Das deutsche Basketballteam bejubelt den Viertelfinal-Sieg gegen den Favoriten Griechenland bei der Basketball-EM.

Deutsche Basketballer im EM-Halbfinale Franz Wagner will "alles", Schröder will Herberts Kreditkarte

Stand: 14.09.2022 08:39 Uhr

Nach dem Sieg gegen Griechenland und dem Einzug ins Halbfinale der EM ging es hoch her bei Deutschlands Basketballern.

"Halbfinale!", brüllte Deutschlands euphorischer Basketball-Anführer Dennis Schröder in den Katakomben, dann schlug er mehrere Male kräftig mit der Hand gegen die Wand. Das famose 107:96 gegen Mitfavorit Griechenland und NBA-Superstar Giannis Antetokounmpo beschert dem EM-Gastgeber nicht nur das erste Halbfinale seit 17 Jahren, sondern lässt die Begeisterung in der Finalwoche weiter wachsen. "Das war ein besonderer Abend. Vielleicht der besonderste Basketball-Abend, den ich je erlebt habe", sagte Dreierspezialist Andreas Obst.

Während das deutsche Team den Viertelfinal-Sieg vor 14.073 Fans in Berlin ausgelassen feierte, war der Abgang von Antetokounmpo symbolisch: Der Grieche musste nach zwei unsportlichen Fouls vorzeitig vom Feld, das starke deutsche Kollektiv hatte den erneut überragenden Star der Milwaukee Bucks erfolgreich entnervt. "Wir haben unseren Job getan. Das Team hat sehr, sehr gut performt, vor allem in der zweiten Halbzeit. Wir hatten das richtige Mindset, um rauszukommen und die Griechen zu stoppen", sagte Schröder.

Herbert will "ein kühles Bier"

Trainer Gordon Herbert verriet, dass der euphorische Schröder nach dem Spiel nach seiner Kreditkarte gefragt habe. "Ich habe gesagt: Ich bin dreimal geschieden, das Limit wird dir nicht gefallen", scherzte der Coach. Italiens Nationaltrainer Gianmarco Pozzecco hatte zuvor berichtet, seinen Spielern nach dem überraschenden Triumph im Achtelfinale gegen Serbien seine Kreditkarte zur Verfügung gestellt zu haben - zum Feiern. So weit wollte Herbert nicht gehen, obwohl er sichtlich gelöst erschien. "Ein kühles Bier", so der Kanadier, hätte er jetzt gerne.

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Schröder dankt den Fans: "Unglaublich"

Deutschlands Basketball-Held Dirk Nowitzki sah auf den Rängen zu, wie seine Nachfolger auf seinen Spuren wandelten. In der Ära des inzwischen 44-Jährigen waren Halbfinale eher die Regel, man spielte bei der EM 2001, der WM 2002 und der EM 2005 in der Runde der letzten vier. Seither vergingen 17 Jahre sportlicher Dürre. "Die Fans waren unglaublich, unfassbare Stimmung. Das gesamte Team, von der Bank bis zur Starting Five, was wir gebracht haben, ist unglaublich", sagte Schröder. Der nach einer Knöchelverletzung zurückgekehrte Franz Wagner sagte, jetzt gehe "alles".

Das Team von Herbert hat in diesem Sommer extrem viele Rückschläge weggesteckt. Maxi Kleber, Isaiah Hartenstein, Isaac Bonga und Moritz Wagner sagten aus unterschiedlichen Gründen ab, dann verletzten sich Daniel Theis am Knie und Anführer Schröder am Knöchel. Beide kehrten nach Auszeiten umso stärker zurück und waren wie Wagner Säulen des Erfolgs über die Griechen. "Es ist unsere Stärke, dass wir viele erfahrene Jungs haben. Viel wichtiger ist aber, dass es die Jungs nicht persönlich nehmen, wenn ihnen etwas gesagt wird", beschrieb Wagner.

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Herbert: "Erstmal genießen"

Die nächste Hürde heißt am Freitagabend (16.09.2022, 20.30 Uhr) Spanien. Der Weltmeister hat zwar keinen Antetokounmpo, aber ein erfahrenes und abgezocktes Team, das beim 100:90 gegen Finnland große Moral bewies. Vor 17 Jahren beim bislang letzten Medaillengewinn war auch Spanien der Halbfinal-Gegner, damals erzielte Nowitzki kurz vor dem Ende den entscheidenden Treffer zum Sieg.

Coach Herbert muss den Sieg gegen Griechenland aber erstmal verabeiten. "Ich werde diese Nacht genießen. Ich werde nicht über Spanien nachdenken. Für uns ist es das nächste Spiel. Wir haben morgen einen Tag frei, gehen am Donnerstag wieder an die Arbeit und genießen die Situation", sagte Herbert, der über den kommenden Gegner immerhin Bescheid wusste. Nicht so wie Kapitän Schröder, der erst einige Zeit nach der Schlusssirene realisierte, wen Deutschland auf dem Weg ins Finale am Sonntag bezwingen muss.

Schröder: "Ready sein"

"Ach, das ist gegen Spanien?", fragte Schröder. Die Brüder Willy und Juancho Hernangomez kenne er aus der NBA, mit Usman Garuba habe der aktuell vereinslose Spielmacher bei den Houston Rockets zusammengespielt. "Die sind physisch, ein gutes Team. Wir müssen natürlich ready sein", warnte Schröder, der gegen die Griechen mit 26 Punkten geglänzt hatte: "Die haben jetzt nicht einen Giannis, aber viele gute Rollenspieler, die auch wirklich 20 Punkte auflegen können."