Alexander Bolschunow

Entscheidung am Samstag Kippt die FIS das Startverbot für Russen?

Stand: 20.10.2022 08:55 Uhr

Weichen der Ski-Weltverband und das Internationale Olympische Komitee das Startverbot für Russen auf? Eine erste Entscheidung fällt am Wochenende.

Lässt der Ski-Weltverband FIS im anstehenden Winter Athletinnen und Athleten aus Russland und Belarus zu? Eine Entscheidung über die mögliche Rückkehr soll noch in dieser Woche fallen: Am Samstag (22.10.2022) berät das FIS-Council darüber, ob Sportlerinnen und Sportler aus beiden Ländern auf die Weltcup-Bühne zurückkehren dürfen.

Sportler als Teil der Propaganda

Die FIS muss entscheiden, was ihr wichtiger ist: Ein weiteres Zeichen gegen den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine zu setzen, der ja mit voller Brutalität und vielen Toten weitergeführt wird.

Oder sich lieber um die Attraktivität einiger Sportarten, allen voran dem Skilanglauf, zu sorgen. Mit den Top-Athleten Natalja Neprjajewa und Alexander Bolschunow haben die Weltcup- und Tour-de-Ski-Siegerin sowie der Weltcup- und Tour-de-Ski-Zweite der vergangenen Saison die russische Staatsbürgerschaft. Sie haben aber zum Teil auch eine klare Haltung: So nahm Bolschunow an ein Propaganda-Show von Präsident Putin teil, bei der der Langläufer stolz seine Medaillen präsentierte..  

Russen unter neutraler Flagge zur WM?

Wie entscheidet sich die FIS? In den Dokumenten für die kommende Saison sind für Russland und Belarus weiterhin Startplätze aufgeführt - auch wenn die FIS darauf verweist, dass diese Dokumente bis zur Council-Sitzung nur einen vorläufigen Status haben.

Für Aufsehen hatte erst kürzlich FIS-Generalsekretär Michael Vion mit der Aussage gesorgt, russische und belarussische Athleten könnten bei der Ende Februar beginnenden Weltmeisterschaft unter neutraler Flagge starten – so wie etwa beim Radsport und Tennis.

Wackelt IOC-Chef Bach?

Vion betonte allerdings auch, dass man Entscheidungen "nur auf Empfehlung des IOC" treffen werde. Das IOC hatte nach dem russischen Überfall auf die Ukraine den internationalen Sportverbänden empfohlen, Athleten aus Russland und Belarus auszuschließen.

Auf dem in diesen Tagen in Südkorea stattfindenden Treffen aller Nationalen Olympischen Komitees (ANOC) äußerte sich IOC-Präsident Thomas Bach nun widersprüchlich. Einerseits betonte Bach, dass Russland die Olympische Charta verletzt habe und "die Sanktionen … bleiben müssen und werden." Daher habe das IOC die internationalen Verbände aufgefordert, Athleten und Funktionäre aus Russland und Belarus als "Schutzmaßnahme" von den Wettkämpfen auszuschließen.

Ein Bild aus dem Jahr 2018: Russlands Präsident Wladimir Putin (r.) und IOC-Chef Thomas Bach.

Ein Bild aus dem Jahr 2018: Russlands Präsident Wladimir Putin (r.) und IOC-Chef Thomas Bach.

Bach: "Krieg nicht von russischen Athleten"

Andererseits sind bei dem ANOC-Treffen in Südkorea in diesen Tagen auch die Nationalen Olympischen Komitees aus Russland und Belarus vertreten. Und Bach sprach sich für die Rückkehr von Sportlern beider Länder unter bestimmten Voraussetzungen aus: "Dieser Krieg wurde nicht vom russischen Volk, den russischen Athleten, dem russischen Olympischen Komitee oder den IOC-Mitgliedern in Russland begonnen. Sanktionen können und sollten nur gegen diejenigen verhängt werden, die für etwas verantwortlich sind", so Bach.

Bereits Anfang Oktober hatte der deutsche IOC-Präsident in Aussicht gestellt, dass "russische Athleten wieder bei Olympischen Spielen erlaubt" sein könnten, "aber nur, wenn sie den Krieg gegen die Ukraine nicht unterstützen", wie Bach der italienischen Zeitung "Corriere della Serra" sagte. Was darunter fällt und ob dafür reicht, nicht aktiv mit der Waffe zu kämpfen, führte Bach nicht weiter aus.

Boykottandrohung aus Norwegen, Schweden, Finnland

Unterdessen werden Stimmen gegen eine Rückkehr von Russen und Belarussen in den nordischen Skisportarten lauter. Norwegische, finnische und schwedische Top-Athleten wie Ragnhild Haga, Maja Dahlqvist, Jonna Sundling und Linn Svahn kündigten bereits einen Boykott der Weltmeisterschaft in Planica an, sollte die FIS den Boykott aufweichen.

Und auch der Deutsche Skiverband wird sich gegen eine Rückkehr von Athleten aussprechen. So, wie der DSV auch die Entscheidung des Biathlon-Weltverbandes IBU unterstützt habe, Russen und Belarussen auszuschließen:

"In den bisherigen Abstimmungsrunden hat sich der DSV immer klar positioniert und trägt die Entscheidung der IBU, russischen und weißrussischen Teams die Teilnahme an internationalen Wettkämpfen zu verwehren, vollumfänglich mit. Diese Position werden wir auch bei der Council-Sitzung der FIS vertreten", sagte etwa DSV-Präsident Franz Steinle dem Sportinformationsdienst (SID).

Biathlon-Weltverband klar gegen Rückkehr

Ähnlich wie beim Langlauf zählen auch im Biathlon russischen und belarussische Sportler zur Weltspitze. Der Biathlon-Weltverband IBU entschied auf seinem Kongress im September mit klarer Mehrheit von 39:2 Stimmen bei fünf Enthaltungen, die Suspension von Sportlern und Offiziellen beider Länder "bis auf Weiteres" aufrechtzuerhalten. Eine Entscheidung, die in fast der kompletten Sportwelt ähnlich ausfiel.