Neu bei Arminia (v.l.): Sam Schreck, Nassim Boujellab, Manuel Wintzheimer.

WDR-Sport Umbruch in Bielefeld: Arminia und der Adventskalender im Sommer

Stand: 23.07.2023 18:59 Uhr

Bei manchen DSC-Fans dürften im Sommer vorweihnachtliche Gefühle aufgekommen sein. Wie bei einem Adventskalender präsentierte Drittligist Arminia Bielefeld über 18 Tage 17 neue Spieler. Der Umbruch in Ostwestfalen ist in vollem Gange.

Von Thorsten Rosenberg

Fast täglich hatte die Arminia im Juni und Juli eine neue Überraschung parat - und zwar in Form eines neuen Spielers. Angefangen mit Sam Schreck aus Aue, der am 19. Juni als Neuzugang präsentiert wurde, folgten in den kommenden 17 Tagen 16 neue Spieler, zuletzt mit Leon Schneider von der U21 des 1. FC Köln ein Innenverteidiger, alle ablösefrei.

Nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga hatte der Verein den Resetknopf gedrückt. Der neue Geschäftsführer Michael Mutzel, der kurz nach dem Abstieg offiziell seinen Dienst begonnen hatte, ließ sich nicht lange bitten und erhörte den Wunsch, der in Sprechchören während der Relegation durch die Stadien in Wiesbaden und Bielefeld hallte: "Außer Fabi könnt ihr alle gehen!".

Außer Fabi gingen tatsächlich fast alle

Vereinsikone Fabian Klos blieb tatsächlich, und außer Mittelstürmer Christopher Schepp sowie einige Jugendspieler haben nun tatsächlich alle anderen 26 Spieler, deren Verträge durch den Abstieg keine Gültigkeit mehr hatten, den Verein verlassen. Doch auch das Trainer- und Funktionsteam wurde neu aufgestellt. Viele gingen oder mussten gehen, darunter auch langjährige Mitarbeiter wie Co-Trainer Sebastian Hille und Torwart-Trainer Marco Kostmann.

Mutzel und Kniat überzeugend bei Vertragsgesprächen

Geschäftsführer Michael Mutzel (l.) und Trainer Mitch Kniat

Michael Mutzel (l.) und Mitch Kniat

Mutzel hatte eine klare Vorstellung von der Neuausrichtung, und zusammen mit dem neuen Trainer Michel "Mitch" Kniat, der vom SC Verl kam, baute er das neue Team auf. Auffallend, dass die meisten der neuen Spieler in ihrer Vorstellung hervorhoben, dass sie die Gespräche mit Mutzel und Kniat voll überzeugten und ein wichtiger Grund waren, warum sie ein Teil des Neuaufbaus sein wollen.

So scheint die neue Mannschaft nicht zusammengewürfelt sondern mit Augenmaß zusammengesetzt. In der Vorbereitung auf die neue Saison scheint die Rechnung aufzugehen. "Die Mannschaft möchte jedes Spiel gewinnen und stemmt sich gegen den Widerstand", befand Kniat nach dem jüngsten 3:1 (0:1)-Testspielsieg in Venlo. "Das ist genau das, was wir sehen wollen", sprach der Trainer wohl jedem Arminen, der diese Tugenden in den vergangenen zwei Spielzeiten so sehr vermisst hatte, aus der Seele.

Durchschnittsalter des Kaders: 22,8 Jahre

Weitere Neuzugänge schlossen die Verantwortlichen nicht aus - schließlich beinhaltet der 24-köpfige Kader derzeit vier Spieler aus der A-Jugend. Ohnehin dürfte der Kader mit einem Durchschnittsalter von 22,8 Jahren (Quelle: transfermarkt.de) zu den jüngsten der Liga zählen. Neben Erfahrung hat hat der Zweitliga-Absteiger vor allem auf der linken Seite noch Bedarf. Aber auch Abgänge seien laut Kniat noch möglich, wenn ein oder zwei Leute woanders mehr Spielpraxis bekommen können, so der Coach gegenüber der "Neuen Westfälischen".

Mehr als 8.000 Dauerkarten verkauft

Nach dem Trainingsauftakt Ende Juni arbeitet das neue Team erst knapp einen Monat zusammen. Und es scheint schon vieles zusammen zu wachsen. In den Testspielen passte schon vieles, das Feuer brennt wieder in Bielefeld. Wo die Mannschaft tatsächlich steht wird sich am 5. August in Dresden zeigen, wenn der DSC zum Saisonauftakt bei Dynamo antritt. Das Umfeld scheint von der Aufbruchstimmung angesteckt: Schon mehr als 8.000 Dauerkarten hat der Verein für die Drittligasaison abgesetzt.

Fabian Klos konnte es kaum glauben: "Es ist Wahnsinn, und ich kann nur 'Danke' sagen", wurde der Stürmer in der "Neuen Westfälischen" zitiert. Wenn man lange genug an diesem Verein hänge, dann käme man von ihm nicht weg, dann sei auch die Liga egal. "Wir haben die Möglichkeit, in dieser Saison etwas zurückzugeben", so Klos. Die ersten Schritte dahin machen Hoffnung in Ostwestfalen.