Sprint der Männer bei der Biathlon-WM Benedikt Dolls letzter großer Tanz - wahrscheinlich
Im Auftaktrennen der Biathlon-WM wurde Benedikt Doll von den Trainern noch nicht eingesetzt. In seiner Parade-Disziplin, dem Sprint, gehört er nun zu den Favoriten auf den Gewinn einer Medaille. Für den 33-Jährigen wird die WM voraussichtlich die letzte seiner Karriere sein.
Zum Pressegespräch in der Arena von Nove Mesto trägt Benedikt Doll eine FFP2-Maske. Das hat nichts mit dem aktuellen gesundheitlichen Zustand des Schwarzwälders zu tun, ihm gehe es gut und er fühle sich fit. Es ist, wie schon in der gesamten laufenden Saison, eine reine Vorsichtsmaßnahme.
In öffentlichen Bereichen bewegen sich alle DSV-Athleten und Mitarbeiter mit einer Maske, um Infektionen und Krankheiten bestmöglich zu vermeiden. Und doch hat es Doll in der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaften erwischt - aber alles halb so wild. Der Schnupfen "war nach fünf, sechs Tagen wieder weg" und jetzt sollte alles passen für den Sprint der Männer am Samstag.
Zwei Sprint-Siege in dieser Saison machen Hoffnung
Für den Sprint-Weltmeister von Hochfilzen 2017 werden die Titelkämpfe in Nove Mesto ganz besondere - es sind, so erklärte er in diversen Interviews, seine letzten. "Es fühlt sich an wie immer: Ich bin schon sehr angespannt“, berichtet Doll. "Ich sage jetzt nicht: `Naja, jetzt geht es dahin’ nur, weil ich das schon 1.000 Mal gemacht habe. Ich habe für mich immer noch den Anspruch, ein perfektes Rennen zu machen."
1.000 Mal hat Benedikt Doll das bei Weltspielen natürlich noch nicht gemacht, trotzdem ist er mit sieben WM-Teilnahmen der erfahrenste Athlet im deutschen Männer-Team. In seinem wohl letzten Winter als aktiver Profi-Sportler hat der zweifache Olympia-Bronzemedaillengewinner von Pyeongchang noch einmal gezeigt, was in ihm steckt. Zwei Sprint-Siege hat er sich geschnappt, dazu ist er als Achter im Gesamt-Weltcup bester Deutscher.
"Ich erwarte von ihm, dass er einen sehr guten Sprint absolvieren wird", prognostiziert Sportschau-Experte Arnd Peiffer. "Er hat über die Saison im Sprint eine Treffer-Leistung von 90 Prozent. In anderen Disziplinen sind es nur um die 75, 70 oder in der Staffel sogar nur 67 Prozent."
Die Sicherheit am Schießstand ist zurück
Tatsächlich lief es für Benedikt Doll jüngst nicht mehr so richtig am Schießstand. Er hatte seine "Leichtigkeit verloren". In den fünf Individual-Rennen vor der WM schoss er insgesamt 19 Mal daneben. Nach eingehender Analyse mit Bundestrainer Uros Velepec, aber auch mit Heim-Trainer Roman Böttcher, scheint die Ursache gefunden zu sein.
"Mein Schießen war nicht mehr so sauber. Die Grundelemente haben nicht mehr gepasst", resümiert Doll. "Ich habe dann mit dem Laser trainiert, mit dem kann man schön den Schussverlauf feststellen. Da waren technische Fehler dabei. Aber mittlerweile läuft es wieder ganz gut." Heißt, pünktlich zur WM ist "eine gewisse Sicherheit" am Schießstand zurück.
Benedikt Doll wirkt vorfreudig und macht dabei einen sehr ruhigen Eindruck. Mehrfach betont er nach der zweiwöchigen Wettkampfpause seine Lust auf den Wettkampf. "Ich habe schon die Hoffnung, dass wir im Sprint als Männer-Team ziemlich stark auftrumpfen können." Und damit die Dominanz der Norweger zu durchbrechen.
Ziel: Eine Medaille für Deutschland, egal für wen
Die endgültige Entscheidung, ob Benedikt Doll seine Karriere beendet, fällt nach der WM in Nove Mesto - die Zeichen stehen aber klar auf Abschied. "In erster Linie geht man in seine letzte WM mit Freude", rekapituliert Olympiasieger Arnd Peiffer und spricht da aus eigener Erfahrung. Er beendete seine Laufbahn 2021. "Wenn man sich bewusst macht, dass es das letzte Mal ist, dann ist man eher in der Lage, das zu genießen. Weil man im Hier und Jetzt ist und nicht gleich an die Nächste und Übernächste denkt."
Ob es ein erfolgreicher letzter Tanz im tschechischen Wald wird, bleibt abzuwarten. Seine Ziele formuliert Benedikt Doll in bekannter Manier - als absoluter Teamplayer. "Ich wäre gerne mal wieder bei einer Siegerehrung dabei. Ob ich selbst geehrte werde oder ein anderer aus dem Team, ist gar nicht so wichtig", so der siebenmalige Weltcup-Sieger. "Schön wäre es, wenn auch die deutsche Hymne läuft, da hätte ich mal wieder Bock drauf." Es wäre ein goldener Abschied von der Biathlon-WM-Bühne für einen der besten deutschen Biathleten der vergangenen Jahre.