Der Schweizer Marco Odermatt gewinnt in Sölden

Je zehn Rennen in vier Kerndisziplinen Marco Odermatt fordert Reformen im Skiweltcup

Stand: 01.11.2022 12:59 Uhr

Gesamtweltcupsieger Marco Odermatt fordert eine grundlegende Reform im Ski-Weltcup. Die Alpine Kombination und Parallel-Wettbewerbe würde er streichen. 

Von Chiara Theis

In einem Interview mit dem Schweizer “Blick” wird Marco Odermatt, der Sieger des Auftaktrennens in Sölden, deutlich: “Für mich ist klar: All die halbbatzigen (unzulänglichen, Anm. d. Red.) Disziplinen wie die Kombi und der Parallel-Wettbewerb sollten endgültig gestrichen werden.” 

Vorschlag: Zehn mal vier Wettbewerbe

Für den Schweizer sollte der Skiweltcup nur noch aus den vier Kerndisziplinen Abfahrt, Super-G, Riesenslalom und Slalom bestehen. Konkret schlägt Odermatt vor, von jeder dieser Disziplinen genau zehn Weltcups auszufahren, damit die Chancen auf den Gesamtweltcup für Speed-Spezialisten und Techniker gleich groß sind.

Auch der Sportschau-Experte Felix Neureuther hatte die Alpine Kombination in der Vergangenheit immer wieder hinterfragt: “Ich will es nicht sehen, wenn Athleten mit vier, fünf Sekunden Rückstand ins Ziel kommen. Da fehlt die Spannung. Es wäre besser gewesen, man hätte das abgeschafft." Tatsächlich steht in dieser Saison keine Alpine Kombination im Rennkalender. Auch die Parallel-Events sind kaum präsent, nur in Lech/Zürs ist Mitte November ein Rennen für Frauen und Männer geplant. 

Der Schweizer Marco Odermatt

Der Schweizer Marco Odermatt

Fehlende Chancengleichheit in der Diskussion

Die zwei Randdisziplinen Kombination und Parallel-Event scheinen also gar nicht mehr das große Problem des Ski-Weltcups zu sein. Das viel länger währende Thema ist die Chancengleichheit auf den Gesamtweltcup zwischen Technikern und Speed-Spezialisten. Hier gibt es seit Jahren Diskussionen.

Schon 2015 kritisierte der ehemalige Super-G-Weltmeister Hannes Reichelt in der "Kleinen Zeitung" die Aufteilung der Rennen: “Wenn du zwei Speed-Kugeln holst und nicht zusätzlich auch im Riesenslalom gut bist, hast du keine Chance auf den Gesamtweltcup. Wenn du hingegen Slalom und Riesentorlauf gewinnst, bist du automatisch auch Gesamtsieger. Das ist unfair"

Kilde die Ausnahme

Im Frühjahr 2019 stand Marcel Hirscher zum achten Mal in Folge als Gesamtweltcupsieger fest. Sein österreichischer Landsmann Vincent Kriechmayr sagte in den "Salzburger Nachrichten", der damals in den Speed-Disziplinen überragende Dominik Paris habe aufgrund der unfairen Rennverteilung gar keine Chance gehabt, Hirschers Sieg zu verhindern: "Domme (Dominik Paris) ist unglaublich. Aber auch wenn er jedes Speedrennen gewonnen hätte, hätte er den Gesamtweltcup nicht gewinnen können. Vielleicht sollten wir das einmal überdenken."

In den vergangenen zehn Jahren konnte nur ein reiner Speed-Spezialist den Gesamtweltcup für sich entscheiden, der Norweger Aleksander Aamodt Kilde (2019/2020).

Marco Odermatts Chancen auf die Kristallkugel bleiben gut

In der aktuellen Saison könnten sich aber tatsächlich die Techniker leicht benachteiligt fühlen: Geplant waren nämlich (inklusive abgesagter Matterhorn-Abfahrt) 22 Speed-Rennen und “nur” 20 Technik-Rennen.

Marco Odermatt kann das fast egal sein. Seine Aussichten auf den erneuten Gewinn der großen Kristallkugel bleiben so oder so gut, denn der Schweizer fährt als Allrounder in Riesenslalom, Abfahrt und Super-G regelmäßig auf das Podest.