Florian Wellbrock bei der Schwimm-WM in Japan

Nach Vorlauf-Aus bei WM Wellbrock und die Suche nach einer Erklärung

Stand: 25.07.2023 12:37 Uhr

Zwei Medaillen hat Florian Wellbrock bei der Schwimm-WM im japanischen Fukuoka im Freiwasser geholt, genau so sollte es auch im Becken weitergehen. Doch Wellbrock verpasst das erste angepeilte Finale - und das deutsche Team sucht nach Erklärungen.

Florian Wellbrock hat sich ein Handtuch um den Hals gelegt und geht mit großen Schritten durch die Mixed Zone. "Moin", ruft er all jenen zu, die auf ein Interview hoffen, auf ein kurzes Statement des Olympiasiegers, stehen bleibt er nicht. Es ist nur ein Wort, aber es klingt bitter, beinahe euphemistisch. Wellbrock will jetzt nicht reden. Nicht darüber, dass er im Vorlauf über 800 Meter Freistil Neunter geworden und das Finale damit um sieben Hundertstel Sekunden verpasst hat.

"Ich kann das nicht erklären", sagt Trainer Bernd Berkhahn und ringt um Fassung: "Eigentlich ist er souverän und selbstbewusst da reingegangen. Es war eigentlich eine Pflichtaufgabe und kein Problem." Zu einem Problem aber könnte das frühe Aus werden, für Wellbrock - und das deutsche Team.

Bislang viel Leichtigkeit im deutschen Team

Das hatte bei der Schwimm-WM im japanischen Fukuoka in den vergangenen Tagen viel Leichtigkeit ausgestrahlt. Nach dem Wechsel vom Freiwasser ins Becken sorgte Lukas Märtens mit Bronze über 400 Meter Freistil direkt für die erste Medaille. Lucas Matzerath und Angelina Köhler schwammen beide auf Rang fünf und präsentierten sich auf der ganz großen Bühne stark und trotzdem unbekümmert.

Leichtigkeit, die Wellbrock in seinem Vorlauf komplett fehlte. Und das obwohl er den Fokus in den vergangenen Tagen auf Regeneration statt Rennen gesetzt hat. Nach zwei Goldmedaillen im Freiwasser hatte der 25-Jährige auf einen Start in der Staffel verzichtet, um so eine ganz Woche Erholung zu haben.

Suche nach der Erklärung

Warum diese Taktik nicht aufgegangen ist, weiß auch Trainer Berkhahn nicht: "Ich kann natürlich erklären, dass er eine schlechte Technik und sehr aufwendig geschwommen ist. Aber warum er das gemacht hat und warum er da nicht rausgekommen ist, das kann ich nicht erklären." Wellbrock war im Vorlauf auf der Bahn direkt neben Freund und Teamkollege Märtens geschwommen. "In den letzten Tagen lief es gut und er wirkt auch stabil. Aber man weiß nie, was in einem Menschen vorgeht", sagte Märtens nach dem Rennen: "Ich hätte es ihm wirklich sehr gegönnt, aber es hat leider knapp nicht gereicht. Schade."

Viel besser lief es für Märtens selbst, der es mit der drittschnellsten Zeit ins Finale schaffte. "Ich denke, ich kann von einem sehr soliden Vorlauf sprechen", sagt er, noch recht zurückhaltend: "Da kann man schon mal in Richtung Medaillen schauen." Den Kampf um Edelmetall aber muss Medaillenkandidat Märtens im Finale dann ohne Teamkollege Wellbrock angehen, der sich jetzt auf sein nächstes Rennen bei der WM in Fukuoka konzentrieren will - 1.500 Meter am Samstag. Das Aus am Dienstag soll dann keine Rolle mehr spielen, aber: "Er ist ein bisschen hilflos und kann sich auch nicht erklären, woher das kommt", sagt Coach Berkhahn: "Er hat sich ja auch abgemüht."

Wiederholt sich Wellbrocks Geschichte?

All das dürfte Wellbrock an die WM 2019 in Gwangju erinnern. Auch da hatte der Olympiasieger das Finale über 800 Meter Freistil verpasst, sich dann aber über 1.500 Meter zum Weltmeister gekrönt. Könnte sich Wellbrocks Geschichte also wiederholen? "Das hat er gerade schon angekündigt", sagt Berkhahn und schmunzelt: "Das tröstet mich gerade wenig, ehrlich gesagt."

Das dürfte auch für Wellbrock selbst gelten, der fernab der Mixed Zone in der Halle in Fukuoka dann doch noch etwas sagt. "Das ist nicht zufriedenstellend", sagt er im ZDF: "Ich hatte eigentlich auf den zweiten, dritten Platz spekuliert und habe dann hintenraus gesehen, dass es nicht der zweite, dritte Platz wird." Vielleicht gelingt das dann über 1.500 Meter - noch hat Florian Wellbrock bei der WM im japanischen Fukuoka ja eine Chance.