Angelique Kerber (l.) und Raphael Nadal (r.).

Turniere in Australien Kerber und Nadal: Die Leiden der Comebacker

Stand: 07.01.2024 10:46 Uhr

Die Rückkehr in die Tennisspitze gestaltet sich für Angelique Kerber und Rafael Nadal schwierig. Vor allem der Kampf mit der eigenen Kraft ist bei beiden in Australien zu erkennen.

Als Rafael Nadal den Centre-Court verließ, blitze bei ihm plötzlich ein Lächeln auf. Wahrscheinlich war dem spanischen Tennis-Superstar genau in diesem Moment klar geworden, dass er den Applaus in der Pat-Rafter-Arena im australischen Brisbane ein letztes Mal auf seiner persönlichen ATP-Tour gehört hat. Und er genoss es trotz Wehmut sichtlich.

Der 37-Jährige ist schließlich in diesem Jahr auf seiner Abschiedstournee - und die Niederlage gegen den Lokalmatadoren Jordan Thompson (7:5, 6:7; 3:6) bedeutete das Aus im Viertelfinale das Turniers. Ein Spieler, den Nadal in zwei vorherigen Begegnungen relativ leicht besiegen konnte. Nun fehlte in vielen Phasen nach seinem Comeback die gewohnte Dominanz, die altbekannte Brachialgewalt seines Spiels. Ende November soll für Nadal endgültig Schluss sein - womöglich schon früher?

Ähnliche Schmerzen wie im Vorjahr

Zumindest zeichnet sich derzeit ab, dass die lange, fast einjährige und verletzungsbedingte Pause Nadals bei solch hohen Belastungen ihren Tribut fordert. 3:19 Stunden dauerte die Partie gegen den Australier bei knapp 30 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit. Beim Stand von 1:4 im dritten Satz musste Nadal eine Behandlungspause einlegen. In früheren, jüngeren Jahren ein bei ihm kaum vorstellbarer Zustand.

"Der Schmerz ist an derselben Stelle wie vor einem Jahr, aber ich habe das Gefühl, dass er aufgrund der Müdigkeit eher muskulös ist. Letzte Saison war es die Sehne und das Gefühl war völlig anders, weil ich ihn viel mehr gemerkt habe", sagte Nadal später. "Nach einem Jahr ohne Wettkämpfe können meinem Körper viele Dinge passieren. Ich hoffe, dass nur der Muskel in diesem Bereich belastet ist."

Das große Ziel des Spaniers ist es, nochmal in seinem "Wohnzimmer" in Paris, dem Center Court in Roland Garros, und beim olympischen Tennisturnier an selber Stelle im kommenden Sommer eine gute Rolle zu spielen.

Auch Kerber mit Schwierigkeiten

Dass die Belastung eines Matches im Training kaum zu simulieren ist, haben Experten vorausgesehen. "Es ist natürlich sehr schwierig, nach so langer Zeit wieder auf das alte Fitness-Niveau zu kommen. Diese Quälerei, um da wieder hinzukommen, ist sehr hart", sagt der Chef-Bundestrainer des Deutschen Tennis Bundes (DTB), Michael Kohlmann, der Sportschau bereits unmittelbar vor Beginn der Australien-Turniere.

Dieses Athleten-Gesetz gilt natürlich auch für Angelique Kerber. Auch die 35-Jährige will nach der Geburt ihrer Tochter Liana und eineinhalb Jahren Baby-Pause zurück in die Weltspitze.

Anders als Nadal konnte Kerber bisher erst eines ihrer vier Einzel beim United Cup für sich entscheiden und sucht noch sichtlich nach ihrem Rhythmus. Gegen die Griechin Maria Sakkari, derzeit die Nummer acht der Welt, war sie beim 0:6; 3:6 chancenlos - auch weil die Kräfte Kerbers zusehends schwanden.

Immerhin: Im Halbfinale des United Cups setzte sie sich in drei hart umkämpften Sätzen gegen die Australierin Ajla Tomljanovic mit 6:4, 2:6, 6:7 (7:9) durch und zeigte wieder ihre einstmals auf der WTA-Tour so gefürchtete Widerstandsfähigkeit.

Auch Kerber leidet

Das hohe Tempo und die Wetterbedingungen fordern auch bei der ehemaligen Nummer eins der Welt alle Kraftreserven. "Training ist was anderes als Wettkampf, dessen bin ich mir bewusst", sagte Kerber schon im Vorfeld ihres Comebacks. "Ich brauche Matches."

Welche unerfreulichen Auswirkungen die vielen Vorbereitungspartien haben können, zeigt sich allerdings gerade bei Nadal. Beide wollen ab den 14. Januar bei den Australian Open antreten. Ob das klappt?

"Ich bin nicht hierher gekommen, um Turniere zu gewinnen. Ich bin gekommen, um wieder Tennis zu spielen und mein Bestes zu geben", sagte der Spanier. "Ich hoffe, nächste Woche trainieren und in Melbourne spielen zu können, bin mir aber nicht hundertprozentig sicher.“

Diese Hoffnung hat sich am Sonntag bei Nadal allerdings zerschlagen. Nadal musste seine Teilnahme an dem australischen Grand-Slam-Turnier verletzungsbedingt absagen.