Barcelonas Robert Lewandowski bejubelt sein Tor zum 0:2 gegen Cadiz.

Champions-League-Spiel beim FC Bayern Barcelonas Lewandowski - Rückkehr eines Abtrünnigen

Stand: 13.09.2022 08:57 Uhr

"Ein fantastischer Neuzugang" - beim FC Barcelona schwärmen sie nicht nur wegen seiner Tore von Robert Lewandowski. Nun kommt es in der Champions League zum Wiedersehen mit seinem Ex-Klub Bayern München. Dort überlegen sie nun, wie sie Lewandowski stoppen können - und wie sie Thomas Müller in Position bringen.

Kürzlich hat sich Robert Lewandowski einmal in ungewohnter Umgebung wiedergefunden. Als der FC Barcelona am Samstag in der Primera División beim FC Cádiz spielte, saß er nur auf der Ersatzbank. Da hatte man ihn lange nicht gesehen, nur war diesmal eben Schonung angesagt.

Es lief die 57. Minute, als Lewandowski eingewechselt wurde, da stand es 1:0. Fortan war es ein anderes Spiel. Ein Tor erzielte Lewandowski selbst, zwei Treffer bereitete er vor. Überhaupt hat man nicht erst seit dem Spiel in Cadiz den Eindruck, dass es gerade zwei Barcelonas gibt - eins mit Lewandowski und eins ohne ihn.

Lewandowski, 34, ist noch nicht lange bei Barca, sein Transfer vom FC Bayern Mitte Juli war begleitet von Misstönen. Lewandowski wollte den Wechsel unbedingt, die Bayern wollten ihn verhindern. Das Ende ist bekannt. Es war nach 375 Pflichtspielen mit 344 Toren und 19 Titeln das Ende einer Ära - und es war kein schönes.

In Spanien nennen sie Lewandowski "Mr. Gol"

In Barcelona, man kann das anders nicht schreiben, ist der erste Eindruck dann doch recht positiv. In sechs Pflichtspielen hat Lewandowski neun Tore erzielt, die Zeitung "Sport" hat ihn "Mr. Gol" getauft. Eine Übersetzung erübrigt sich.

Es sind aber nicht nur Lewandowskis Tore, die sie in Barcelona bewundern. Barcelonas Trainer Xavi Hernandez, den alle nur Xavi nennen, hat in den vergangenen Wochen oft über Lewandowski gesprochen. Vor einigen Tagen hat er es dann mit einer Drohung versucht. Ihm gingen bald die Worte aus, um Lewandowski zu loben, sagte Xavi - und stimmte dann doch eine Lobeshymne an.

"Wie er spielt und dadurch die Mannschaft spielen lässt, den Mitspieler findet, den Raum lesen kann, sein Pressing. Ich bin einfach begeistert von ihm", sagte Xavi. "Er ist ein Anführer, ein Gewinner, einfach ein unglaublich fantastischer Neuzugang."

Nagelsmann, Barcelona und eine unbrauchbare Festplatte

Das also ist die Stimmungslage in Barcelona. Mit Lewandowski, das ist die Hoffnung, könnte es auch gegen einen Angstgegner klappen. Am Dienstagabend (13.09.2022) tritt der FC Barcelona in der Champions League beim FC Bayern in München an. Von den vergangenen vier Spielen gegen die Bayern hat Barcelona keins gewonnen, vor zwei Jahren stand es einmal sogar 2:8.

Für die Bayern erzielte Lewandowski ein Tor und bereitete eins vor - das immerhin wird dem FC Barcelona diesmal eher nicht passieren.

Natürlich ist in den Tagen vor dem Spiel viel über die Personalie Lewandowski und dessen Reise in die Vergangenheit berichtet worden. Bayerns Trainer Julian Nagelsmann etwa hatte beobachtet, dass Barcelona mit Lewandowski ganz anders spiele als ohne ihn. Er sagte: "Sie haben einen ganz anderen Geist. Die Eindrücke der letzten zwei, drei, vier Duelle gegen Barcelona kann man von der Festplatte löschen."

Nagelsmann und Müller über Lewandowski

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Bayern ohne Lewandowski - viele Beine, neue Taktik

Beim FC Bayern haben sie auf den Wechsel von Lewandowski mit einer taktischen Anpassung reagiert. Sie spielen dort ohne Lewandowski einen anderen Fußball, variabler und ohne einen echten Mittelstürmer. Im neuen 4-2-2-2-System wechseln sich nun Sadio Mané, Thomas Müller, Jamal Musiala, Kinglsey Coman, Leroy Sané, Serge Gnabry und manchmal auch Mathys Tel auf den vier offensiven Positionen ab.

In den ersten drei Ligaspielen erzielten die Bayern 15 Tore, über Lewandowski haben sie dann kaum noch gesprochen. Doch ausgerechnet nun, wo Lewandowski für einen Abend zurückkehrt, um die Bayern zu ärgern, haben die so ihre Probleme. Auch mit dem Toreschießen. Zuletzt gab es in der Liga drei Unentschieden nacheinander, die Bayern hatten viele Chancen, trafen aber nur viermal.

Gegen Barca trifft Müller eigentlich immer

Thomas Müller ist einer, der das kann mit dem Toreschießen. Getroffen hat er in dieser Saison aber erst einmal. Am Tag des Wiedersehens mit Lewandowski hat Müller Geburtstag, er wird 33. Er hat Lewandowskis acht Jahre in München vom ersten bis zum letzten Tag miterlebt, sie waren vielleicht nicht immer einer Meinung, haben einander aber viele Tore aufgelegt.

Zuletzt, sagte Müller, sei oft der Neuzugang Mané zu ihm gekommen und habe immer denselben Scherz gemacht. Dass er, also Müller, bloß nicht "aus Versehen einen Pass zu Lewy", also Lewandowski, spielen solle. Ein Pass zu Mané sei dann schon die bessere Variante.

Womöglich besinnt sich Müller auch auf eine Statistik, die gerade oft zitiert wird. Der FC Barcelona kommt darin vor, es geht auch um die Bayern und um Müller. Da steht dann was von sieben Spielen und acht Toren, und man weiß das dann: Gegen Barcelona trifft Müller eigentlich immer.