Südkoreas Nationaltrainer Colin Bell spricht bei einer Trainingseinheit mit Spielerinnen.

Erstes Gruppenspiel gegen Kolumbien Trainer Bell setzt bei Südkorea auf hohe Spielintensität

Stand: 24.07.2023 09:52 Uhr

Das lange Warten dürfte langsam nerven: Kolumbien und Südkorea steigen in der "deutschen" Gruppe H bei der Frauen-WM 2023 in Australien und Neuseeland erst am Dienstag (25.07.2023) ins Turnier ein. Südkoreas britischer Trainer Colin Bell hat viel Erfahrungen in Deutschland gesammelt - und fordert von seinem Team vollen Einsatz über die gesamte Spielzeit.

Von Uli Petersen

Zwei Spiele am Donnerstag, drei am Freitag, vier am Samstag und noch mal jeweils drei am Sonntag und Montag: Möglichkeiten, WM-Spiele im Fernsehen zu schauen, gab es für die Spielerinnen aus Kolumbien und Südkorea in den ersten Tagen des Turniers in Down Under natürlich jede Menge. Doch das war und ist natürlich nicht ihr Ziel, sie wollen endlich selbst ins Geschehen eingreifen.

Bevor es für Kolumbien am 30. Juli und für Südkorea am 3. August gegen das DFB-Team von Trainerin Martina Voss-Tecklenburg geht, sollen möglichst schon im Auftaktspiel im australischen Sydney am Dienstag (4 Uhr MESZ, im Livestream auf sportschau.de) drei Punkte her, um auf Kurs zu kommen für den anvisierten Einzug in die K.o.-Runde. Der andere Gegner in Gruppe H ist dann jeweils noch Marokko.

Beide Teams haben nur Außenseiter-Chancen

Wurden und werden in diesen Tagen die Favoritinnen auf den WM-Titel aufgezählt, hört man die Teamnamen der Südamerikanerinnen und die Asiatinnen nicht. Kolumbien ist zum dritten Mal bei einer Weltmeisterschaft dabei, Südkorea konnte sich zum vierten Mal qualifizieren. Und als bisher bestes Ergebnis steht bei beiden Mannschaften der Achtelfinaleinzug beim Turnier in Kanada 2015.

Die deutschen Gruppengegnerinnen gehören auf ihren Kontinenten zwar zu den stärksten Teams, konnten aber in der Vergangenheit in Vergleichen mit den Topmannschaften aus Europa oder Nordamerika meistens nicht mithalten.

Südkorea-Coach Bell trainierte unter anderem den 1. FFC Frankfurt

Durchaus interessant ist die Besetzung des Trainerspostens bei den Südkoreanerinnen: Seit 2019 ist dort mit dem Engländer Colin Bell erstmals ein ausländischer Trainer der verantwortliche Mann an der Seitenlinie und auch im Hintergrund. Zuvor hatte er jahrelang jede Menge Erfahrungen auch im deutschen Frauenfußball gesammelt. Unter anderem trainierte er den SC Bad Neuenahr (2011-2013), den Champions-League-Sieger 1. FFC Frankfurt (2013-2015) und den SC Sand (2016/2017).

"Natürlich bin ich Engländer, aber mein Fußball-Leben war überwiegend in Deutschland", erzählte Bell kurz vor der WM. Er habe sich über die Jahre vieles abgeschaut. "Diese Selbstverständlichkeit des Gewinnens, die die Deutschen immer verkörpert haben, diese Erwartung, dass man immer eine Chance hat - das versuche ich hier vorzuleben."

Der größte Unterschied zu großen Nationen sei die Kaderstärke. "Wir haben nicht so viele Spielerinnen der höchsten internationalen Klasse. In ganz Südkorea gibt es erst 1.400 registrierte Spielerinnen. In Japan sind es im Vergleich 800.000", sagte Bell, der als Ziel den Einzug ins Achtelfinale nannte.

Lee Youngju: "Wir haben uns als Team völlig verändert"

Der 61-Jährige gilt als Fußball-Stratege. Auch bei den Südkoreanerinnen setzt er vor allem auf eine hohe Spielintensität mit konsequentem Pressingverhalten, um mit den Topteams mithalten zu können. Nach drei Niederlagen in der Vorrunde 2019 soll es in diesem Jahr unter Bell besser laufen.

Mittelfeldspielerin Lee Youngju von Madrid CFF glaubt fest daran, dass das klappt: "Wir waren eine ganz andere Art von Fußball gewöhnt, doch unter Bell haben wir das Tempo unseres Spiels deutlich erhöht. Wir haben uns als Team in den vergangenen vier Jahren völlig verändert."

Casey Phair aus Südkorea kann WM-Geschichte schreiben

Mit der 18 Jahre alten Linda Caicedo und der erst 16-jährigen Casey Phair steht in beiden Mannschaften jeweils ein überragender Jungstar. Die Kolumbianerin Caicedo, die für Real Madrid stürmt, wurde bei der Copa America im vergangenen Jahr zur besten Spielerin des Turniers gewählt und begeisterte auch bei der U17- und U20-WM mit ihrem Können.

Für Caicedo, die den Spitznamen "La Neymar" hat, ist es nun in Down Under genauso der erste Auftritt auf der "großen" WM-Bühne wie für die Südkoreanerin Phair. Sollte die in New Jersey in den USA geborene Fußballerin gegen Kolumbien eingesetzt wird, wäre sie mit 16 Jahren und 26 Tagen übrigens die jüngste Spielerin der Turniergeschichte.

Erfahrene Spielerinnen im Kader von Kolumbien

Kolumbiens Trainer Nelson Abadía setzt neben Caicedo in seinem Kader vor allem auf Erfahrung. Allen voran auf María Catalina Usme und Daniela Montoya. Die 33-jährige Usme ist im Sturm gesetzt. Mit 48 Toren ist sie in der Nationalmannschaft ihres Landes unübertroffen - und sie hat auch beim bisher einzigen Sieg in einem WM-Spiel getroffen: 2015 beim 2:0 gegen Frankreich.

Montoya ist ein Jahr jünger als Usme und im Mittelfeld zu Hause, wo sie für die nötige Balance zwischen Abwehr und Angriff sorgt. Ihr Treffer gegen Mexiko (1:1) wurde zum zweitschönsten der WM 2015 gewählt.

Fakten zum Spiel

- Spiele gegeneinander: erste Partie

- FIFA-Ranking: Kolumbien Platz 25 / Südkorea Platz 17

- Beste WM-Platzierung: Kolumbien - Achtelfinale 2015 / Südkorea - Achtelfinale 2015

- Fun Fact: Südkoreas Frauen-Nationalmannschaft kassierte in ihrem ersten Länderspiel überhaupt die bis heute höchste Niederlage: Am 6. September 1990 unterlag sie Japan in Seoul mit 1:13.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau FIFA Frauen WM | 25.07.2023 | 07:03 Uhr