Fußball | Champions League Endspiel oder Achtelfinale - die Champions-League-Chancen der Bundesligisten

Stand: 13.09.2021 19:00 Uhr

Vom Finale träumen? Oder nur die Gruppenphase überstehen? Mit unterschiedlichen Erwartungen und Aussichten startet das Bundesliga-Quartett in die Champions League.

Die Ambitionen des FC Bayern in der Champions League sind hinterlegt (ab 21 Uhr live hören und im Sportschau-Liveticker). "Zu den besten drei Klubs in Europa" wollen die Münchner weiterhin zählen, wie Präsident Herbert Hainer erst wieder betonte.

Bei den anderen Teilnehmern klingen die Formulierungen weniger selbstbewusst: RB Leipzig wäre schon froh, diesmal die Gruppenphase zu überstehen. Ähnlich formulieren auch Borussia Dortmund und der VfL Wolfsburg die Erwartungen. Ein Überblick über die vier deutschen Starter.

FC Bayern München

Meister in Deutschland war der FC Bayern schon 31 Mal, Pokalsieger immerhin 20 Mal. Wer eingedenk dieser erdrückenden nationalen Dominanz schlussfolgert, dass sich die Münchner vor allem auf ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit fokussieren, liegt nicht falsch. Jüngst hat Bayern-Präsident Hainer auf der Sportbusinessmesse Spobis in Düsseldorf verkündet, man wolle die nächsten Jahre wie selbstverständlich zu den Top drei in Europa gehören. "Das ist der Anspruch."

Denn im Wettstreit mit den großen Marken müssen sich die Münchener auch wirtschaftlich nicht verstecken: 2019/2020 wies die Bilanz bei einem Umsatz von 664 Millionen Euro einen Personalaufwand (für alle Angestellten) von 340 Millionen aus - jeder kann sich leicht ausrechnen, was die Hauptdarsteller wie Manuel Neuer, Joshua Kimmich, Thomas Müller und Toptorjäger und Topverdiener Robert Lewandowski einstreichen.

Nur die Bayern haben wirtschaftlich und sportlich das Zeug, das Erreichen des Viertelfinales fast schon zum Minimalziel auszurufen. Das Überstehen der Gruppenphase gegen den FC Barcelona, Benfica Lissabon und Dynamo Kiew wird vorausgesetzt. Trainer Julian Nagelsmann kennt die hohen Erwartungen an ihn. Und er weiß, dass ihn in der K.o.-Phase am besten nicht das Verletzungspech ereilt.

Wie im vergangenen Jahr. Rückblickend ist nicht nur Hainer überzeugt, dass die Viertelfinalduelle im Frühjahr gegen Paris St. Germain (2:3, 1:0) anders ausgegangen wäre, wenn nicht Lewandowski gefehlt hätte. Auch jetzt könnte die fehlende Kadertiefe zum Problem werden, hier haben vor allem englische Topklubs wie der FC Chelsea, Manchester City oder der FC Liverpool deutlich mehr Möglichkeiten. In Bestbesetzung ist dem FC Bayern indes auch international immer noch viel zuzutrauen.

RB Leipzig

Schlimmer hätte es kaum kommen können. Als die Lose für die Gruppenphase gezogen wurden, fuhr den Verantwortlichen des deutschen Vizemeisters ein Schreck durch die Glieder. Manchester City und Paris St. Germain, die Kaliber mit den unbegrenzten Möglichkeiten, sind die Gegner von RB Leipzig.

"PSG und Man City gehören zurzeit sicherlich zu den besten Teams der Welt, wenn sie nicht die beiden besten sind", sagte Trainer Jesse Marsch, der aber viel zu optimistisch und kämpferisch ist, um darauf nicht einen Ansporn für sein in der Liga schlecht aus den Startlöchern gekommenes Ensemble abzuleiten: "Das sind die großen Spiele, für die wir brennen. Wir müssen sie genießen – und natürlich an unser absolutes Limit kommen", betonte der US-Amerikaner im Fachmagazin "Kicker".

Immerhin wird der Brauseklub von der internationalen Konkurrenz hoch angesehen. Sein Vorgänger Julian Nagelsmann schaffte es im Vorjahr, sich in einer Gruppe mit Paris und Manchester United durchzusetzen und bis ins Halbfinale einzuziehen. Der Versuch einer Wiederholung dieses Coups startet am Mittwoch beim von Pep Guardiola trainierten englischen Meister. Wirklich recht ist selbst Mutmacher Marsch diese erste Dienstreise nicht: "City ist im Vergleich zu PSG das vielleicht homogenere Team. Und ich hatte gehofft, dass wir später gegen sie spielen, weil wir noch mitten in unserem Prozess sind."

Borussia Dortmund

Eigentlich gibt es wenig, was bei Borussia Dortmund die Vorfreude auf die Königsklasse trübt. Allenfalls die Tatsache, dass die türkische Regierung wegen der Corona-Lage noch keine ausländischen Anhänger in die Stadien lässt: Die Auftaktaufgabe bei Besiktas Istanbul müssen die Westfalen am Mittwoch also ohne ihre Fans bestreiten.

Ansonsten aber hätte es deutlich schlimmer kommen können, als in einer Gruppe gegen den türkischen Meister, Sporting Lissabon und Ajax Amsterdam antreten zu müssen. Wer eine Naturgewalt wie Erling Haaland in seinem Kader hat, sollte diese Herausforderungen überstehen.

Der BVB muss zudem allein aufgrund seiner finanziellen Kennzahlen - 473 Millionen Euro Umsatz, 215 Millionen Personalaufwand in 2019/2020 - den Achtelfinaleinzug zum Anspruch erheben. In der Vorsaison setzte im Viertelfinale gegen Manchester City (1:2, 1:2) der spätere Finalist das Stoppschild, vor allem im Rückspiel verkaufte sich das junge Dortmunder Team aber prächtig. Spieler wie Jude Bellingham oder Giovanni Reyna brauchen diese Bühne zur Weiterentwicklung.

VfL Wolfsburg

Für Bundesliga-Tabellenführer VfL Wolfsburg kommt der Auftakt in die Champions League genau zum richtigen Zeitpunkt. Nach dem makellosen Ligastart dürfen die Niedersachsen am Dienstag ihrem Gastspiel beim französischen Meister OSC Lille optimistisch entgegensehen. Denn ganz anders als die Norddeutschen ist Lille höchst mittelmäßig in die neue Spielzeit gestartet, der aktuelle Rang zwölf ist für den Titelverteidiger enttäuschend.

Dennoch warnt Trainer Mark van Bommel davor, die Gastgeber zu unterschätzen. "Natürlich haben wir eine Chance gegen Lille und auch eine Chance, in unserer Gruppe zu bestehen. Aber das glauben die anderen Klubs natürlich auch", sagte der Niederländer vor der Abreise in den Norden Frankreichs. Die weiteren Wolfsburger Gegner in der Gruppenphase sind der FC Sevilla und der österreichische Meister RB Salzburg.

Wie das klappt mit dem Weiterkommen weiß van Bommel, der 44-Jährige hat als Spieler weit mehr Erfahrung in der Königsklasse gesammelt als seine aktuellen Schützlinge. 76 Einsätze stehen in den Statistiken, mit dem FC Barcelona gewann er 2006 den Henkelpott, vier Jahre später stand der VfL-Coach mit dem FC Bayern im Finale. "Ich kann den Jungs dazu natürlich einige Sachen erzählen, aber die Königsklasse muss man selbst erfahren und erleben."