interview

Skifliegen erstmals im Programm Skisprung-Trainer Maximilian Mechler: "Der Puls geht hoch"

Stand: 02.11.2022 19:09 Uhr

Aus dem Dornröschenschlaf auf die Überholspur: Nachdem in der vergangenen Saison die erste Ski-Königin von der Großschanze gekürt wurde, dürfen die Skispringerinnen ab dieser Saison auch auf den Monsterbakken zum Skifliegen. Über Vorfreude, Ängste, Gleichberechtigung, Ziele und das erste Jahr als Cheftrainer der Skispringerinnen sprach die Sportschau mit Bundestrainer Maximilian Mechler.

Die Skisprung-Saison beginnt mit einem Weltcupspringen auf Matten im grünen Wisla. Kommt trotzdem Vorfreude auf?

Maximilian Mechler: "Natürlich. Bevor nichts geht, springen wir lieber auf Matten. Das sind wir durch den Sommer und Herbst sowieso gewohnt. Wenn man es sonst nicht kennt, sieht es vielleicht komisch aus, wenn man auf grünen Matten landet, aber für uns ist das kein Problem und normal."

Durch den Klimawandels könnten Mattenspringen zur Regel werden. Geht dann nicht das Wintersport-Flair verloren?

"Wenn es nicht genug Schnee gibt oder die Produktion zu teuer ist, sind Matten eine ideale Alternative. Wir freuen uns über jeden Wettkampf, egal ob auf Matten oder im Schnee."

Sie starten in Ihre zweite Saison als Bundestrainer. Wie lief die Vorbereitung und haben Sie irgendetwas anders gemacht als vergangenes Jahr?

"Im Grunde haben wir nichts anders gemacht. Wir haben versucht, den Weg, den wir letztes Jahr eingeschlagen haben, weiterzuführen. Das heißt viel Athletiktraining, viele Sprünge und das Fliegen haben wir auch geübt."

Erstmals dürfen die Frauen zum Skifliegen. Ein weiterer Schritt auf dem Weg im Kampf um "Schanzengleichheit" – wie groß ist die Freude darüber?

"Einerseits freut man sich, aber andererseits ist es auch eine große Herausforderung. Die Angst fliegt nicht mit, aber der Puls geht beim Skifliegen immer hoch. Wir haben lange dafür gekämpft und die Norweger waren die treibende Kraft. Jetzt ist es soweit. Manch eine freut sich mehr, andere weniger. Bei uns ist Katha (Katharina Althaus/Anm. der Red.) die Springerin, bei der die Vorfreude am größten ist."

In Vikersund werden nur die zu diesem Zeitpunkt im Weltcup in den Top-15 liegenden Frauen springen. Halten Sie diese Entscheidung für richtig?

"Es wurde viel darüber diskutiert. Meiner Meinung nach haben wir damit eine gute Lösung gefunden."

Es gab auch kritische Stimmen. Gregor Schlierenzauer meinte beispielsweise, Skispringen für Frauen sei zu gefährlich. Teilen Sie diese Meinung?

"Gefährlicherer – das weiß ich nicht. Skifliegen birgt schon ein Risiko, genau wie Skispringen im Allgemeinen. Es sind ein paar Kilometer pro Stunde mehr, mit denen man anfährt. Skifliegen hängt auch von der Form ab. Das ist bei den Männern ähnlich. Die, bei denen es nicht so läuft, die gehen auch nicht zum Skifliegen. Eigentlich wäre es gut, wenn man das Thema nicht zu hoch hängt. Wir sollten es einfach probieren."

Der Saisonstart steht unmittelbar bevor. Lief in der Vorbereitung alles rund?

"Es hat alles ganz gut funktioniert. Wir hatten immer mal kleine Blessuren. Selina konnte deshalb beim Sommer-GP nicht komplett mitmachen, Pauline plagten zuletzt Rückenprobleme. Insgesamt konnten wir das, was wir uns vorgenommen haben, aber umsetzen."

Wann sprechen Sie von einer erfolgreichen Saison?

"Das Hauptziel ist eine Medaille bei der Weltmeisterschaft. Außerdem hoffe ich, dass alle im Team ein Stück näher an die Weltspitze herankommen. Letztes Jahr haben wir insgesamt einen Schritt nach vorn mit dem Team gemacht. Das wird auch in dieser Saison unser Ziel bleiben."

Beim Sommer-Grandprix-Abschluss in Klingenthal landeten vier Springerinnen vom DSV-Team in den Top-15, Selina Freitag flog sogar auf das Podest. Es läuft...

"Ja, das war sehr erfreulich, werden wir aber nicht jede Woche im Weltcup schaffen. Unser Ziel muss es sein, das so oft wie möglich zu erreichen."

Worauf freuen Sie sich am meisten?

"Es gibt einige Highlights. Mit Wisla steht das erste vor der Tür. Meine Freude wäre am größten, wenn wir die Saison mit allen Springen komplett durchziehen können. Höhepunkte sind natürlich, neben der WM, die Heimweltcups in Neustadt und Willingen gemeinsam mit den Männern."

Sie sind vergangene Saison als Frauen-Bundestrainer eingestiegen. Wenn Sie in den Rückspiegel schauen, was sehen Sie dann?

"Eine äußerst positive erste Saison. Die Arbeit mit den Frauen macht Spaß. Katha ist sehr gut gesprungen und fast immer auf dem Podest gelandet. Die anderen im Team sind näher gekommen, konnten aber noch nicht alles zeigen. Olympia war mit der Disqualifikation sehr ärgerlich, trotzdem überwiegt ganz eindeutig das Positive."

Zeitplan
Tag Wettbewerb Zeit
Freitag, 4.11.2022 Qualifikation Frauen/Männer 14.15/18:15 Uhr
Samstag, 5.11.2022 HS 134, Einzel, Frauen/Männer 12 Uhr/16 Uhr
Sonntag, 6.11.2022 HS 134, Einzel, Frauen/Männer 12 Uhr/16 Uhr

Aufgebote

Frauen

  • Katharina Althaus (SC Oberstdorf)
  • Selina Freitag (SG Nickelhütte Aue)
  • Luisa Görlich (WSV 08 Lauscha)
  • Pauline Hessler (WSV 08 Lauscha)
  • Agnes Reisch (WSV Isny)
  • Anna Rupprecht (SC Degenfeld)

Männer

  • Markus Eisenbichler (TSV Siegsdorf)
  • Karl Geiger (SC Oberstdorf)
  • Philipp Raimund (SC Oberstdorf)
  • Pius Paschke (WSV Kiefersfelden)
  • Constantin Schmid (WSV Oberaudorf)
  • Andreas Wellinger (SC Ruhpolding)