Harry Kane

17 Tore in elf Spielen Kane bereits besser als Torschützenkönige

Stand: 11.11.2023 17:53 Uhr

Obwohl Harry Kane erst kurz bei Bayern München ist, trifft er wie am Fließband. Nach elf Spieltagen hat er nun bereits die Torschützenkönige der Vorsaison übertrumpft.

Man könnte Harry Kane als Duracell-Torjäger bezeichnen. Denn der Stürmer des FC Bayern München trifft und trifft und trifft und ... Sie wissen schon. Das war zu seiner Zeit bei den Tottenham Hotspur so, als er in 430 Pflichtspielen 278 Tore erzielte und zum zweiterfolgreichsten Knisper der Premier-League-Geschichte wurde, und es ist auch jetzt schon beim deutschen Rekordmeister so.

Florian Eckl, Sportschau, 09.11.2023 08:03 Uhr

21-mal hat Kane in seinen ersten 16 Spielen bei den Bayern bereits getroffen, allein in den vergangenen vier Partien gegen Darmstadt 98 (8:0), bei Borussia Dortmund (4:0), in der Champions League gegen Galatasaray (2:1) und in der Liga gegen den 1. FC Heidenheim (4:2) erzielte der Kapitän der englischen Nationalmannschaft zehn Tore. Mit seiner Ausbeute ist er in der aktuellen Saison der erfolgreichste Stürmer in ganz Europa.

Die erfolgreichsten Stürmer in Europa in dieser Saison (Stand 11.11.2023)
Spieler Verein Pflichtspieltore
Harry Kane FC Bayern München 21
Serhou Guirassy VfB Stuttgart 16
Erling Haaland Manchester City 15
Kylian Mbappé Paris St. Germain 15
Santiago Gimenez Feyenoord Rotterdam 15
Mauro Icardi Galatasaray 15
Lautaro Martinez Inter Mailand 14
Vangelis Pavlidis AZ Alkmaar 14
Jude Bellingham Real Madrid 13

Neuer bezeichnet Kane als "Phänomen"

Etwa 100 Millionen Euro hat sich der FC Bayern die kane'schen Dienste kosten lassen, eine Summe, die in der Vergangenheit immer wieder von den Verantwortlichen ausgeschlossen worden war, sich aber ganz offenbar bezahlt macht. "Wir können uns auf ihn verlassen. Die guten Leistungen, die er schon in der Premier League und in der Champions League vorher gezeigt hatte, die hat er mit in die Bundesliga genommen. Er ist ein Phänomen und wir sind stolz, dass er bei uns in der Mannschaft spielt", sagte Manuel Neuer bei "DAZN". Und sein Trainer Thomas Tuchel schwärmte: "Die Leistung erzählt die Geschichte, da braucht es keine weiteren Worte."

"Ich würde nicht unbedingt sagen, dass ich überrascht bin, aber ich bin sehr glücklich", sagte Kane nach dem Galatasaray-Spiel über seinen Blitzstart in München: "Man weiß nie, wie ein Start verläuft, aber ich denke, dass ich die Jungs immer besser kennenlerne. Und wenn man so ein gutes Gefühl hat, fallen die Tore fast von alleine." Das war dann auch am Samstag gegen Heidenheim so. Mit seinen Saisontoren 16 und 17 übertraf er schon am 11. Spieltag die Ausbeute, die Christopher Nkunku und Niclas Füllkrug (mit 16 Treffern) in der vergangenen Saison zu Torschützenkönigen gemacht hatte.

Dreesen wagt den Vergleich mit "Bomber" Müller

Ganz so selbstverständlich wie Kane selbst sehen seine Vorgesetzten die Leistungen nicht. "Er steht in den Momenten an der richtigen Stelle, das ist seine Qualität. Wenn man überlegt, was ein richtiger Neuner können muss, ist es, an der richtigen Stelle zu stehen", sagte Klubchef Jan-Christian Dreesen: "Wenn der Ball kommt und er macht ihn rein - das hat Gerd Müller, um mal einen ganz großen als Remineszenz zu nehmen, auch getan. Dazu steht Harry aber nicht nur vorne, er arbeitet auch nach hinten und schafft Räume."

Mit Kane haben die Bayern offenbar also ein Gesamtpaket (er hat auch schon sieben Treffer vorbereitet) bekommen, dessen Torquote jedoch herausragt. Und der Müller-Vergleich kommt nicht von Ungefähr, denn der Bundesliga-Neuling befindet sich bereits auf einer ausgiebigen Rekordjagd. 15 Ligatreffer nach zehn Spieltagen hatte bisher nämlich nur der "Bomber der Nation" bisher vorzuweisen, direkt nach einem Vereinswechsel hatte es noch keiner geschafft. Für 17 Tore nach elf Partien gilt das gleiche.

"Noch ein langer Weg" zum Lewandowski-Rekord

Auch Robert Lewandowski traf in der Saison 2020/21, in der er den Saisonrekord von 41 Toren aufstellte, "nur" zwölfmal in den ersten zehn Spielen. Genau dieser Rekord scheint nun schon drei Jahre später gehörig zu wackeln. "Das ist noch ein langer Weg. Robert war fantastisch für den Klub und ist einer der besten Stürmer der Welt in der letzten Zeit", sagte Kane bei "ESPN": "Wir sind noch weit davon entfernt, aber ich muss einfach mit dem weitermachen, was ich gerade mache."

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Und aktuell spricht recht wenig dagegen, zumal das Zusammenspiel mit seinen neuen Spielern ganz offensichtlich besser wird - und er selbst auch. "Ich lerne immer dazu, werde jedes Jahr besser. Und das versuche ich auch für den Rest meiner Karriere", sagte Kane: "Ich bin 30 Jahre alt, da ist also noch einiges an Zeit übrig, sich noch zu verbessern. Mit den Jungs um mich herum und mit den vielen Chancen, die ich bekomme, werde ich hoffentlich noch einige Tore schießen."

Auch Thomas Müller, der Lewandowski als Vorlagengeber zum Rekord verholfen hatte, glaubt an die Wachablösung. "Ich traue Harry alles zu. Wir müssen ihn nur oft genug in Position bringen", sagte der deutsche Nationalspieler: "Wenn er in der Nähe des Strafraums oder innerhalb zum Abschluss kommt, dann ist die Gefahr schon hoch, dass der Ball auch mal drin ist."

Kane trifft viel häufiger als erwartet

Denn Kane braucht nur wenige Chancen, um seine Tore zu erzielen. Der Wert der "expected goals" (xG), der die Wahrscheinlichkeit der erzielten Treffer anhand der Torchancen berechnet, liegt nicht nur zum neunten Mal in den vergangenen zehn Jahren unter seinen tatsächlichen Erfolgserlebnissen, sondern ist aktuell auf einem außergewöhnlichen Niveau. 10,67 Tore hätten es vor dem Heidenheim-Spiel laut xG-Statistik in der Bundesliga sein müssen, 15 sind es aber bereits.

Herausragend sind dabei seine Abschlüsse mit dem rechten Fuß. Mit dem Kopf und dem linken Fuß liegt Kane leicht im Plus, mit rechts hat er aber nicht nur bereits elfmal getroffen, sondern damit auch viermal häufiger als bei seinen Gelegenheiten zu erwarten war.

Zuletzt gegen Dortmund zeigte Kane beeindruckend, mit welcher Selbstverständlichkeit er freistehend auch einem Toptorhüter wie Gregor Kobel überhaupt keine Chance lässt. Dass der Angreifer auch bei Elfmetern (drei von drei in der Bundesliga) sicher ist, hilft natürlich auch enorm.

Das Manko der Kane-Karriere

In dieser Form ist Kane auf seiner Rekordjagd kaum aufzuhalten. Doch in erster Linie sollte es ihm in München nicht darum gehen, solche individuellen Bestmarken anzupeilen, sondern darum, endlich mal große Erfolge mit seiner Mannschaft zu feiern. Trotz aller persönlichen Errungenschaften hat Kane nämlich weder mit seinen Klubs noch mit der Nationalmannschaft einen Titel holen können.

Im DFB-Pokal (Kane spielte beim 1. FC Saarbrücken nicht) gibt es die Möglichkeit nicht mehr, in der Bundesliga wird offenbar vor allem Tabellenführer Bayer Leverkusen sehr schwer zu knacken sein und in der Champions League ist die Konkurrenz bekanntermaßen ohnehin am größten. Sollte Kane am Ende der Saison also Rekorde aufstellen, zählen die eigentlich nur etwas, wenn ein Teil der Tore auch wirklich (titel)entscheidend ist. Müller und Lewandowski waren ihm da deutlich voraus.