
Aufsteiger in die Bundesliga 1. FC Köln - der Wahnsinn hat einen Namen
Transfersperre, Inkonstanz, Trainerwechsel: Der 1. FC Köln hatte mit allerlei Nebenschauplätzen in dieser Zweitliga-Saison zu kämpfen. Am Ende stand der Aufstieg. Und das lag nicht nur an Friedhelm Funkel.
"1. Bundesliga, wir sind wieder da" - das sollte und wurde das Motto am Sonntagnachmittag im Kölner Stadion. Denn der 1. FC Köln feierte mit einem fulminanten 4:0 über den 1. FC Kaiserslautern die direkte Bundesliga-Rückkehr und zugleich die Zweitliga-Meisterschaft. "Wir wissen, dass es viele Auf und Abs gab. Umso schöner, dass wir die Saison als Meister beendet haben", sagte Sportdirektor Thomas Kessler.
Abstieg und Transfersperre dämpften Glauben zu Beginn
Zwei Tore in 30 Minuten - schon nach einer halben Stunde herrschte in Köln Partystimmung gegen Kaiserslautern. Aber Moment: Aufstieg und fröhliche Gesichter überall? Das beschreibt ein Szenario, welches im letzten Sommer höchstens die kühnsten Optimisten vorausgesagt hatten.
Der 1. FC Köln, dreimaliger Deutscher Meister und vier Mal Pokalsieger, Stolz der Domstadt, lag komplett am Boden: Sang- und klanglos aus der Bundesliga abgestiegen und zudem belegt mit einer Transfersperre, die die Registrierung neuer Spieler verhinderte. "Wir müssen aufpassen, dass es nicht direkt in Liga drei geht", las man von vielen FC-Fans, die das Schlimmste vom Schlimmen befürchteten.
Erfahrene spielen wichtige Rolle
Auf Christian Keller, damals noch Sport-Geschäftsführer, und den neuen Trainer Gerhard Struber wartete viel Arbeit: Sie mussten einen möglichst starken Kader kreieren, ohne neue Spieler einzukaufen. Der FC fokussierte sich darauf, seine Leistungsträger zu halten sowie auf rückkehrende Leihspieler.
"Mir war sehr schnell klar, dass ich die Enttäuschung aus der vergangenen Saison in der neuen Spielzeit wiedergutmachen möchte", hatte beispielsweise Mitelfeldspieler Eric Martel verlauten lassen. Davie Selke, Benno Schmitz und Jeff Chabot waren die einzigen schmerzhaften oder namhaften Abgänge im Kader.
Notgedrungen: Fokus auf Talente
Der andere Kaderbaustein war, sich notgedrungen auch auf die eigene Jugend fokussieren. Gleich sieben Mal agierte der FC in dieser Saison mit einer Startelf unter 24 Jahren. Die gute Nachwuchsarbeit der Kölner ist seit Jahren bekannt - unterstrichen wurde das erst am Sonntag wieder durch den Meistertitel der U19-Junioren.
So bauten die Verantwortlichen einen Kader, der aus erfahrenen Spielern wie hoffnungsvollen Talenten bestand. Das funktionierte erstaunlich gut: Die jungen Stürmer Tim Lemperle und Damion Downs erzielten jeweils letztlich mehr als zehn Tore.
Team lässt Potenzial erahnen
Auch der erfahrene Luca Waldschmidt wurde vor allem gegen Ende der Saison zu einem wichtigen Faktor - ähnlich wie Florian Kainz, der nach schwachen Vorstellungen mit drei Toren im Saisonfinale noch zum Aufstiegshelden avancierte. Oder der wiedererstarkte Linton Maina, der mit 13 Vorlagen zum besten Vorlagengeber der "Geißböcke" wurde.
Doch der Reihe nach: Zu Beginn der Spielzeit begeisterte Köln - jedes Spiel wurde zum Spektakel, die Ergebnisse stimmten allerdings nicht immer. Doch schon dort deutete sich das Potenzial des Teams an. Insbesondere die DFB-Pokalspiele gegen die Erstligisten Kiel und Leverkusen ließen erahnen, wozu die Mannschaft in der Lage wäre. Absichtlich wurde der "schnellstmögliche Wiederaufstieg" als Ziel ausgegeben - nicht der direkte Wiederaufstieg. Doch mit dem Team schien auch das möglich.
Defensivfußball nur kurzfristig erfolgreich
Das angesprochene "Worst-Case-Szenario" Richtung 3. Liga trat erst nach einer Ergebniskrise und "Keller raus"-Rufen im Herbst wieder auf den Plan. Trainer Struber reagierte mit einem Torwartwechsel, wo Marvin Schwäbe statt Jonas Urbig als Nummer eins zurückkehrte und noch wichtiger mit einer veränderten Taktik: Statt einer Viererkette wurde nun mit Dreierkette gespielt.

Timo Hübers
Noch deutlicher trat die veränderte Spielartart des FC hervor: Der "Hurrafußball" des Saisonbeginns wurde "ad acta" gelegt und der Fokus auf die Defensive gelegt - Köln spielte nun deutlich unansehnlicher, aber auch deutlich erfolgreicher. Neun ungeschlagene Spiele in Folge katapultierten den FC wieder auf den Spitzenrang.
Schwache Offensive lässt Wünsche offen
Köln wäre aber nicht Köln, wenn es auch Drama und Probleme ginge: Während die Defensive über fast die gesamte Saison das Prunkstück der Geißböcke war und Talente wie Neo Telle oder Julian Pauli in den Vordergrund spielten, herrschte im Sturm plötzlich Ladehemmung.
Nur 15 Tore in 15 Rückrundenpartien erzielte der FC bis zum 32. Spieltag. Daran änderte auch nichts, dass KÖln im Winter wieder Transfers tätigen durfte - denn Stürmer Imad Rondic zeigte sich nicht als die erhoffte Verstärkung.
Nur Gazibegovic überzeugt als Wintertransfer
Dazu kam: Die hochgelobten Stürmertalente Tim Lemperle und Damion Downs trafen nicht mehr so regelmäßig oder waren verletzt.
Neben Rondic wirkten auch die anderen Wintertransfers eher bieder. Joel Schmid zeigte nur bedingt gute Ansätze, saß gegen Saisonende vor allem auf der Bank. Einzig Jusuf Gazibegovic konnte nach etwas Anlaufzeit etwas mehr überzeugen, wurde allerdings zwischenzeitlich gesundheitlich ausgebremst.
FC profitiert von patzender Konkurrenz
So forderte Jan Thielmann nach einem dünnen 1:0 gegen Darmstadt noch im März: "Wir müssen anfangen, besseren Fußball zu spielen." Statt besser wurde es eher wieder schlechter - und die dürftigen Ergebnisse vom Saisonbeginn gesellten sich zu spielerisch dürftigen Auftritten dazu.
Einzig der ebenfalls in regelmäßiger Inkonstanz gefangenen Konkurrenz war es zu verdanken, dass Köln trotz schwacher Spiele bis zum Ende in der besten Position um den Aufstieg blieb. "Das ist die Liga, wir erleben das seit Monaten, wie eng das ist. Man muss die Hürden bis zum Schluss gehen", sagte Struber noch im April. Als der mögliche Aufstieg dennoch in Gefahr geriet, musste neben Trainer Struber auch Geschäftsführer Keller gehen.
Rettung durch den "heiligen Funkel"
Geholt wurde schließlich zwei Spieltage vor Schluss der "heilige Friedhelm Funkel", wie ihn manche Plakate abbildeten. Der 71-Jährige sollte Köln über die letzten Meter zur Ziellinie schieben. Sechs Mal war Funkel als Trainer schon aufgestiegen, unter anderem auch mit dem 1. FC Köln. "Fußball ist nach wie vor einfach. Ich versuche Klarheit in die Aktionen zu bekommen", sagte dieser noch vor seinem ersten Spiel.
Was auch immer er mit dem Team machte - es funktionierte: Monatelang war das Team unter seinen Möglichkeiten geblieben. Mit dem neuen Trainer siegte es sich in Nürnberg und gegen Kaiserslautern mit starken Auftritten zum direkten Wiederaufstieg. Ob Funkel den FC in der Bundesliga coachen wird, bleibt offen. "Ich fühle mich fit und es spricht nichts dagegen", ließ der Aufstiegsheld zumindest schon verlauten.