl, dass es immer noch die richtige Entscheidung ist", sagte die frühere Weltfußballerin Nadine Keßler, die bei der UEFA die Abteilung Frauenfußball leitet: "Wenn man die Kapazität des Turniers von 430.000 auf 720.000 erhöht, dann kann man nicht sagen, dass die Turnierorganisatoren nicht ehrgeizig genug sind."

Besonders das Academy Stadium von Manchester City mit nur 4.400 Plätzen als EM-Arena hatte für Unmut gesorgt.

Gunnarsdottir: "Peinlich und respektlos"

Die Isländerin und ehemalige Wolfsburgerin Sara Björk Gunnarsdottir hatte die Entscheidung für diese Spielstätte als "peinlich" und "respektlos" bezeichnet. "Ich hatte gehofft, dass es sich ändern könnte", sagte Hanna Glas von Bayern München. Die Verteidigerin bestreitet mit den Schwedinnen das letzte Gruppenspiel gegen Portugal im Leigh Sports Village, das auch nur 8.000 Plätze bietet. "Wir wollen so viel Publikum wie möglich, deshalb ist es schade", pflichtete Mitspielerin Rebecka Blomqvist (VfL Wolfsburg) bei.

Auch aus Deutschland gibt es Kritik. "Das sollte nicht mehr der Anspruch sein bei einer EM, die so gehyped wird", schrieb die ehemalige Nationalspielerin Annike Krahn in ihrer "kicker"-Kolumne: "Ich hätte schon erwartet, dass die UEFA Stadien auswählt, in denen mindestens 10.000 Zuschauer Platz finden."

Das Eröffnungsspiel zwischen England und Österreich am 6. Juli steigt im ausverkauften Old Trafford, das Endspiel am 31. Juli in Wembley. Die Gesamtzahl der verkauften Tickets nähert sich der Marke von einer halben Million, damit wird die Zuschauerzahl der EM 2017 in den Niederlanden mehr als verdoppelt.

Viele Karten noch nicht verkauft

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass mehr als 200.000 EM-Karten noch nicht verkauft sind. Und: Rund um die Vergabe der Endrunde 2018 mussten die Ausrichter förmlich um Spielorte kämpfen. "Wenn Sie glauben, dass die Leute unsere Tür eingetreten hätten, um Spiele auszurichten, täuschen Sie sich", verriet FA-Vorstandschef Mark Bullingham. Unter dem Eindruck von ständig neuen Zuschauerrekorden in Europa gab er aber zu: "Die Veranstaltung, die wir diesen Sommer durchführen, wird weitaus größer sein als die Veranstaltung, die wir geplant und erwartet haben, als wir uns beworben haben."

Die DFB-Auswahl bleibt von der Problematik verschont. Der Rekordeuropameister erwischte bei der Auslosung zwar eine Hammergruppe, spielt so in der Vorrunde gegen Dänemark (8. Juli) und Spanien (12. Juli) aber in London-Brentford (17.000 Plätze) sowie gegen Finnland (16. Juli) in Milton Keynes (30.000).