Tennis in New York US Open: Zverev hat es eilig, Kerber revanchiert sich

Stand: 03.09.2021 07:17 Uhr

Alexander Zverev schnappte sich nach seiner Turbo-Vorstellung drei Bälle, warf sie ins johlende Publikum und ließ dann sein mächtiges Selbstvertrauen sprechen. Auch Angelique Kerber hat die nächste Runde ohne Probleme erreicht.

"Es ist großartig, dass ich weniger als anderthalb Stunden für den Sieg gebraucht habe", sagte Zverev, nachdem er auch seine zweite Pflichtaufgabe bei den US Open mit der Dominanz eines Titelanwärters gelöst hatte: "Ich werde die Energie, die Power noch brauchen. Ich spiele hoffentlich um den Grand-Slam-Titel, dafür bin ich hier."

Der Olympiasieger aus Hamburg räumte den überforderten Spanier Albert Ramos-Vinolas bei wieder bestem Tenniswetter in New York in nur 1:14 Stunden problemlos mit 6:1, 6:0, 6:3 beiseite, erhöhte seine Siegesserie auf der Tour auf 13 Matches und hat weiter die Chance auf den ersten Grand-Slam-Titel seiner Karriere.

Jetzt gegen Sock

Nächster Gegner des Mitfavoriten ist der mit einer Wild Card gestartete US-Amerikaner Jack Sock, der sich in fünf Sätzen mit 7:6 (7:3), 6:7 (2:7), 6:4, 4:6 und 6:3 gegen den an Position 31 gesetzten Kasachen Alexander Bublik durchsetzte.

Der 28-Jährige wird als Nummer 184 der Welt gegen den Viertplatzierten Zverev klarer Außenseiter sein. Zverev ist der zweite deutsche Profi in der dritten Runde nach dem Münchner Qualifikanten Peter Gojowczyk.

Kräfteverhältnisse verschoben

Von den Wetterkapriolen des Vortags war nichts mehr zu spüren, die Sonne strahlte über dem Arthur-Ashe-Stadium. Vorjahresfinalist Zverev, der nach seinem Goldtriumph in Tokio auch das Finale des Masters in Cincinnati gewann, hatte in der ersten Runde gegen den US-Routinier Sam Querrey nichts anbrennen lassen und wurde auch gegen den 33 Jahre alten Ramos-Vinolas seiner klaren Favoritenrolle ohne jeglichen Wackler gerecht.

Bei einem Challenger-Turnier 2014 war Zverev einst mit 1:6, 0:6 gegen den Weltranglisten-48. unter die Räder gekommen, doch die Kräfteverhältnisse sind heute andere. Der Spanier konnte dem Tempo der deutschen Nummer eins überhaupt nicht folgen, es kam zu keinem Zeitpunkt Spannung auf.

22 Minuten für den ersten Satz gebraucht

Zverev setzte den Linkshänder permanent mit seiner Power von der Grundlinie unter Druck. Schon nach 22 Minuten war der erste Durchgang beendet.

Zverev war es recht, er stand weiter voll auf dem Gaspedal. Es wirkte, als wolle er nicht eine Minute länger als nötig auf dem Center Court verbringen, auf dem kaum Stimmung aufkam. Zu einseitig war das Duell. Zu dominant der wild entschlossene Zverev, der sich als Konkurrent von Tour-Dominator Novak Djokovic immer mehr in Stellung bringt.

Auch Djokovic mit Leichtigkeit

Der Weltranglistenerste Djokovic ließ dem Niederländer Tallon Griekspoor keine Chance und siegte in drei Sätzen glatt mit 6:2, 6:3 und 6:2. Der Weltranglistenerste könnte mit einem Triumph in New York zum alleinigen Grand-Slam-Rekordchampion vor Roger Federer (Schweiz) und Rafael Nadal (Spanien/alle 20 Titel) aufsteigen und auch den Grand Slam perfekt machen - den Sieg bei allen vier Majors in einem Jahr.

Premiere für Otte

Oscar Otte hingegen steht erstmals bei einem Grand-Slam-Turnier in der dritten Runde. Der 28 Jahre alte Kölner bezwang den US-Profi Denis Kudla 6:4, 6:4, 6:2 und sicherte sich damit sein bestes Ergebnis bei einem der vier wichtigsten Tennis-Turniere. Qualifikant Otte, in der Weltrangliste die Nummer 144, trifft nun auf Andreas Seppi. Der Weltranglisten-89. aus Italien gewann überraschend gegen den polnischen Wimbledon-Halbfinalisten Hubert Hurkacz 2:6, 6:4, 6:4, 7:6 (8:6).

Kerber gelingt die Paris-Revanche

Angelique Kerber hat mit einem Tag Verspätung die dritte Runde der US Open erreicht. Die dreimalige Grand-Slam-Siegerin setzte sich kurz nach dem Zverev-Sieg genauso überzeugend mit 6:3, 6:2 gegen Angelina Kalinina durch und schaffte damit auch die Revanche für die Erstrundenniederlage in Paris, die ihr die Ukrainerin zugefügt hatte. Die Partie war aufgrund des Unwetters in New York vom Mittwoch auf den Donnerstag verschoben worden, Kerber saß bis nach Mitternacht bei starkem Regen und heftigen Windböen auf der Anlage fest.

Die Turniersiegerin von 2016 trifft nun schon am Freitag auf die US-Amerikanerin Sloane Stephens, die ein Jahr nach der deutschen Topspielerin bei den US Open triumphierte und nun ihre Landsfrau Cori Gauff überzeugend 6:4, 6:2 besiegte. Kerber hat bislang nur ein Match gegen Stephens gewonnen und schon fünf Niederlagen kassiert.

Wimbledonsiegerin Barty und Olympiasiegerin Bencic weiter

Auch die Weltranglisten-Erste Ashleigh Barty ist in die dritte Runde eingezogen. Die Wimbledonsiegerin aus Australien gewann am Donnerstag gegen die 18 Jahre alte Turnier-Debütantin Clara Tauson aus Dänemark 6:1, 7:5.

Bei 5:3 im zweiten Satz vergab Barty einen Matchball und ließ das dänische Tennis-Talent wenig später ausgleichen, dann machte sie das Weiterkommen aber perfekt. Ihre nächste Gegnerin ist am Samstag (04.09.2021) Shelby Rogers aus den USA oder Sorana Cirstea aus Rumänien. Barty hatte vor gut einer Woche das Vorbereitungsturnier in Cincinnati für sich entschieden und gilt beim letzten Grand-Slam-Turnier des Tennis-Jahres als Topfavoritin.

Bencic souverän, Pliskova in Bedrängnis

Auch Olympiasiegerin Belinda Bencic kam in die dritte Runde. Die Schweizerin siegte gegen die Italienerin Martina Trevisan klar 6:3, 6:1. Bencic trifft nun auf die Gewinnerin der Partie zwischen der Amerikanerin Jessica Pegula und der Japanerin Misaki Doi.

Wimbledon-Finalistin Karolina Pliskova aus Tschechien bezwang die Amerikanerin Amanda Anisimova denkbar knapp mit 7:5, 6:7 (5:7), 7:6 (9:7). Im entscheidenden Tiebreak lag Pliskova bereits 2:5 zurück und wehrte danach einen Matchball der stürmisch angefeuerten 20 Jahre alten Lokalmatadorin ab. Nach 2:21 Stunden nutzte die frühere Weltranglisten-Erste, die 24 Asse schlug, ihre zweite Chance zum Sieg gegen die Nummer 75 der Welt. In der Runde der letzten 32 trifft die US-Open-Finalistin von 2016 auf Ajla Tomljanovic aus Australien.