Der neue Schalke-Trainer Karel Geraerts

2. Fußball-Bundesliga Karel Geraerts - mit Offensive zum Schalker Erfolg?

Stand: 10.10.2023 13:36 Uhr

Der neue Schalker Trainer Karel Geraerts steht zwar für attraktiven Angriffsfußball, doch die Verpflichtung des Belgiers birgt für S04 auch Risiken.

70 Tore standen bei Union Saint-Gilloise in der belgischen Liga am Ende der Spielzeit 2022/23 auf der Habenseite - hinter Genk war es die zweitbeste Angriffsreihe im Nachbarland. Trainer in dieser Spielzeit war Karel Geraerts, der offensiven, attraktiven Fußball spielen ließ. Nun soll der Belgier den kriselnden FC Schalke zum Erfolg führen. Seine Vorstellung am Montag (09.10.2023) bot einige Ideen an, wie er das schaffen kann.

Geraerts mit Erfolg in Belgien

Doch vor den Ideen werden sich viele Fans fragen: Wer ist eigentlich dieser so unbekannte Karel Geraerts? Das ist durchaus berechtigt - war Geraerts doch bisher nur in seinem Heimatland unterwegs. In Belgien stand er zuerst als Sportkoordinator beim KV Ostende unter Vertrag. Dann wurde es ruhiger um ihn, bis er 2020 bei Royal Union Saint-Gilloise als Co-Trainer engagiert wurde.

Der neue Schalke-Trainer Karel Geraerts mit seiner Partnerin

Der neue Schalke-Trainer Karel Geraerts mit seiner Partnerin

Seine Geschichte ist untrennbar mit der Erfolgsstory des belgischen Klubs verbunden. "Ich habe damals als Co-Trainer in der 2. Liga angefangen, war vier Jahre im Klub. Wir haben die Kultur neu aufgebaut und am Ende meiner Zeit immerhin das Viertelfinale in der Europa League erreicht und nur knapp den Titel in Belgien verpasst", fasste Geraerts zusammen. Die persönliche Belohnung für die erfolgreiche Spielzeit 2022/23 Für Geraerts: die Wahl zu Belgiens Trainer des Jahres.

Trainer präferiert Offensivfußball

Dennoch ging es für ihn bei Saint-Gilloise nicht weiter, eine Einigung über eine Zusammenarbeit über den Sommer hinaus kam nicht zustande. Nun erwartet vermutlich niemand von Geraerts eine ähnlich rasante Entwicklung vom Zweitliga-Klub zum Fast-Meister bei den Knappen - doch vor allem die Offensive könnte vom neuen Mann an der Seitenlinie profitieren.

Geraerts hat in seinen Jahren beim belgischen Klub stets attraktiven Angriffsfußball bevorzugt. Das beste Beispiel für die starke Entwicklung von Angreifern unter ihm führte er selbst an: "Da ist ein Stürmer, der nun bei Bayer Leverkusen für Furore sorgt." Die Rede ist von Victor Boniface, der für rund 20 Millionen Euro im Sommer nach Leverkusen gewechselt war. Die Spielzeit davor war er an 29 Toren für Saint-Gilloise beteiligt.

Geraerts muss zudem Defensive stabilisieren

Das Problem: Bei Schalke mangelt es eigentlich nicht an der Offensive - der Kader bietet dort viel Quailität. 14 eigene Treffer sind recht passabel, wenn auch nicht überagend. Die Defensive ist viel mehr der Schwachpunkt: 20 Gegentreffer haben die Königsblauen schon kassiert, damit die zweitschlechteste Abwehr der 2. Bundesliga.

Geraerts steht also vor der Herausforderung, seinen attraktiven Offensivfußball mit defensiver Stabilität zu einen. Der neue Trainer glaubt daran: "Ich sehe großes Potenzial in der Mannschaft." Dazu muss er wiederum das Kunststück vollbringen, junge Spieler möglichst weiter zu entwickeln. Sportvorstand Peter Knäbel betonte: "Ich glaube Erfolg und Weiterentwicklung geht zusammen. Karel hat das bei Saint-Gilloise schon bewiesen."

Sportvorstand Knäbel: "Mutige Entscheidung"

Schwierige und hohe Ansprüche also, selbst ohne ein konkretes Ziel wie einen Tabllenplatz auszugeben. Fernab von diesen spielerischen Visionen bietet die Verpflichtung durchaus einige Risiken: Geraerts hat bisher nur in Belgien gearbeitet, spricht überwiegend Englisch und nicht deutsch. Sportdirektor André Hechelmann betonte, dass dies keinesfalls ein "Ausschlusskriterium" sei: "Karel versteht das Meiste auf deutsch und es zu sprechen, wird er schnell lernen."

Neben der Sprachbarriere kommt die Erfahrung. Zwar hat Geraerts in Belgien viel Erfolg gehabt, doch Saint-Gilloise hat einen reichen Eigentürmer - den Pokerspieler Tony Bloom - und ein datenbasiertes, hervorragendes Scouting. Das half auich Geraerts. Erfahrung im Ausland? Fehlanzeige. Schon gar nicht im eher zweikampfbetonten deutschen Unterhaus. "Die Entscheidung ist mutig", sagte daher Knäbel. Doch am Ende gehe es um "Überzeugung und Inhalt".

Endlich Kontinuität beim Trainer?

Das hat man jedoch bei S04 zuletzt immer mal wieder gehört, wenn es um Trainer ging. Der letzte belgische Trainer bei S04, ein gewisser Marc Wilmots im Jahr 2003, hielt sich keine vier Monate auf der Trainerbank. Ein ähnliches Schicksal erlitten in jüngerer Vergangenheit einige Übungsleiter. Der Letzte mit einem Arbeitsnachweis von deutlich mehr als einem Jahr hieß David Wagner - beschäftigt von Juli 2019 bis September 2020. Seitdem gab es zehn Wechsel an der Seitenlinie.

Auf die Frage, warum es jetzt mit Konstanz unter Geraerts klappen könnte, antwortet dieser: "Ich habe eine klare Philosophie, wie Fußball funktioniert. Dazu gehört auch ein großer mentaler Bereich. Ich habe den festen Glauben, dass der Erfolg Schritt für Schritt funktioniert." Ebenfalls Worte, die man so oder so ähnlich bei seinen Vorgängern oft vernommen hat. Bleibt zu hoffen, dass sie bei Geraerts dieses Mal wahr werden.

Knäbel - "Wichtig einen Trainer zu haben, der Potential hat"