Karel Geraerts

2. Bundesliga Schalke 04: Schafft Trainer Geraerts noch die Wende?

Stand: 15.02.2024 13:00 Uhr

Der FC Schalke 04 ist in der 2. Fußball-Bundesliga akut abstiegsbedroht. Trainer Karel Geraerts bekommt bislang keine Kehrtwende hin. Ausgerechnet ein Mitkonkurrent zeigt, welchen positiven Einfluss ein neuer Trainer haben kann.

Von Jörg Strohschein

Wie ernst sich die Situation tatsächlich darstellt, ist im Profifußball häufig an der Deutlichkeit der öffentlichen Bekenntnisse zu erkennen. "Das ist kein Thema, ich setze auf Kontinuität. Schalke hatte schon zu viele Trainer-Wechsel, das wäre zu einfach", sagte Schalke-Sportdirektor Marc Wilmots in Laufe der Woche. S04-Fußballlehrer Karel Geraerts dürfte sich zwar über ein solches Bekenntnis freuen, allerdings dürfte auch der Belgier realisieren, dass sich der Druck auf ihn und seine Arbeit maximal erhöht hat.

Zwölf Spiele unter Geraerts Ägide haben die Schalker bislang absolviert, die Bilanz daraus ist alles andere als vielversprechend. Fünf Siege, ein Remis sechs Niederlagen ist das ernüchternde Ergebnis. Darunter einige beängstigend leblose Auftritte wie etwa in Karlsruhe, Düsseldorf oder zuletzt in Kiel. Zudem zeigt die jüngste Formkurve des Teams auch noch bedenklich nach unten.

Nur drei Punkte in den vier Rückrunden-Partien haben die Königsblauen erspielen können. Die Abstiegsränge in der 2. Bundesliga sind für den selbst ernannten Aufstiegskandidaten nur zwei Zähler entfernt - und damit bedrohlich nah. "Es wurde in den vergangenen Wochen genug gesprochen. Jetzt geht es nur noch darum auf dem Platz Leistung zu bringen", sagt Geraerts. Am Samstag (17.2.2024, 13 Uhr) empfangen die Schalker Aufsteiger Wehen Wiesbaden.

Katastrophale (Zwischen-) Bilanz

Die Baustellen im Team sind vielfältig und in allen Mannschaftsteilen zu suchen. Das wohl schwerwiegendste Problem der Schalker: Geraerts bekommt die Defensivprobleme nicht in den Griff. Insgesamt 42 Gegentore in 21 Partien sind eine geradezu katastrophale (Zwischen-) Bilanz (2 Gegentore pro Spiel).

In den zwölf Partien allein unter Geraerts kassierte das Team 22 Gegentreffer (1,83 pro Spiel). Eine signifikante Verbesserung will sich bislang unter dem 42 Jahre alten Belgier nicht einstellen. Und welch haarsträubende Stellungsfehler und fatale Aussetzer sich die Schalker Verteidiger um Marcin Kaminiski, Henning Matriciani, Tomas Kalas und auch Derry Murkin immer wieder leisten, sorgt seit Wochen für großes Unverständnis bei den Verantwortlichen und Anhängern des Klubs.

Keine Stabilität

Aber auch im defensiven Mittelfeld wirken Ron Schallenberg - der mit großen Vorschussloorbeeren aus Paderborn gekommen war - und sein Nebenmann Paul Seguin (von Union Berlin) bisweilen völlig überfordert. Während Seguin sich häufig noch darum bemüht, etwas zum Spielaufbau beizutragen, fällt Schallenberg vor allem durch zumeist destruktive Quer- und Rückpässe auf.

Dadurch dass beide Spieler große Mühe haben, der Mannschaft defensive Stabilität in der Zentrale zu verleihen, kommen die Gegner viel zu häufig gefährlich vor das Schalker Tor.

Terodde völlig außer Form

Und auch in der Offensive hakt es gewaltig. Angreifer Simon Terodde (3 Tore) ist seit dem Jahreswechsel völlig außer Form. Kenan Karaman (6) hatte zumindest gegen Eintracht Braunschweig einen guten Moment und erzielte den einzigen Treffer des Spiels.

Nach der Winterpause erzielten die Schalker gerade einmal zwei Tore in den vier Partien (0,5 pro Spiel). In den acht Partien im vergangenen Jahr waren es insgesamt 17 Treffer (2,13 pro Spiel). Auch Winterneuzugang Darko Churlinov konnte bisher keine wesentlichen Akzente setzen.

Braunschweig als Vorbild

Die Schalker Liste der Fehlleistungen ist groß. Und Karel Geraerts - eigentlich Freund des 3-5-2-Systems - konnte für sein Team in den vergangenen Monaten noch kein adäquates Spielsystem finden. Wie wichtig der Einfluss eines Trainers auf den Erfolg eines Teams allerdings sein kann, ist gerade parallel und äußerst eindrucksvoll in Braunschweig zu erkennen.

Beim niedersächsischen Traditionsklub hatte Daniel Scherning am 13. Spieltag übernommen, als der Klub mit lediglich fünf Punkten und einer desaströsen Tordiffenrenz (7:24) kaum noch überlebensfähig erschien. Würden allein die dann folgenden Spiele unter Scherning in die Wertung einfließen, stünde die Eintracht mit 18 Punkten auf einem Aufstiegsplatz. Nur Holstein Kiel ist in diesem Zeitraum um einen Zähler besser.

Von solch hoffnungsvollen Zahlen ist der Ruhrgebietsklub momentan sehr weit entfernt. Gegen Wehen Wiesbaden geht es darum, einen wenig Luft zum Atmen im Abstiegskampf schnappen zu können - und wohl auch darum, ob Wilmots sein Bekenntnis zu Geraerts noch einmal erneuern muss.