Caroline Wozniacki

US Open Caroline Wozniacki - Dänemarks Tennisstar zurück auf großer Bühne

Stand: 28.08.2023 07:48 Uhr

Anfang 2020 musste Caroline Wozniacki mit Tennis aufhören. Die Schmerzen, die ihre Arthritis verursachte, ließen keinen Spitzensport mehr zu. Nun ist die ehemalige Weltranglisen-Erste zurück - als Profi und zweifache Mutter.

Von Heiko Oldörp (New York)

Es war fast so, als wäre sie nie weg gewesen. Mit einem Lächeln betrat Caroline Wozniacki beim Media Day den Interview-Raum 1 des Billie Jean King National Tennis-Centers in New York. Grauer Sweater, die blonden Haare zum Zopf gebunden, nahm sie Platz auf dem Podium, auf dem sie so oft nach ihren Matches bei den US Open gesessen hatte.

"Es ist großartig, wieder hier zu sein", eröffnete die Dänin ihre 15-minütige Pressekonferenz. Sie habe "tolle Erinnerungen" an Flushing Meadows, liebe es "vor diesen Fans" zu spielen. Nein, sie hätte damals nicht gedacht, nun wieder hier zu sein. Deshalb sei es "fantastisch", sie sei "wirklich begeistert, am Montag hier spielen zu können."

Abschied unter Tränen

Mit "damals" ist der 24. Januar 2020 gemeint. Der Tag, an dem Caroline Wozniacki ihre Tennis-Karriere für beendet erklärte. In der dritten Runde der Australian Open unterlag sie der Tunesierin Ons Jabeur und verabschiedete sich unter Tränen vom Publikum. Wozniacki war gerade mal 29 Jahre alt, doch ihr Körper konnte den Belastungen des Profisports nicht mehr standhalten.

Im Sommer 2018 hatten die Ärzte bei ihr rheumatoide Arthritis festgestellt, eine Krankheit, die Schmerzen, Schwellungen und mitunter sogar Steifheit in den Gelenken verursacht. Wozniacki sprach von einem "Schock". Ein halbes Jahr zuvor hatte sie noch die Australian Open gewonnen - es war im dritten Grand Slam-Finale ihr erster und einziger Sieg.

Manchmal kaum aus dem Bett gekommen

Wozniacki hatte sich nach der Diagnose noch rund 18 Monate gequält, gegen die Schmerzen angekämpft, viel probiert. Doch die Krankheit war ein unbesiegbarer Gegner. "Du fühlst dich als fitteste Spielerin auf dem Platz und plötzlich musst du dich mit sowas herumplagen", meinte sie frustriert. An manchen Tagen, berichtete sie damals, habe sie morgens kaum aufstehen, mitunter nicht einmal ihre Arme über den Kopf heben können.

Dass sie nun heute Nacht trotzdem wieder in New York aufschlagen und in ihrem Auftaktmatch der russischen Qualifikantin Tatiana Prozorova gegenüberstehen wird, ist eine dieser Comeback-Geschichten, die sie in den USA so lieben. Wozniacki hat vom Veranstalter eine "Wild Card" bekommen. Sie musste sich also nicht qualifizieren, sondern ist wegen ihres Namens eingeladen worden. "Ich freue mich sehr, diese Gelegenheit zu bekommen, wieder auf höchstem Niveau spielen zu können", sagt die 33-Jährige.

Dänemark auf die Tennis-Weltkarte katapultiert

Mit ihr kehrt eine charismatische Frau zurück - und eine mit einer erfolgreichen Vita. Wozniacki katapultierte einst ihr Land auf die Tennis-Weltkarte. Das kleine Dänemark, das bis dahin vor allem für Fußballer, Handballer und den einen oder anderen Radprofi bekannt war, hatte erstmals eine Weltranglisten-Erste und eine Grand Slam-Siegerin.

Wozniacki avancierte von Dänemarks Darling zu einem globalen Tennis-Star. Als sie zwischenzeitlich einige Jahre mit dem nordirischen Weltklasse-Golfer Rory McIlroy liiert war, galten beide als das berühmteste Promi-Paar des Sports. Mittlerweile ist Wozniacki mit David Lee verheiratet. Der ehemalige Basketball-Profi hatte in der NBA eine respektable Karriere.

Lee wurde zweimal ins Allstar-Team gewählt und 2015 mit Golden State Meister. Mit seinen 2,06 Metern Körpergröße ist Lee nicht zu übersehen - sportlich stand er trotzdem stets im Schatten von Wozniacki. Lee war einer von vielen guten Basketballern in der stärksten Liga der Welt. Seine Ehefrau war die beste Tennis-Spielerin der Welt, führte 71 Wochen das globale Ranking an.

Tennis-Pause, zwei Babys, Comeback

Nach ihrem Rücktritt 2020 habe sie "für ziemlich lange Zeit kein Tennis mehr gespielt", sagt Wozniacki. Sie habe ihre Schläger nicht angefasst, ja nicht einmal gewusst, wo diese überhaupt waren. Und sie habe Tennis auch nicht vermisst. Im Gegenteil. Sie brauchte eine Tennis-Pause.

Und nun war es ja auch nicht so, als hätte sie daheim gesessen und sich gelangweilt. Im Juni 2021 brachte sie Tochter Olivia zur Welt, im Oktober vergangenen Jahres folgte Sohn James. Aber irgendwann, so Wozniacki, habe sie ihren Sports vermisst. Als sie wieder begann, Bälle übers Netz zu schlagen, habe sie das Gefühl bekommen, sagt Wozniacki, dass ihr das alles "extrem gut" gelinge. Und deshalb habe sie sich gesagt: "Du bist noch ziemlich jung, versuch’s doch noch einmal."

Arthritis ist immer noch Teil des Alltags

Und so stand sie Anfang August, 1.292 Tage nach ihrem vermeintlichen Karriere-Ende, in Montreal wieder bei einem Turnier auf dem Platz und erreichte die zweite Runde. Eine Woche später spielte Wozniacki in Cincinnati. Und nun ist die US-Open-Finalistin von 2009 und 2014 zurück auf der ganz großen Bühne, wieder im Rampenlicht.

Nicht mehr als Mit-Favoritin, wie so oft, sondern als zweifache Mutter - und Nummer 627 der Welt. Die Arthritis ist immer noch Teil ihres Alltags und wird dies auch für den Rest ihres Lebens bleiben. Aber, hebt Wozniacki hervor, sie sei "zuversichtlich", ihren Körper "unter Kontrolle" halten zu können. Bislang seien die höhere Belastung und Intensität kein Problem gewesen.

Comeback mehr als ein Intermezzo

Wie lange sie spielen wird, weiß Wozniacki nicht. Nur soviel: Ein Intermezzo soll ihr Comeback nicht sein. Sie plane, im kommenden Jahr mehr zu spielen. Eine konkrete Aussage will sie nicht machen. "Ich kann die Zukunft nicht vorhersagen'", betont Wozniacki.

Wer hätte schon 2018 geglaubt, dass sie zwei Jahre nach ihrem Grand-Slam-Sieg in Melbourne ihre Karriere beenden würde? Beenden müsse? Mit 29 Jahren? Oder wer hätte nach ihrem tränenreichen Abschied damals die Prognose gewagt, dass sie im Sommer 2023 ein Comeback geben würde? Wer? Nein, sagt Wozniacki, sie wolle nicht zu weit nach vorne gucken. Sie genieße einfach den Augenblick. Und, sie hoffe in New York auf ein “großartiges Turnier."