Tennis | ATP Alexander Zverev und die Bedeutung der ATP-Ermittlungen

Stand: 07.10.2021 13:00 Uhr

Alexander Zverev bestreitet die Vorwürfe seiner Ex-Freundin, er habe sie psychisch und physisch misshandelt. Nun ermittelt die Spieler-Organisation ATP - die ihm aber kaum bei der Aufklärung helfen wird.

Ex-Partnerin Olga Scharypowa erhob in zwei längeren Artikeln im Tennismagazin "Raquet" im November 2020 sowie auf der Internetplattform "slate.com" im August 2021 schwere Anschuldigungen über heftige physische und psychische Gewalt während der 13-monatigen Beziehung mit Zverev. Der Tennisprofi weist diese als "verleumderisch und unwahr" zurück.

Da Scharypowa bislang von einer Klage absah, steht im Moment Aussage gegen Aussage. Eine juristische Untersuchung von Seiten der Staatsanwaltschaft ist nicht öffentlich bekannt - was es Zverev, so sagt er, schwierig mache.

Zverev will seinen "Namen reinwaschen"

"Es fällt mir sehr schwer, meinen Namen reinzuwaschen, und nur mit so etwas kann ich das komplett tun", sagte der 24-Jährige am Mittwoch (06.10.2021; Ortszeit) bei einer Pressekonferenz am Rande des Masters-Turniers in Indian Wells.

Die Vereinigung der Profitennis-Spieler ATP kündigte am Montag nun an, eine Untersuchung bezüglich des ATP-Turniers in Shanghai im Jahr 2019 einzuleiten, weil es dort zu gewalttätigen Handlungen Zverevs gegenüber Scharypowa gekommen sein soll.

"Die gegen Alexander Zverev erhobenen Vorwürfe sind ernst zu nehmen und wir haben die Verpflichtung, ihnen nachzugehen", wird ATP-Chef Massimo Calvelli in einer Mitteilung zitiert. Die ATP hatte lange auf die Zuständigkeit juristischer Instanzen verwiesen und erklärt, auf ein entsprechendes Urteil reagieren zu wollen.

"Ich bin relativ froh, dass es jetzt endlich mal passiert. Die ATP hat, um ehrlich zu sein, ein Jahr zu lange gewartet", sagte Zverev. Er sei daher zufrieden, "dass die ATP endlich mal ihren Arsch bewegt und ein bisschen was macht. Ich bin tatsächlich recht glücklich darüber, weil das hoffentlich dazu führt, dass das Thema dann erledigt ist".

Insider: ATP untersucht nur Chronologie der Ereignisse

Ob die Untersuchungen der ATP allerdings Zverevs Hoffnung erfüllen wird, ist allerdings fraglich. Es werde "nicht inhaltlich ermittelt. Sondern die ATP möchte sich einen Überblick über die Chronologie der Ereignisse verschaffen und will mit dem Spieler diesbezüglich sprechen. In keinem Fall kann die ATP aber urteilen. Hier wird immer der Spruch eines Gerichts abgewartet werden müssen", teilt ein der ATP nahe stehender Experte, der anonym bleiben möchte, der Sportschau mit.

So versucht Alexander Zverev auch auf anderen Wegen, sein Image zu retten: Seit diesem Sommer ist er Klient der US-amerikanischen PR-Agentur "Berk Communications", die sich unter anderem darauf spezialisiert hat, die Reputation von Spitzensportlern wieder aufzupolieren.

Einstweilige Verfügung erwirkt

Und er wehrt sich gegen die Medien. Man habe "eine einstweilige Verfügung gegen den Herausgeber und den Journalisten der falschen Behauptungen erwirkt, die besagt, dass die Anschuldigungen verleumderisch und falsch sind", teilte Zverev via Twitter mit.

Autor beider Berichte war Ben Rothenberg, einer in der Tennisszene bestens vernetzter Autor, der auch für die "New York Times" berichtet. "Dennoch verstoßen sowohl der Verleger als auch der Journalist vorsätzlich gegen diese gerichtliche Anordnung, indem sie die Berichterstattung nicht einstellen und die Behauptungen weiterhin wiederholt in den sozialen Medien verbreiten. Meine Anwälte haben weitere Verfahren eingeleitet", so Zverev.