Michael Kohlmann (r.) muss diesmal auf Alexander Zverev verzichten.

Relegation im Davis Cup Abstiegsfinale ohne Zverev - DTB-Team in Bosnien unter Druck

Stand: 15.09.2023 11:47 Uhr

Deutschland will im Davis Cup in der Relegation in Bosnien-Herzegowina den drohenden Abstieg abwenden. Dass Alexander Zverev nicht dabei ist, verbessert die Situation nicht.

Die US Open haben für Alexander Zverev und das deutsche Tennis-Team ein bitteres Nachspiel. Bei seinem Viertelfinal-Ausscheiden gegen Carlos Alcaraz zog sich der 26-Jährige eine Muskelverletzung zu und kann deswegen nicht mithelfen, wenn die DTB-Mannschaft am Samstag (16.09.2023) und Sonntag in der Relegation des Davis Cups in Bosnien-Herzegowina gegen den Abstieg kämpft.

"Der Ausfall von Alexander wiegt natürlich schwer, weil er gerade in den vergangenen Wochen zu alter Stärke zurückgefunden hat und ein absoluter Ausnahme-Spieler ist", sagte Cheftrainer Michael Kohlmann, der dennoch optimistisch bleibt. "Bei dieser wichtigen Partie hätten wir ihn natürlich gerne dabeigehabt, aber ich bin überzeugt, dass wir auch ohne ihn stark genug sein werden, um gegen Bosnien-Herzegowina zu bestehen."

Bosnien-Herzegowina darf kein Maßstab sein

Denn trotz des Ausfalls der deutschen Nummer eins ist das DTB-Team deutlich stärker bestückt als der Gegner. Daniel Altmaier (49. der Weltrangliste) und Yannick Hanfmann (54.) starten im Einzel, beide sind Sandplatzspezialisten, also auf dem Belag, auf dem in Mostar gespielt wird. Sie sind in ihren Spielen ebenso favorisiert wie das Doppel Kevin Krawietz/Tim Pütz, das zur Weltelite gehört. Bei Bosnien-Herzegowina ist Damir Dzumhur als 157. der Weltrangliste bester Spieler, alle anderen Akteure sind nicht mal in den Top 200 zu finden.

Dass Zverev wie auch Jan-Lennard Struff, der schon länger ausfällt, fehlen werden, ändert da nichts an der Favoritenrolle. Deutschland steht nicht nur in der Pflicht, um nicht aus dem Wettbewerb abzusteigen, sondern auch, weil der Gegner eigentlich keine Hürde für den ambitionierten DTB darstellen dürfte. "Wir müssen uns top vorbereiten, unsere Hausaufgaben machen und auch an unser Leistungslimit herankommen, um hinterher sagen zu können, dass wir die Hürde überwunden haben und uns die Chance geben, 2024 wieder angreifen zu können", machte Kohlmann dennoch klar.

Altmaier sieht Status als "Privileg"

Zweimal ist Deutschland in der Geschichte des Davis Cups abgestiegen, am Wochenende wollen Altmaier und Co. das dritte Missgeschick nach 1982 und 2003 verhindern. Nur ein Sieg würde dazu berechtigen, im nächsten Jahr an der Qualifikation für die Endrunde teilzunehmen.

"Ich empfinde es überhaupt nicht als Druck, sondern als Privileg", sagte Altmaier, der das erste Spiel gegen Nerman Fatic bestreiten wird, zu seiner ungewohnten Rolle als Nummer eins des deutschen Teams, die er als "wichtige Erfahrung, die Gold wert ist", verbucht. "Ich bin hier in Mostar, um für uns möglichst viele Punkte auf dem Platz zu holen", so der Zverev-Ersatz.

Der eigentliche Platzhalter sendete seiner Mannschaft vor der Abreise noch eine Videobotschaft. Darin sagte Zverev: "Jungs, viel, viel Glück. Ich bin mir sicher, dass ihr es schafft. Ich bin mir sicher, dass wir nächstes Jahr wieder um den Titel spielen."

Rettet DTB-Präsident von Arnim den Davis Cup?

Am Wochenende entscheidet sich also die deutsche Zukunft in diesem Wettbewerb, völlig unklar ist aber, wie die Zukunft des Davis Cups überhaupt aussieht. Der Versuch von Ex-Fußballprofi Gerard Piqué und seiner Firma Kosmos, den altehrwürdigen Wettbewerb zu entstauben, ist krachend gescheitert. 2018 hatte er für drei Milliarden Dollar und 25 Jahre den Zuschlag des Tennisweltverbandes (ITF) bekommen, der aber in diesem Januar dann die Notbremse zog und Kosmos wieder ausbootete. Ein Rechtsstreit mit einer Millionenforderung von Piqué ist die Folge. Nun muss ein neues Konzept her.

Womöglich wird DTB-Präsident Dietloff von Arnim einen größeren Einfluss auf die Zukunft geltend machen. Am 24. September wird der neue Präsident des Weltverbands gewählt. Von Arnim, der den Umgang der ITF mit dem Davis Cup als "erschreckend" einstufte, tritt als einziger Herausforderer von Amtsinhaber David Haggerty (USA) in Cancun/Mexiko an.