Die Reservebank der deutschen Nationalmannschaft vor dem Spiel gegen Südkorea während der WM 2018 in Russland.

Regeln der WM 2022 Wie der Spieltag abläuft

Stand: 15.11.2022 07:25 Uhr

Ob es einen Spielabbruch bei extremem Wetter gibt, wann Mannschaften im Stadion sein müssen und wie lange ein Trainer die Aufstellung vor dem Anpfiff verändern darf, ist von der FIFA geregelt. Auch eine sechste Auswechslung in der Verlängerung ist möglich.

Jeder Kader umfasst 26 Spieler. Am Spieltag gibt es demnach neben der Startelf 15 Einwechselspieler. Spätestens 90 Minuten vor dem Anpfiff sollen die Mannschaften im Stadion sein. Ebenfalls 90 Minuten vor dem Anpfiff muss jede Mannschaft zudem ihre Startaufstellung eingereicht haben.

Nach Einreichung der Startelf Änderung nur mit Attest

Nach der Einreichung kann die Aufstellung vor dem Anpfiff nur noch wegen Krankheit oder Verletzung verändert werden - ein bekanntes Beispiel ist der Wechsel von Christoph Kramer für Sami Khedira Minuten vor dem Anpfiff des WM-Endspiels 2014 zwischen Deutschland und Argentinien. Das Wechselkontingent wird in so einem Fall nicht belastet. Der betroffene Spieler darf nicht mehr eingewechselt werden, aber auf der Bank sitzen - so wie es Khedira in Rio tat. Die Verletzung muss der FIFA belegt werden.

Trainingseinheiten in den Stadien hat die FIFA abgeschafft - "zum Erhalt der Qualität des Spielfelds". Eine Platzbegehung in Trainingsschuhen ist erlaubt, wenn das Team noch nicht in dem Stadion gespielt hat. Am Spieltag dürfen sich die Mannschaften 30 Minuten lang auf dem Platz aufwärmen, sofern der Zustand des Platzes das zulässt.

Sechste Auswechslung in der Verlängerung möglich

Fünf Wechsel in maximal drei Spielunterbrechungen - das ist mittlerweile Standard. Zudem kann in der Halbzeit, vor der Verlängerung und in der Halbzeit der Verlängerung gewechselt werden. Kommt es zu einer Verlängerung, kann jedes Team einen weiteren Wechsel in einer weiteren Spielunterbrechung vollziehen. Ungenutzte Wechsel und Unterbrechungen aus der regulären Spielzeit bleiben in der Verlängerung erhalten.

Bei Kopfverletzung weiterer Wechsel möglich

Sollte es bei der WM zu einer Kopfverletzung kommen und der Verdacht auf eine Gehirnerschütterung bestehen, ist ein zusätzlicher Wechsel möglich. Die Regelhüter vom International Football Association Board (IFAB) lassen derzeit testweise einen zusätzlichen Wechsel bei einem Verdacht auf eine Gehirnerschütterung zu. Die FIFA nimmt an dem Test bei der WM teil, jedes Team darf im Ernstfall ein weiteres Mal wechseln.

Spielabbruch - nur Restminuten werden nachgeholt

Sollte ein Spiel wegen höherer Gewalt - beispielsweise durch extremes Wetter - abgebrochen werden müssen, wird das Spiel nicht komplett wiederholt, sondern nur die verbleibende Spielzeit nachgeholt - egal, wie kurz oder lang sie ist. Alle bis dahin vollzogenen Maßnahmen wie Gelbe Karten, Platzverweise und Auswechselungen behalten ihre Gültigkeit, die Mannschaften müssen in der Formation weiterspielen, wie es zum Zeitpunkt des Abbruchs der Fall war. Die Fortsetzung des Spiels erfolgt dort, wo der Abbruch eintrat. Entweder mit Schiedsrichterball oder den möglichen Fortsetzungen nach einer Unterbrechung (Freistöße, Einwürfe, etc.). Nach Möglichkeit soll die Fortsetzung gleich am folgenden Tag stattfinden.

Miroslav Klose und Omar Gonzalez während der WM-Partie Deutschland gegen USA im Regen.

Miroslav Klose und Omar Gonzalez während der WM-Partie Deutschland gegen USA im Regen.

Sollte einer Mannschaft die Verantwortung für einen Abbruch zugeordnet werden können - beispielsweise, wenn Spieler sich weigern, weiterzuspielen oder es zu Zuschauerausschreitungen einer Seite kommt - kann die FIFA entsprechende Sanktionen wie Spielwertungen oder Geldstrafen aussprechen. Proteste jeglicher Art müssen grundsätzlich bis zwei Stunden nach Spielende eingelegt werden, binnen 24 Stunden dann mit "vollständigem Bericht". Für Proteste, die die Spielberechtigung eines gegnerischen Spielers betreffen, gilt eine Frist von nur einer Stunde nach Abpfiff.

Drei-Stufen-Plan im Stadion, Kampf gegen Hassbotschaften im Netz

Die FIFA kündigt an, Diskriminierung zu bekämpfen. Bei Rassismus soll der Drei-Stufen-Plan gelten, der in Deutschland vor allem in Bezug auf Dietmar Hopp, Mäzen der TSG Hoffenheim, bekannt wurde. Der Schiedsrichter kann das Spiel bei Vorfällen zunächst unterbrechen und eine Durchsage fordern, dann kann er das Spiel unterbrechen bis Fans ein diskriminierendes Benehmen beenden und in einem dritten Schritt kann er es abbrechen.

FIFA und die internationale Spielergewerkschaft FIFPRO verständigten sich zudem darauf, Online-Hassnachrichten an Spieler stärker zu bekämpfen. Als Reaktion auf die Hassrede während der EM 2021 wollen FIFA und FIFPRO einen speziellen Moderationsdienst einführen. "Dieser erkennt Hassreden, scannt und verhindert, dass derartige Kommentare vom Adressaten und dessen Followern gesehen werden. Obwohl die beleidigende Äußerung für den ursprünglichen Verfasser und dessen Follower sichtbar bleibt, werden Sichtbarkeit und Reichweite deutlich verringert."

Pflicht zur "bestmöglichen Mannschaft"

Die Verbände sind laut Reglement verpflichtet, "mit dem bestmöglichen Team an allen Spielen der WM teilzunehmen, für die ihr Team vorgesehen ist". Eine Regel, die schwer kontrollierbar ist und außerdem zumindest gestreckt wird, wenn Mannschaften ausgeschieden sind oder im Spiel um Platz drei landen.

Bei den bisherigen vier deutschen Spielen im Kleinen Finale waren beispielsweise stets die zweiten Torhüter im Einsatz. So durfte 1970 Braunschweigs Horst Wolter (Foto) für Sepp Maier ins Tor, 2010 spielte Jörg Butt für Manuel Neuer.

Torwart Horst Wolter während des Spiels gegen Uruguay bei der WM 1970.

Torwart Horst Wolter während des Spiels gegen Uruguay bei der WM 1970.

Hymnen höchstens 90 Sekunden lang

Flaggen spielen eine große Rolle. Neben denen der beiden aktiven Mannschaften sollen die Flaggen der FIFA und Katars bei jedem Spiel wehen - sie alle müssen von der Ehrentribüne sichtbar sein. Zwei Flaggen wurden im Vergleich zu 2018 gestrichen: die mit dem Fairplay-Logo und die der Vereinten Nationen.

Die Hymnen dürfen maximal 90 Sekunden lang und nur instrumental sein. 2018 mussten die Verbände ihre Hymnen noch auf CD einreichen, dieser Passus ist 2022 gestrichen. Vor den beiden Nationalhymnen soll beim Einlaufen der Mannschaften die FIFA-Hymne erklingen.

Sechs Stadien neu gebaut, zwei erneuert

Die FIFA hat hohe Ansprüche an die acht Stadien. Sechs wurden eigens für das Turnier neu gebaut, eins renoviert und eins umgebaut. Kritik gab es immer wieder an ausbeuterischen Arbeitsbedingungen für Gastarbeiter beim Bau der Infrastruktur für das Turnier.

Der gewünschte technische Aufbau ist ebenfalls klar formuliert: Die Pfosten, die Latte und das Tornetz müssen weiß sein. Ersatztore und -netze müssen genauso vorhanden sein wie weitere Eckfahnen. Die Spielfelder sollen 105 Mal 68 Meter groß sein. Nur Naturrasen ist erlaubt.