Die französischen Nationalspielerinnen um Torschützin Wendie Renard (M.) bejubeln einen Treffer.

Hohes Niveau in Brisbane Tolles WM-Topspiel - Frankreich zwingt Brasilien spät in die Knie

Stand: 29.07.2023 14:19 Uhr

Frankreich und Brasilien haben im Topspiel der Gruppe F bei der Frauen-WM gezeigt, warum sie zu den Titelfavoriten zu zählen sind. In einem hochklassigen Duell jubelten "Les Bleues" am Samstag (29.07.2023) spät über ihren 2:1 (1:0)-Sieg.

Stürmerin Eugenie Le Sommer (17.) und Kapitänin Wendie Renard (83.) erzielten am Samstag die Tore des EM-Halbfinalisten, der zum Auftakt nicht über ein 0:0 gegen Jamaika hinausgekommen war. Brasilien, das durch Debinha (58.) zwischenzeitlich ausgeglichen hatte, kassierte nach dem 4:0 gegen WM-Debütant Panama den ersten Dämpfer im Turnierverlauf und verpasste den vorzeitigen Einzug in die K.o.-Phase.

"Der Druck war hoch, es war essenziell, dieses Spiel zu gewinnen, um in einer perfekten Position zu sein. Wir sind erst in der Gruppenphase, es ist noch ein weiter Weg", sagte Frankreich-Coach Renard im ZDF.

Frankreich nach Auftakt-Enttäuschung unter Druck

Als sich die beiden Teams letztmalig gegenüberstanden - im Februar 2022 bei einem Test-Turnier im französischen Caen - siegten "Les Bleues" ebenfalls mit 2:1. Die beiden Treffer für Frankreich erzielte damals Marie-Antoinette Katoto, die bei der aktuellen WM allerdings fehlt. Kreuzbandriss. Ebenso übrigens wie ihre Auswahl-Kollegin Delphine Cascarino.

Teamgeist, Zusammenhalt - so soll es bei Frankreich gehen

Derlei Ausfälle charakterisieren natürlich den bisherigen WM-Auftritt Frankreichs. Beim enttäuschenden 0:0 im Auftaktspiel gegen Jamaika war es vor allem die fehlende Durchschlagskraft im Angriff, die das Team von Trainer Hervé Renard bremste.

Der neu installierte Coach der Französinnen, der die im Frühjahr entlassene Corinne Diacre ersetzte, wurde in seinen ersten Dienstmonaten nicht müde, immer wieder sein Mantra zu wiederholen: "Zusammenhalt! Mannschaftliche Geschlossenheit! Teamgeist!". Das ist es, was der erfahrene Coach von seinen hervorragenden Individualistinnen einfordert.

Französische Intensität setzt Brasilien zu

Wie auch immer Renard diese Botschaft transportiert hat: Sie scheint angekommen zu sein bei den Mädels. Es war beeindruckend, mit welcher Willenskraft, mit welcher Vehemenz und mannschaftlichen Geschlossenheit "Les Bleues" die feinen südamerikanischen Fußballerinnen von der ersten Minute an unter Druck setzten.

Keine Sekunde Ruhe hatten Ary Borges, die dreifache Torschützin aus Brasiliens Auftaktpartie gegen Panama, und ihre Kolleginnen gegen die hochaggressiven Gegnerinnen. Brasilien wackelte von Beginn an, Frankreich bekam Chancen. Mittelfeldspielerin Sandie Toletti verpasste aus dem Rückraum knapp (6.), Le Sommer scheiterte wenig später mit einem Kopfball an Keeperin Leticia.

Le Sommer mit Köpfchen zum 1:0

In der 17. Minute fiel aber der verdiente französische Führungstreffer: Sakina Karchaoui leitete die Aktion mit einem Klasse-Diagonalball ein, der Kadidiatou Diani am Strafraumeck fand. In der Mitte lauerte erneut Le Sommer, deren Kopfball nach Dianis Ablage diesmal nicht zu halten war.

Die französische Nationalspielerin Eugenie Le Sommer bejubelt einen Treffer gegen Brasilien.

Eugenie Le Sommer jubelt über das 1:0.

Le Sommer, eine der erfahrenen Akteurinnen, die unter dem neuen Trainer ins Nationalteam zurückgekehrt waren, spielte wie aufgedreht. Die 34-jährige Torjägerin von Olympique Lyon war mit ihrer Dynamik kaum zu kontrollieren. Wie sie zudem grätschte und kämpfte - Brasiliens Verteidigerinnen waren beeindruckt.

Brasilien wehrt sich

Allerdings - und das machte diese Vorrundenpartie zu einem echten Genuss - hatten auch die Brasilianerinnen irgendwann verstanden, dass es nur mit gesteigertem Einsatz klappen würde. Sie schlugen mit eigener Zweikampfhärte zurück - und kamen allmählich besser ins Spiel. Borges erkämpfte in der 23. Minute den Ball im Mittelfeld, ihr Klasse-Zuspiel zu Debinha hebelte die französische Abwehr aus. Adriana kam am 16er völlig frei zum Schuss, sie setzte die Kugel allerdings am Tor vorbei. Da wäre natürlich erheblich mehr drin gewesen.

Die gut 50.000 Zuschauerinnen und Zuschauer in Brisbane durften sich glücklich schätzen: Ein Besuch dieser Partie war eine gute Entscheidung! Auch im zweiten Abschnitt blieb die Partie enorm hochklassig.

Brasilien packt zu und gleicht aus

Brasilien übernahm die Initiative, auch weil zu spüren war, dass der erste Abschnitt Frankreich einige Körner gekostet hatte.

Dennoch fiel der Ausgleich ein bisschen wie aus heiterem Himmel: Borges hatte wieder einen wichtigen Zweikampf gewonnen, legte an der Strafraumgrenze quer zu Kerolin, der abgewehrte Schuss landete vor den Füßen von Debinha. Die blieb aus 13 Metern cool und schob die Kugel an Frankreichs Keeperin Paulina Peyraud-Magnin zum 1:1 ins Netz (58.).

Die brasilianische Nationalspielerin Debinha bejubelt einen Treffer.

Debinha erzielte das zwischenzeitliche 1:1.

Schlagabtausch mit glücklichen Französinnen

Es war jetzt ein Schlagabtausch auf Augenhöhe. Chancen hüben (Frankreichs eingewechselte Vicki Becho vertändelte in der 68. Minute) wie drüben (Brasiliens Kerolin verpasste freistehend aus sechs Metern in der 75. Minute) konnten nicht genutzt werden.

So musste die "alte Dame" die Partie entscheiden: Frankreichs Abwehr-"Funkturm" Wendie Renard nutzte einen Eckball ihres Teams acht Minuten vor dem Ende, um zum 2:1 einzuköpfen. Das war's - daran änderte auch die späte Einwechslung von Brasiliens Ikone Marta nichts mehr (85.).

In den letzten Gruppenspielen haben aber beide Teams gute Aussichten aufs Weiterkommen. Frankreich spielt am Mittwoch (02.08.2023, 12 Uhr MESZ, live im Ersten und auf sportschau.de) gegen Panama. Zeitgleich trifft Brasilien auf Jamaika (live im Ersten und auf sportschau.de).

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau FIFA Frauen WM | 30.07.2023 | 06:15 Uhr