Fußball | Bundesliga 5.000 Elfmeter in der Bundesliga - Rekorde, Rollenspiele, Retrospektive

Stand: 12.12.2021 18:15 Uhr

Der Elfmeter feiert Jubiläum - Zeit für eine Würdigung in Statistiken und Geschichten: Ex-Keeper Hans Jörg Butt kommt vor, auch der längst vergessene Stuttgarter Michael Nushöhr. In Mainz zielen sie besonders gut, in Dortmund nicht immer.

Ein Elfmeter für die Geschichtsbücher: Bayer Leverkusens Patrick Schick hat am Sonntag (12.12.2021) den 5.000 Elfmeter in der Geschichte der Fußball-Bundesliga getreten - und sicher verwandelt. Er schoss in die Mitte, Eintracht Frankfurts Torhüter Kevin Trapp flog in die rechte Ecke. Schick ist damit in guter Gesellschaft: 3.744 Elfmeter sind in der Bundesliga verwandelt worden, knapp 75 Prozent.

Ein guter Moment, um das alles noch einmal aufzuschreiben. Die Geschichte des Elfmeters ist eine Geschichte von Torhütern, die Strafstöße verwandeln und Feldspielern, die parieren. Von Rekorden, die bleiben und solchen, die keiner will.

Als Nushöhr drei Elfmeter in einem Spiel verwandelte

An einem Tag Anfang Februar 1986 hat Michael Nushöhr einen Rekord aufgestellt, der bis heute Bestand hat. Nushöhr, damals 23 und Verteidiger beim VfB Stuttgart, trat gegen Hannover 96 dreimal aus elf Metern an und verwandelte immer.

Die Hose kurz, der Schnurrbart mächtig, die Wollhandschuhe weiß - Nushöhr am Elfmeterpunkt, es ist ein Bild, das geblieben ist.

Später hat Nushöhr der Sportschau einmal von diesem Tag erzählt. "Beim dritten Mal", sagte Nushöhr, "wusste ich schon gar nicht mehr, was ich machen sollte."

Er hat dann einfach verwandelt, mit dem linken Fuß links oben in den Winkel. Nushöhr hat noch einige Jahre Bundesliga gespielt, aber getroffen hat er nur noch einmal - natürlich per Elfmeter.

Schjönberg und Rosenthal - Feldspieler, die auch Torhüter können

Da stand nun Dieter Hecking und sah einigermaßen entsetzt aus. An einem Tag Anfang Dezember 2008 hatte Hecking, damals Trainer von Hannover 96, im Derby gegen den VfL Wolfsburg bereits dreimal gewechselt, als Torhüter Florian Fromlowitz Rot sah.

Wechseln durfte Hecking nicht mehr, es musste ein Feldspieler ins Tor. Die Wahl fiel auf Jan Rosenthal. Es war eine gute Wahl: Rosenthal parierte den Elfmeter von Edin Dzeko - und schrieb damit ein Stück Bundesliga-Geschichte.

Bis heute ist Rosenthal einer von nur zwei Feldspielern, die in der Bundesliga als Torhüter einsprangen und einen Elfmeter hielten. Sonst hat das nur Michael Schjönberg geschafft, ein Däne (und ehemaliger Hannoveraner) und in der Saison 1999/20 eigentlich Verteidiger des 1. FC Kaiserslautern.

Als sich am 33. Spieltag nacheinander die Torhüter Georg Koch und Uwe Gospodarek verletzten, schickte Trainer Otto Rehhagel eben Schjönberg ins Tor. Und der hielt einen Elfmeter von Alexander Iashvili.

"Butt, Butt, Butt" - und die Gefahr ist nah

Hans Jörg Butt, 47, war mal Torhüter, auch Nationalspieler. Doch in Erinnerung bleiben wird er wegen seiner Elfmeter. Butt konnte das gut: Sich den Ball zurechtlegen und anlaufen, aus elf Metern traf er meist.

Von 31 Elfmetern verwandelte er 26 - das hat ihm noch kein Torhüter nachgemacht. Wenn Butt sein Tor verließ und sich auf den Weg zum gegnerischen Tor machten, riefen die Fans "Butt, Butt, Butt". Für den Gegner war das ein Alarmsignal.

Kaltz - er konnte nicht nur flanken

Wenn man über Manfred Kaltz, den alle nur "Manni" nennen, spricht, ist da immer auch die Erinnerung an seine Flanken. Krumm waren sie, da war viel Effet - und sie waren schwer zu verteidigen. Kaltz' liebster Abnehmer war Horst Hrubesch, der das Zusammenspiel ganz wunderbar auf den Punkt brachte. Hrubesch sagte: "Manni Banane, ich Birne, Tor."

Dass Kaltz nicht nur Bananenflanken konnte, daran erinnert die Statistik. In der Bundesliga trat Kaltz 60-mal zum Elfmeter an, er traf 53-mal - Ligarekord.

Als Dortmund vom Punkt immer scheiterte - und Meister wurde

An die Saison 2010/11 erinnern sie sich in Dortmund gerne. Es war die Spielzeit, in der der BVB mit einer jungen Mannschaft (Götze! Hummels! Lewandowski!) Meister wurde und Jürgen Klopp einen ersten Schritt Richtung Welttrainerwerdung unternahm. Nur vom Punkt schwächelte Dortmund: Fünf Elfmeter, fünf Fehlschüsse, viermal nacheinander scheiterte alleine Nuri Sahin.

Es ist doppelter Ligarekord: Kein anderer Verein hat in einer Saison bei fünf oder mehr Versuchen alle Elfmeter vergeben. Nie hat ein Spieler mehr Elfmeter in Serie verschossen als Sahin.

Die sichersten Schützen - Scholl traf immer

In der Historie der Bundesliga gibt es nur fünf Spieler, die mindestens zehnmal zum Elfmeter antraten und immer trafen. Mehmet Scholl (11 von 11 Elfmeter verwandelt) gehört dazu, Rekordhalter aber ist Hans-Joachim Abel (16/16).

Einer hätte diesen Rekord brechen können: Max Kruse, Stürmer-Filou in Diensten von Union Berlin, hatte ebenfalls 16 Elfmeter in seiner Karriere in der Bundesliga geschossen, meist traumhaft sicher verwandelt. Bis zum November 2020, Auswärtsspiel in Köln. Union bekam einen Elfmeter zugesprochen. Kruse lief an - und verschoss. Im Nachschuss traf er, half aber nichts. Der Rekord war futsch.

Und Kruse? Quittierte die Szene mit einem Lächeln.

Elfmeter können sie in Mainz

Diese Gefühl der Enttäuschung, wenn ein Schütze zum Elfmeter anläuft und nicht trifft - in Mainz werden sie sich daran nicht mehr erinnern. Seit achteinhalb Jahren hat kein Mainzer Spieler mehr in der Bundesliga einen Elfmeter vergeben, bei 32 Versuchen durfte der 1. FSV 32-mal jubeln - besser hat in der Ligageschichte noch keine Mannschaft gezielt.