Die Fußballerinnen des 1. FC Köln jubeln.

WDR-Sport Neuer Trainer, viele Abgänge: Verkraften die FC-Frauen den erneuten Umbruch?

Stand: 12.09.2023 19:37 Uhr

Ein Trainer ohne Erfahrung und viele neue Gesichter: Die Fußballerinnen des 1. FC Köln starten am Sonntag in eine ungewisse Bundesliga-Saison.

Von Cora Lanzerath

Die FC-Frauen haben eine turbulente Saison hinter sich. Zwischendurch blieben sie elf Spiele ohne Sieg und schwebten in akuter Abstiegsgefahr. Am Ende reichte ein 1:1 am letzten Spieltag gegen Essen für den Klassenerhalt - weil zeitgleich Meppen in Frankfurt den benötigten Sieg verpasste.

Trainer ohne Erfahrung

So gehen die Rheinländerinnen nun in ihr drittes Bundesliga-Jahr in Folge. Der Ausgang lässt sich dabei nur schwer vorhersagen. Denn beim FC hat es im Sommer einmal mehr einen großen Umbruch gegeben. Der fängt bereits auf der Trainerposition an. Daniel Weber heißt der neue Mann an der Seitenlinie. Mit dem 50-Jährigen, der zuletzt als Interimstrainer bei der U16 des FC Bayern tätig war, geht der Klub ein Risiko ein. Denn der 1. FC Köln ist für ihn die erste Station im Frauenfußball - und das gleich auf Bundesliga-Niveau.

Auch der Kader hat ein völlig anderes Gesicht als im Vorjahr. Sechs Stammkräfte der vergangenen Saison haben den Verein verlassen, elf neue Spielerinnen sind gekommen. "Unser Kader ist sehr jung, hat viel Entwicklungspotenzial", sieht Weber den Umbruch positiv. Allerdings dürfte es auch einige Zeit dauern, bis sich das Team endgültig gefunden hat.

Islacker hinterlässt große Lücke

Die wohl größte Lücke hinterlässt Mandy Islacker. Die 34-Jährige, die in der Vorsaison acht der 20 Kölner Tore erzielte, hat ihre Karriere beendet. Aber auch die Abgänge von Ally Gudorf und Weronika Zawistowska wiegen schwer.

Im Sturm setzt der FC große Hoffnungen in Neuzugang Dora Zeller, der schon für Hoffenheim und Leverkusen 20 Treffer in 112 Bundesligaspielen gelangen. Auch auf die vom FC Bayern ausgeliehene polnische Nationalspielerin Natalia Padilla-Bidas hält Weber große Stücke. Für die Defensive wurde unter anderem Janina Hechler von Eintracht Frankfurt verpflichtet. Sie hat bereits mehr als 100 Bundesliga-Spiele in ihrer Vita stehen.

Klassenerhalt steht über allem

Nach der letztjährigen Zitter-Saison will Weber die Ziele in diesem Jahr nicht zu hoch stecken: "Der Klassenerhalt muss über allem stehen", so der Coach. Damit dieser gelingt, sei es wichtig, "dass wir ohne die ganz großen Verletzungen durch die Saison kommen".

Der Start verhieß in dieser Hinsicht nichts Gutes: Mit Adriana Achcinska und Selina Cerci fiel bereits ein Duo langfristig aus, seit vergangener Woche gehört nun auch Manjou Wilde dem FC-Lazarett an. Die 28-Jährige soll sich in der kommenden Saison mit Sharon Beck das Amt als Kapitänin teilen. "Wir möchten die Energien bündeln und dabei auch die Verantwortung und Aufgaben auf mehrere Schultern verteilen", begründete Weber die Doppel-Führung.

Trotz der Verletzungssorgen ist den Kölnerinnen der Pflichtspielauftakt geglückt. Mit 10:0 gewannen sie im DFB-Pokal beim Viertligisten SFC Stern 1900 und zogen ins Achtelfinale ein. Weber bremste jedoch umgehend die Euphorie: Man dürfe "das Spiel gegen einen unterklassigen Gegner auch nicht überbewerten".

Erst Aufsteiger, dann Meister

In der Bundesliga warten da ganz andere Kaliber auf den 1. FC Köln. Zwar klingt die erste Aufgabe mit Neuling RB Leipzig durchaus machbar, doch auch da ist Vorsicht geboten. Denn Leipzig hat viel Geld investiert und kommt mit einer Mannschaft, die hoch hinaus will. Das haben sie auch beim 7:0-Erfolg im DFB-Pokal beim FSV Gütersloh bewiesen. Doch Weber schaut nur auf sein Team: "Wir wollen mit einer hohen Laufbereitschaft spielen, nicht mauern, den Gegner beschäftigen und attraktiven Fußball zeigen", sagte er vor dem Auftakt am Sonntag um 14 Uhr.

Drei Punkte zum Start wären wichtig - für das Selbstvertrauen und mit Blick auf den nächsten Gegner: Denn schon am 2. Spieltag wartet auf die Weber-Elf der Deutsche Meister FC Bayern München.