Julia Kink jubelt über den zweiten Platz bei der Biathlon-Staffel in Soldier Hollow.s

Biathlon "Wie im Film" - Deutsche Frauen-Staffel begeistert in Soldier Hollow

Stand: 10.03.2024 13:01 Uhr

Dieses Staffel-Drehbuch hätte man nicht besser schreiben können: Die deutschen Biathlon-Frauen lieferten sich am Samstagabend (09.03.2024) in Soldier Hollow (USA) einen packenden Zweikampf mit Norwegen und belohnten sich mit einem starken zweiten Platz.

Das DSV-Quartett um Janina Hettich-Walz, Selina Grotian, Vanessa Voigt und Weltcup-Debütantin Julia Kink trumpfte bei der letzten Staffel der Saison unfassbar nervenstark auf und musste nach 4x6 Kilometern nur Norwegen den Vortritt lassen. Mit sieben Nachladern waren die Deutschen 17,2 Sekunden langsamer als die Favoritinnen. Schweden lief auf den dritten Platz (+ 42 Sekunden/10 Nachlader).

Kink: "Kurz vorm Start war mir so schlecht"

Den zweiten Platz sicherte dabei Newcomerin Kink als Schlussläuferin ab. Die 20-Jährige sprang kurzfristig ein, weil Sophia Schneider angeschlagen passen musste. Kink lief in ihrem zweiten Weltcuprennen unter anderem gegen Ingrid Landmark Tandrevold, blieb extrem cool und erlebte ihr persönliches Biathlon-Märchen.

"Es war schon ein Schock auf Position vier zu laufen. Ich war so nervös und kurz vorm Start war mir so schlecht", sagte Kink im Sportschau-Interview und konnte ihr Glück kaum fassen: "Es war so verrückt und wie im Film."

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Hettich-Walz: Drei Nachlader, aber schnelle Beine

Das Rennen war aus deutscher Sicht von Anfang bis Ende eine runde Sache. Startläuferin Janina Hettich-Walz ebnete den Weg. Nach einem mustergültigen ersten Schießen übernahm sie sogar die Führung. Am kniffligen Schießstand brauchte die Deutsche beim Stehendanschlag dann aber drei Nachlader, vermied aber die Strafrunde und kehrte als Fünfte (+ 12 s) zurück. "Ich hab mich schon fast in der Strafrunde gesehen und war froh, dass ich sie abwenden konnte", lachte Hettich-Walz.

In der Loipe lief es glänzend für die DSV-Startläuferin, die Vollgas gab, sich auf den dritten Platz vorkämpfte und Selina Grotian direkt hinter Norwegen und Österreich auf die Reise schickte.

Grotian bringt deutsche Staffel auf Platz zwei

Das Material lief augenscheinlich auch bei Grotian, die im Sprint am Freitag als 13. die beste Deutsche war, excellent. Die 19-Jährige überzeugte auch im Liegendanschlag und ging mit einem Nachlader zeitgleich mit der Norwegerin Ida Lien auf die Strecke zurück. Schweden und Österreich folgten dicht dahinter. Frankreich hatte schon fast 15 Sekunden Rückstand auf Rang fünf.

Beim Stehendschießen wurde es vogelwild. Grotian war mit zwei Nachladern aus der Führungsgruppe die Beste, übernahm die Führung, spürte aber prompt den Atem von Lien, die nach wenigen Metern vorbeiging.

Grotian biss sich an der schnellen Läuferin aus Norwegen fest und blieb bis zum Wechsel dran. "Ich konnte gut mit Ida mithalten", freute sich Grotian. Das Führungsduo wechselte 28 Sekunden vor Schweden. Bei Top-Favorit Frankreich schwächelte ausgerechnet Sprintsiegerin Französin Justine Braisaz-Bouchet, die einmal in die Strafrunde musste und zur Halbzeit 50 Sekunden hinter der Spitze lag.

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Voigt meldet sich stark zurück

An Position drei lief etwas überraschend Vanessa Voigt. Die Thüringerin hatte sich nach dem Sprint "mental erschöpft" gefühlt und wollte eigentlich auf die Staffel verzichten. Nach kurzer Bedenkzeit sagte Voigt doch zu - und absolvierte eines ihrer besten Staffelrennen. Voigt startete wie die Feuerwehr und lief gemeinsam mit der Norwegerin Karoline Offigstad Knotten mit deutlichem Vorsprung vornweg.

Die Deutsche kam ohne Nachlader durch und hatte auch schnelle Beine. Der Lohn: Voigt hielt den zweiten Platz und übergab mit 0,5 Sekunden Rückstand auf Norwegen und 24,3 Sekunden Vorsprung auf Tschechien auf Debütantin Julia Kink.

Kink beim Staffeldebüt abgezockt

Für Kink müssen sich die Tage in Soldier Hollow wie im Film anfühlen. Nach ihrem Weltcupdebüt im Sprint mit Platz 42 am Freitag durfte die Doppel-Juniorenweltmeisterin in der Staffel als Schlussläuferin ran. Die 20-Jährige rutsche zweieinhalb Stunden vor dem Staffelstart überraschend in die Mannschaft, weil Sophia Schneider absagen musste. Die Startreihenfolge darf so kurz vor dem Rennen nicht mehr verändert werden, also musste Kink die so wichtige Schlussrolle einnehmen.

Die 20-Jährige, die normalerweise im zweitklassigen IBU-Cup unterwegs ist, lief mit der großen Tandrevold vornweg und blieb auch beim Liegendschießen cool. Kink traf alles, brauchte aber länger als Trandevold und kehrte 11,2 Sekunden später zurück auf die Strecke. Im Stehendanschlag wurde Kink auch nicht nervös, als eine Scheibe stehen blieb. Der erste Nachlader saß - damit sicherte sie den zweiten Platz ab und erlebte ihr persönliches Biathlon-Märchen.

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