NHL-Profi Tim Stützle

NHL-Profi im Porträt Tim Stützle – das deutsche Ausnahmetalent

Stand: 24.02.2023 15:32 Uhr

NHL-Profi Tim Stützle spielt seit Dezember 2020 für die Ottawa Senators. Obwohl bei seinem Team nicht alles glatt läuft, glänzt der 21-jährige Deutsche mit zahlreichen Toren und Vorlagen. Das Porträt eines Eishockey-Ausnahmetalents.

Von Julian Meiser

Haie-Coach und Ex-Bundestrainer Uwe Krupp bezeichnet ihn nicht zu Unrecht als Ausnahmetalent: Tim Stützle. Im Dezember 2020, mit gerade einmal 18 Jahren, wagte er den Schritt aus der DEL in die NHL, wo er seitdem für die Ottawa Senators aufläuft. Schnell hat sich der aus Viersen stammende Stürmer in der nordamerikanischen Profiliga einen Namen gemacht.

Obwohl es für die "Sens" in der Regular Season der Atlantic Division nicht rund läuft und das Erreichen der Playoffs in weiter Ferne liegt, blüht Stützle auf. In der aktuellen Spielzeit sammelte er in bisher 52 Partien (Stand 23. Februar) starke 59 Scorerpunkte (26 Tore, 33 Vorbereitungen).

NHL-Profi Tim Stützle sieht noch Verbesserungspotenzial

Sein daraus gewonnenes Selbstvertrauen ist ihm im Gespräch deutlich anzumerken: "Der Trainer (D.J. Smith, d. Red.) vertraut mir in allen Situationen. Ich spiele super viel, das war mein Ziel dieses Jahr." Seines Talents und seiner Leistungsfähigkeit ist sich der ehemalige Spieler der Adler Mannheim bewusst.

Dennoch wirkt Stützle, der schon zu Jugendzeiten in Krefeld die Schüler-Bundesliga kurz und klein schoss, bodenständig und geerdet. Kontinuierlich reflektiert der schnelle und wendige Stürmer selbstkritisch sein eigenes Spiel. An seiner Chancenverwertung müsse er nach wie vor noch arbeiten, erklärt der 21-Jährige, der sich trotz jungen Alters wie ein erfahrener Medienprofi verhält, ohne dabei an Authentizität zu verlieren.

Tim Stützle in Aktion

Stützle im Trikot der Ottawa Senators

Tim Stützle knüpft WM-Teilnahme an Bedingungen

Wegen seiner überzeugenden Leistungen ist Tim Stützle natürlich auch im Hinblick auf die anstehende WM in Finnland und Lettland (12. bis 28. Mai) im Fokus von Bundestrainer Harold Kreis. Für Stützle wäre eine erneute Nominierung eine große Ehre und für die deutsche Mannschaft zweifelsfrei eine Bereicherung. Allerdings gibt es einen Haken.

Seine Teilnahme am Turnier knüpft Stützle an die Bedingungen, dass sein Team die Playoffs verpasst und er die laufende NHL-Saison verletzungsfrei übersteht. Erneut mit Blessuren in eine WM zu starten, wie er es 2022 tat und anschließend verletzt zurück nach Ottawa kam, möchte Stützle nicht mehr riskieren.

"Im Endeffekt bezahlt Ottawa mich und wenn ich nicht hundertprozent fit zur neuen Saison komme, dann habe ich ein großes Problem", konstatiert Stützle, der bis 2031 an die Senators gebunden ist und in diesem Zeitraum ein Gehalt von umgerechnet etwa 63 Millionen Euro einstreichen wird. Hinter Leon Draisaitl von den Edmonton Oilers ist Stützle damit der bestverdienende Deutsche in der National Hockey League.

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Tim Stützle ist in Ottawa ein Star

Darüber, dass er im kalten kanadischen Ottawa mittlerweile regelmäßig erkannt werde, ist Stützle dankbar. Sich hinter einer Sonnenbrille oder unter einer ins Gesicht gezogenen Baseballcap zu verstecken, wie es die Stars aus NBA und NFL gerne machen, kommt für ihn nicht infrage. Fotos mit Fans? Macht er ausgesprochen gerne.

Neben der wachsenden Popularität bedeutet Stützles Dasein als NHL-Profi eine große körperliche Belastung. Allein die Regular Season in der Eastern Conference umfasst 82 Partien, fast jeden zweiten Tag steht ein Pflichtspiel an, hinzu kommen unzählige Flugreisen, intensive Trainingseinheiten und eventuell die Playoffs oder die WM.

Viel Zeit für actionreiche Hobbys bleibt Tim Stützle entsprechend nicht. Darüber scheint er allerdings nicht unglücklich zu sein: "Ich bin oft auf der Couch, entspanne ein bisschen. Ich versuche, so viel wie möglich zu regenerieren."

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Stützle über Zoff mit Referees: "Sicherung durchgebrannt"

Steht Tim Stützle auf dem Eis, geht es oftmals sowohl körperlich als auch verbal ruppig zu. Nicht nur zwischen den Eishockeyprofis fliegen die Fetzen, auch die Unparteiischen bekommen nicht selten den Frust der Spieler ab. Selbst der besonnen daherkommende Stützle verliert bei all dem Adrenalin manchmal die Fassung und lässt seinen Frust am Schiedsrichtergespann aus.

"Wenn ich mal was zum Schiedsrichter gesagt habe, dann komme ich nach dem Spiel wieder zu ihm zurück und sage: 'Tut mir leid, da ist mir die Sicherung durchgebrannt", erläutert Stützle und weist darauf hin, dass beim Eishockey alles auf dem Eis geklärt wird – und genau diese Emotionalität schätzt Stützle.