Charlison Benschop (links)

WDR-Sport Wuppertaler SV - Last-Minute-Spezialisten mit schillerndem Star

Stand: 21.08.2023 16:34 Uhr

Der Wuppertaler SV hat in der Regionalliga West bisher jedes Spiel dieser Saison in den letzten Minuten gewonnen. Einen großen Anteil am Erfolg hat Stürmer Charlison Benschop.

Von Sebastian Hochrainer

Beim Wuppertaler SV können sie ihr Glück mittlerweile kaum noch fassen. Wobei Trainer-Legende Hermann Gerland ja schon vor langer Zeit klarstellte: "Immer Glück ist Können." Und so kann man schon auch davon sprechen, dass das, was gerade beim Team aus der Regionalliga West passiert, das Ergebnis von harter Arbeit ist.

Am vergangenen Wochenende gewann der WSV auch das vierte Spiel der neue Saison. Was die Geschichte erst recht rund macht: Zum vierten Mal entschied das Team die Partie jenseits der 85. Minute. Gegen den SV Rödinghausen fiel der einzige Treffer des Spiels in der 89. Minute. Zuvor hatte es bei Alemannia Aachen (2:1) das Siegtor in der 95. Minute gegeben, gegen Borussia Mönchengladbach II (3:2) in der 96. und bei der Zweitvertretung von Schalke 04 (3:1) die Führung in der 86. Minute.

Internationale Karriere und Goalgetter in Düsseldorf

Wuppertal profitiert aber nicht nur davon, ganz offensichtlich körperlich in bester Verfassung zu sein. Im Sommer gelang dem Viertligisten mit Charlison Benschop ein echter Transfercoup, der Wirkung zeigt. Der Niederländer traf gegen Rödinghausen und war auch davor in jedem Spiel an einem Treffer direkt beteiligt. Mit zwei Toren und zwei Assists ist er der Topscorer des Tabellenführers.

Benschop sorgte in Deutschland schon bei Fortuna Düsseldorf für Furore, schoss von 2013 bis 2015 in 58 Zweitligaspielen 25 Tore. Danach spielte er bei Hannover 96 in der Bundesliga und 2. Liga, es folgten Intermezzi beim FC Ingolstadt und dem SV Sandhausen. Benschop hat aber auch schon Erfahrungen in den ersten Ligen in Belgien, den Niederlanden und Frankreich gesammelt.

Standortvorteil für den WSV

Bei dieser Vita war es klar, dass mit der Ankunft des 34-Jährigen ad hoc die Erwartungen in Wuppertal in die Höhe schnellen. Benschop sei der Spieler, "nach dem das Team lange gesucht hat", teilte der Verein bei der Verpflichtung mit. Gaetano Manno, sportlicher Leiter des Klubs, präzisierte: "Er wird eine wichtige Führungsrolle einnehmen und bringt eine beeindruckende Erfahrung mit. Seine physische Präsenz und seine Kopfballstärke sind herausragend. Wir sind sehr glücklich, dass er sich für uns entschieden hat."

Doch warum ist Benschop den Schritt in die 4. Liga überhaupt gegangen? "Meine Frau und Kinder leben in Krefeld. Ich wollte nicht mehr weiter weg von ihnen sein und ab sofort in unmittelbarer Nähe spielen. Deswegen ist die Entscheidung auf den Wuppertaler SV gefallen", erklärte der Stürmer. Ehefrau Kamila lernte er als Düsseldorf-Profi kennen, die heutige Moderatorin war damals Integrationsbeauftragte des Klubs, gab den ausländischen Spielern unter anderem Sprachunterricht.

"Mit dem Wuppertaler SV das Höchstmögliche erreichen"

Doch Benschop ist nicht nur gekommen, um seiner Familie nah zu sein, sondern er will in Wuppertal erfolgreich sein. "Ich möchte der Mannschaft mit meiner Erfahrung weiterhelfen und eine Vorbildfunktion für die jungen Spieler übernehmen. Ich versuche so oft wie möglich auf dem Platz zu stehen und möchte mit dem Wuppertaler SV das Höchstmögliche erreichen", sagte er.

Und das ist in den ersten Wochen gelungen. Benschop ist der erhoffte Anführer und Scorer. "Dafür haben wir den Charly geholt", sagte Manno. "Wir haben gesehen, dass er immer noch gierig ist, uns zu helfen. Er ist einfach ein toller Charakter, ein Top-Typ. Obwohl er eine tolle Vita hat, fügt er sich ins Team ein. Das macht einfach Spaß, ihn zu haben."

Ist mit Benschop sogar der Aufstieg möglich?

Und so mausert sich der WSV immer mehr zu einem ernsthaften Anwärter auf den Aufstieg. "Die Fans dürfen doch träumen", sagte Benschop zuletzt. "Aber wir müssen einfach weiter immer nur auf uns schauen und nicht so sehr auf die anderen Mannschaften. Wenn wir uns auf uns konzentrieren und immer weiter verbessern, dann ist viel drin."

Vor allem, wenn es Wuppertal weiter gelingt, Spiele in der Schlussphase für sich zu entscheiden. "Inzwischen lebt der Glaube in uns, dass wir immer auch in der letzten Minute noch das Siegtor erzielen konnten. Das haben wir uns erarbeitet", so Benschop. Er und sein Team sind die Last-Minute-Spezialisten mit ihm als schillerndem Star.