Ein Biathlet läuft auf der Strecke.

Biathlon und die Energiekrise "Erwarte schwierigen Winter" - Sparmaßnahmen gefordert

Stand: 09.11.2022 08:11 Uhr

Wie kommen die Biathleten durch den Energiekrise-Winter? Bereits in der Vorbereitung wurden Reisen gestrichen. Doch die Athleten fordern mehr.

Keine Flutlichtrennen, später in den Weltcup starten und kurze Reisen - das wünschen sich deutsche Biathleten als Reaktion auf die aktuelle Energiekrise. "Ich erwarte einen schwierigen Winter", erklärt Johannes Kühn im Sportschau-Interview. Denise Herrmann-Wick ergänzt: "Wir sehen bei der Hausplanung, dass das an keinem vorbeigeht. Das ist eine üble Sache." Und Benedikt Doll fordert in der Sportschau: "Alle Energieverschwendung und alle Energiekosten muss man senken. Als Verband, als Weltcuport, weil das immer Geld kostet."

Kühn: "Nachtrennen - das muss nicht sein"

Ganz konkrete Vorstellungen für einen energiesparenderen Winter formuliert dabei Kühn, der in der Athletenkommission des Weltverbandes IBU sitzt: "Nachtrennen sind so ein Thema, das muss nicht sein." Außerdem plädiert der Athletensprecher dafür, Weltcuporte nach Schneesicherheit auszuwählen: "Ich kann verstehen, dass sich der eine oder andere wundert, warum Schnee herangekarrt wird. Man kann sicher den einen oder anderen Ort diskutieren, ob der sein muss", so der 29-Jährige. Der Vorschlag des Weltcup-Sprint-Siegers von Hochfilzen im Dezember 2021: "Wir fangen lieber eine Woche später an, irgendwo, wo es schneesicher ist. Vielleicht gibt es die Möglichkeit, am Ende eine Woche länger zu machen."

Kontiolahti: fünf von acht Rennen unter Flutlicht

Bisher wurden die Vorschläge von Kühn und Kollegen vom Weltverband IBU noch nicht so recht umgesetzt. Die Weltcup-Saison findet in diesem Winter wie bereits in den Vorjahren Ende November an und geht bis Mitte März. Auch Flutlichtrennen wird es in diesem Winter geben. Allein bei den acht Wettkämpfen beim Auftakt im finnischen Kontiolahti muss bei fünf Rennen das Flutlicht angeknipst werden.

Oberhof statt Ramsau - Vuokatti statt Muonio

Lob bekommt der Weltverband trotzdem von Hermann-Wick: "Die IBU ist schon jetzt sehr ökonomisch unterwegs". Und gespart wird auch jetzt schon. "Wir planen unsere Trainingslager so, dass wir Kosten sparen", berichtet Doll. So hat der Deutsche Skiverband das Herbst-Training vom österreichischen Ramsau nach Oberhof verlegt. Den letzten Schliff vor dem Weltcup-Auftakt holen sich die deutschen Biathleten statt im Norden Finnlands in Muonio nun in Zentralfinnland in Vuokatti, "weil es günstiger ist", wie Doll sagt.

"Es gibt 100.000 Möglichkeiten"

Kühn schließt ein generelles Plädoyer für das Energiesparen an: "Jeder sollte für sich versuchen, zu sparen. Es gibt 100.000 Möglichkeiten, etwas für die Umwelt und das Klima zu tun." Biathlon komplett aus dem Kalender zu streichen, gehört für Kühn nicht dazu: "Meine Meinung ist: Wenn wir kein Biathlon machen, hätte das keinen Einfluss. Man hat während Corona sogar gesehen, dass wir vermisst wurden. Es wäre schade, wenn man uns streichen würde."

Kirchner: "Kirche im Dorf lassen"

Eine Meinung, die auch Bundestrainer Mark Kirchner unterstützt: "Man ist gut beraten, das Thema als Veranstalter und auch als Verband auf dem Schirm zu haben. Aber man muss auch die Kirche im Dorf lassen. Insgesamt muss man, wenn man die Weltwirtschaft anschaut, bei den großen Dingen die großen Räder zu drehen. Wenn man unter Umständen kleine Branchen wie unseren Sport in die Knie zwingt, hätte das keinen Einfluss auf die globale Klimaproblematik."