Alexander Schmid ist beim Riesenslalom in den USA im ersten Durchgang ausgeschieden.

Ski Alpin - Bilanz Der DSV und das Problem im Riesenslalom

Stand: 21.03.2023 15:24 Uhr

Die Bilanz der alpinen Skirennläufer hört sich gar nicht schlecht an. 13 Podestplätze, zwei Siege. Gold von Alex Schmid bei der WM und Bronze für Lena Dürr sorgten in der Saison 2022/23 für die Highlights im DSV-Team. Doch Alpindirektor Wolfgang Maier sieht auch die Probleme und Defizite.

Zunächst die positive Bilanz. Die Speedabteilung der Männer ist im Saisonendspurt aufgeblüht. Ein Doppelpodest beim Saisonfinale in der Abfahrt in Andorra stach ebenso hervor wie Andreas Sander, der zuletzt in vier Einzelrennen unter die besten zehn gefahren war, zweimal sogar aufs Podium. Motiviert hatte er sich dabei nach der WM selbst. Durch die Möglichkeit, es zu einer durchschnittlichen oder "zu einer richtig guten Saison zu machen. Das hat mich tierisch motiviert“, so Sander. "Dass mir das so gelingt, ist umso schöner.“

Straßer sieht den "Schritt nach vorne"

Auch Alexander Schmid und Linus Straßer gehören in den technischen Wettbewerben zur Weltspitze, wobei sich Sportschau-Experte Felix Neureuther von Straßer mehr erhofft hatte. "Ich dachte, Linus macht dieses Jahr den nächsten Schritt. Seine Saison ist absolut in Ordnung, aber es fehlt diese Konstanz aufs Podium", sagte er. Für Straßer selbst war die Saison grundsätzlich "richtig cool. Von den Ergebnissen vielleicht ein bisschen hinterher", so der 30-Jährige und dennoch "wieder ein Schritt nach vorne".

Dürr überstrahlt das Frauenteam

Bei den Frauen überstrahlte Lena Dürr dagegen alles. In diesem Winter ist die 31-Jährige noch einmal stärker geworden und kann an einem guten Tag auch die historisch erfolgreichste Skirennfahrerin Mikaela Shiffrin besiegen. So distanzierte Dürr beim Weltcup in Spindlermühle Shiffrin und feierte ihren ersten Weltcupsieg. Kurz darauf gewann sie bei der WM Bronze. "Das waren schon zwei Momente, wenn man die im Ziel mit seinem Team feiern kann, ist das ganz speziell".

Weidle legt im Super-G nach

Kira Weidle dagegen hat im Super-G den nächsten Schritt gemacht - drei Top-Ten-Plätze stehen zu Buche. In der Abfahrt stand sie zweimal auf dem Treppchen. Doch die 27-Jährige kann und will mehr. "Wir müssen auf jeden Fall an der Aggressivität arbeiten, der erste Teil zum Tor hin muss einfach dynamischer werden", kündigte sie als Arbeitsaufgabe für den Sommer an.

Nachwuchshoffnung Aicher sammelt Erfahrung

Und wie lief es für Nachwuchshoffnung Emma Aicher? Als einzige DSV-Athletin sammelte die 19-Jährige Weltcuppunkte in den Speed- und Technikdisziplinen ein. Im norwegischen Kvitfjell gelang ihr mit Platz fünf zudem das bislang beste Resultat ihrer Karriere.

"Sie ist die größte deutsche Zukunftshoffnung", findet nicht nur Ex-Skirennfahrerin Maria Höfl-Riesch. Doch noch fehlt ihr die Routine, um konstant auf Top-Niveau zu fahren. Mit der Teenagerin ist im nächsten Winter aber zu rechnen.

"Massive Probleme" im Riesenslalom

Es gibt also einiges zu tun im Sommer. Denn genauer betrachtet hat Alpindirektor Wolfgang Maier einige Defizite ausgemacht. "Wir haben schon in der einen oder anderen Disziplin - und auch nicht erst seit jetzt - schon massive Probleme“, sagte Maier im Sportschau-Interview. "Das Thema Riesenslalom auf der Männer- als auch auf der Frauenseite bereitet uns einfach Probleme."

Keine deutsche Fahrerin kam in diesem Winter in den zweiten Durchgang, das gab es noch nie. "Bei den Männern geht es etwas besser, weil wir den Alex Schmid haben, der sicher ein Weltklasseniveau drauf hat, aber trotzdem können wir nicht kontinuierlich nachschieben“.

Maier hinterfragt deshalb auch das System: "Wir haben schon im Nachwuchsbereich im U16 gute internationale Erfolge", so der Alpindirektor. Aber, "es ist die Frage, ob unser System stimmt. Ob wir nicht zu sehr auf die Platzierungen orientiert sind und zu wenig auf die Entwicklung."

Maier: "Finden nicht wirklich den Punkt"

Denn es zeige sich, dass "wir in den Bereichen U18 und U20 eher schwächer werden als stärker". Eine Thematik, die Maier schon seit Jahren beschäftigt. "Wir finden nicht wirklich den Punkt da drauf." Die Trainer und das System müssen sich auf diese jungen Rennläufer einstellen. "Wir müssen die Kinder und Jugendlichen verstehen, um sie richtig zu entwickeln", so Maier.