Rot-Weiss Essens Trainer Christoph Dabrowski (m.) freut sich mit seinen Spielern über den Sieg gegen Duisburg.

Vier Siege in Folge Rot-Weiss Essen - hart erarbeitete Euphorie an Hafenstraße

Stand: 06.11.2023 15:53 Uhr

Fußball-Drittligist Rot-Weiss Essen hat sich seit Anfang Oktober aus einem Leistungsloch herausgerarbeitet. Trainer Christoph Dabrowski schuf mit seinem Team eine zuletzt noch nicht für möglich gehaltene Euphorie an der Hafenstraße.

Es ist noch gar nicht lange her, da musste sich RWE-Trainer Christoph Dabrowski entschuldigen. Nachdem Rot-Weiss Essen stabil in die Saison gestartet war (nur zwei Pleiten aus acht Spielen), kam plötzlich eine besorgnisseregende Leistungsdelle. 0:4 in Unterhaching, 0:5 gegen Verl, schon war die Stimmung an der Hafenstraße zwischenzeitlich gekippt, der Vorsprung auf einen Abstiegsplatz auf drei Zähler geschmolzen und der Trainer in der Kritik. Im "RevierSport" konstatierte Vorstandsboss Marcus Uhlig zudem eine "Selbstaufgabe". Es folgte die Entschuldigung von Dabrowski bei den Fans.

Keinen vollen Monat später sieht die Welt in Essen nun wieder ganz anders aus. Die Rot-Weissen haben sich mit einer Erfolgsserie von vier Siegen auf den Aufstiegs-Relegationsplatz drei vorgepirscht. Alle vier Spiele wurden mit 2:1 gewonnen: erst das "kleine" Revierduell bei Borussia Dortmunds Reserve, dann das Heimspiel gegen Bayern-Pokalschreck Saarbrücken, das prestigeträchtige Derby beim MSV Duisburg und zuletzt die Partie gegen Absteiger Arminia Bielefeld.

3. Liga: Rot-Weiss Essen baut Siegesserie gegen Bielefeld aus

Dabrowski sorgt für neue Hierarchie unter Sapina

Womit Dabrowski zum wiederholten Male bewies, sich vom zeitweise aufgeregten und emotionalen Umfeld an der Hafenstraße nicht zu sehr beeindrucken zu lassen. Er hatte nach den beiden derben Pleiten durchgegriffen. Wenige Tage nach der Verl-Klatsche wurde Abwehrchef und Kapitän Felix Bastians suspendiert.

Vinko Sapina

Rot-Weiss Essens neuer Kapitän heißt Vinko Sapina. Der Sechser überzeugt spielerisch wie physisch.

Die Kapitänsbinde übernahm ein Neuzugang, der maßgeblich für die spielerische Entwicklung Essens verantwortlich zeichnete: Sechser Vinko Sapina. Der 28-Jährige Hüne mit 1,94 Metern Körpergröße war vor der Saison aus Verl gekommen. Sapina entwickelte sich zu genau dem Element, was den zuvor spielerisch meist unterlegenen Essenern in der letzten Spielzeit noch gefehlt hatte, er verband schnell seine körperliche Präsenz mit Kreativität und Präzision, führte RWE nun zu besagten vier Siegen in Folge.

Die RWE-Verantwortlichen um Sportdirektor Christian Flüthmann und Kaderplaner Marcus Steegmann sollten also recht behalten. Denn der Klub hatte nach der Bastians-Freistellung noch bedeutungsschwanger mitgeteilt: "Wir sind fest davon überzeugt, dass wir von dieser Maßnahme profitieren und sich neue Hierarchien in unserem Kader bilden werden."

Auch andere Essener Neuzugänge im Aufwind

Einen wichtigen Platz in dieser neuen Hierarchie nimmt bislang auch Marvin Obuz, ausgeliehen vom Bundesligisten 1. FC Köln, als bester Scorer der Essener ein. Gegen Saarbrücken legte der 21-järhige Rechtsaußen beide Treffer auf, trug sich außerdem gegen Duisburg und Bielefeld selbst in die Torschützenliste ein. In der Angriffsabteilung spielt sich auch Leonardo Vonic (kam vom 1. FC Nürnberg II aus der Regionalliga Bayern) zunehmend frei, er steuerte gegen die Arminia einen Assist bei.

In der Defensive kam zuletzt Eric Voufack, vor der Spielzeit von Lok Leipzig aus der Regionalliga geholt, häufiger als Rechtsverteidiger zum Zug - und überzeugte, nachdem er zu Beginn der Saison noch keine Rolle gespielt hatte. Und Lucas Brumme, den RWE von Wehen Wiesbaden ebenfalls ablösefrei zu sich holte, wirbelt schon länger als offensiv denkender Linksverteidiger, der Essen noch gefehlt hatte.

RWE in den Schlussminuten zuletzt nervenstark

Außerdem zeigte RWE jüngst eine neue Nervenstärke. So hatte Dabrowski noch nach der hohen Pleite in Unterhaching konstatiert: "Man hat gesehen, dass wir vom Mentalen her noch nicht so weit sind, schneller Schritte zu gehen." Unabhängig von den knappen 2:1-Siegen an sich, die teilweise auch Torwart Jakob Golz mit starken Paraden erst möglich machte, agierte Essen zudem bei späten Nackenschlägen selbstbewusst und erzwang noch das nötige Spielglück.

Trotz eines Sapina-Eigentors (89.) in Duisburg nahm das Dabrowski-Team dank Mustafa Kouroumas Treffer (90.+3) noch den Sieg mit. Auch gegen Bielefeld kassierte RWE in der 86. Minute ein Gegentor, aber Sturm-Joker Ron Berlinski (90.+1) sorgte erneut für Jubel.

RWE am Sonntag gegen Waldhof Mannheim

Wenn am Sonntag (16.30 Uhr) an der Hafenstraße gegen den SV Waldhof Mannheim das nächste Heimspiel ansteht, dürfen sich die Fans also berechtigte Chancen auf den fünften 2:1-Sieg in Folge machen.