ATP-Turnier in Dschidda

Angebliches Angebot über zwei Milliarden US-Dollar Saudi-Arabien greift nach Kontrolle über Profitennis

Stand: 13.03.2024 14:33 Uhr

Zwei Milliarden US-Dollar für noch mehr Einfluss: Im Tauziehen um die Macht im Tennissport hat Saudi-Arabien offenbar die nächste Stufe gezündet.

Das Regime am Persischen Golf will laut eines Berichts die ATP- und WTA-Tour vereinen, dafür scheint dem Königreich mit seinem beinahe unerschöpflichen Staatsfonds PIF kein Preis zu hoch.

WTA prüft Angebot laut Telegraph

Es wäre eine Revolution - und der nächste Schritt Saudi-Arabiens auf dem geplanten Weg zum Zentrum des Weltsports. Der britischen Zeitung "The Telegraph" zufolge hat ATP-Chef Andrea Gaudenzi den Organisatoren der Masters-Turniere am Samstag (09.03.2024) in Indian Wells mitgeteilt, dass der PIF ein Angebot gemacht habe, das "ausläuft, wenn es nicht innerhalb der nächsten 90 Tage angenommen wird".

Es ist ein aggressiver Versuch des Königreichs, die Kontrolle über die Touren zu gewinnen.  Die WTA teilte laut Telegraph in einem Statement mit, das Angebot über umgerechnet etwa 1,83 Milliarden Euro zu prüfen: "Es gibt noch keinen Konsens innerhalb des Sports über ein bevorzugtes Ergebnis."

Saudi-Arabien und Co. drängen auf die große Sportbühne

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Dass zumindest die ATP offen für lukrative Offerten aus Saudi-Arabien ist, ist bekannt. Erst Ende Februar hatte die Spielergewerkschaft eine "mehrjährige strategische Partnerschaft" mit dem Königreich bekannt gegeben, wodurch der PIF offizieller Partner der ATP-Rangliste sowie der Turniere in Indian Wells, Miami, Madrid, Peking, der ATP-Finals zum Saisonende in Turin und der Next Gen ATP Finals in Dschidda wird - eine Zusammenlegung der Touren wäre die nächste Stufe in der Zusammenarbeit.

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Gegenwind aus Australien

Doch es gibt auch Gegenwind. Ein Aspekt des saudischen Vorstoßes ist es offenbar, in der ersten Saison-Woche ein Masters-Turnier auszurichten - diesen Platz im Tour-Kalender nimmt aktuell (noch) der United Cup in Australien ein. "Ich habe das PIF-Interesse nie negativ gesehen. Ich habe es immer positiv gesehen. Aber als Sport sollten wir nicht etwas tun, das einen langjährigen Partner im Sport negativ beeinflusst", hatte Tennis-Australia-Chef Craig Tiley bereits im Januar betont.

Der Saisonauftakt wird als Vorbereitung auf die Australian Open traditionell Down Under ausgetragen. "Die Diskussion, die wir führen wollen, lautet: Wo ist die Chance für alle, bei der wir alle nebeneinander existieren können", sagte Tiley.

Nebeneinander zu existieren ist den Saudis aber zu wenig, seit Jahren investiert der wegen seiner verheerenden Menschenrechtslage höchst umstrittene Wüstenstaat in den Sport und reißt im Fußball, Golf oder Boxen immer mehr Events und Turniere an sich.  

Grand-Slam-Turniere sollen unabhängig bleiben

Im Tennis sollen zumindest die Grand-Slam-Turniere kein Teil der Vereinbarung sein und unabhängig bleiben, die besten Spieler der Tour hat das Königreich aber schon hinter sich gebracht. So fungiert der 22-malige Major-Champion Rafael Nadal als Botschafter für den saudischen Tennis-Verband, im Oktober spielen dazu gleich fünf Grand-Slam-Sieger bei einem Show-Turnier in Riad vor. Und mit den unbegrenzten Geldreserven scheint die fortschreitende Machtübernahme der Saudis kaum aufzuhalten zu sein.