Der NLZ-Chef von Mainz 05 Volker Kersting

Vor dem Youth-League-Spiel gegen Porto NLZ-Chef Volker Kersting: "Mainz kann sich keinen 25-Millionen-Transfer leisten"

Stand: 13.03.2024 10:56 Uhr

In der Youth League spielt Mainz 05 im Viertelfinale gegen den FC Porto (18:00 Uhr). Der Chef des Mainzer Nachwuchsleistungszentrums Volker Kersting spricht im Interview mit SWR Sport über die Wertigkeit dieses Erfolgs für den gesamten Verein.

SWR Sport: Volker Kersting, wie stolz sind Sie über das bisher Erreichte?

Volker Kersting: Also ich bin stolz auf die Mannschaft, wenn es um die U19 geht und stolz auf das ganze NLZ, weil das schlussendlich ein Ausdruck der Arbeit über Jahre ist. Wir fahren jetzt natürlich auch ein bisschen die Früchte ein und können uns so darstellen, wie wir das gerne haben.

Wie wichtig ist es auch für die Sichtbarkeit des Nachwuchs' von Mainz 05 - nicht nur in Deutschland, sondern europaweit?

Das weckt natürlich Aufmerksamkeit. Das ist klar, wenn man solche Spiele abliefert und das hilft uns natürlich in der täglichen Arbeit. Auch in der Wahrnehmung der anderen Vereine, der Wahrnehmung der Spieler und Eltern. Das ist das, was wir natürlich benötigen.

Die U19 von Mainz 05 ist unterwegs im Konzert der Großen. Hebt das auch die Wertigkeit im Club und die Anerkennung?

Ich glaube nicht, dass es die Wertigkeit im Club nochmal anhebt, weil wir einfach als Nachwuchsleistungszentrum generell schon einen sehr hohen Stellenwert im Verein haben. Der Verein hat das ja auch für sich definiert, dass das Nachwuchsleistungszentrum eine tragende Säule des Vereins ist. Aber natürlich ist das im Moment natürlich auch noch mal etwas ganz Besonderes.

Wie wichtig ist es für so einen Bundesligisten, dass man so ein starkes Fundament mit dem eigenen Nachwuchs hat?

Also ich glaube, dass es extrem wichtig ist, gerade für einen Verein unserer Größenordnung so ein Fundament zu haben. Wir werden nie der Verein sein, der sich Spieler für 20 bis 25 Millionen Euro kaufen kann für die Profimannschaft, sondern wir müssen versuchen, unsere Profispieler selbst auszubilden. Und da ist es natürlich umso wichtiger, mit so einem starken NLZ das auch darstellen zu können.

Spieler für die Profis entwickeln

Mainz 05 steht in den Top fünf der europäischen Profifußballklubs, was die Integration des eigenen Nachwuchs' in die erste Mannschaft angeht. Wie hat man sich diesen Platz erarbeitet? Wie wichtig ist das?

Ich glaube, es ist die Durchlässigkeit. Es ist natürlich ein Ausdruck der Arbeit der letzten 15 Jahre. Das baut ja alles aufeinander auf. Wir haben das immer weiter gestärkt, immer weiterentwickelt. Wir haben und hatten da auch die Unterstützung des Vereins, was uns auch sehr geholfen hat. Und genau da müssen wir natürlich weitermachen, um weitere Spieler für die Profis zu entwickeln.

Erst der FC Barcelona, dann Manchester City, jetzt der FC Porto. Dem Namen nach ist Porto der kleinste Club. Vom Inhalt vielleicht der schwerste. Wieso?

Das dürfte der schwerste Gegner sein, glaube ich. Wobei Barcelona und Manchester schon die oberste Stufe sind und Porto eben auch zu dieser obersten Stufe dazugehört. Porto hat mit Barcelona in der Gruppenphase in einer Gruppe gespielt und in der Vorrunde in Barcelona 4:0 gewonnen. Ich glaube, das drückt schon aus, wie stark der FC Porto ist.

Wie ist die Gefühlslage? Was sagt der Bauch?

Ich glaube, wenn unsere Jungs alles wieder auf den Platz bringen, was sie in den anderen Spielen auch getan haben, wenn sie ihr Herz auf dem Platz lassen, als Mannschaft an die Leistungsgrenze gehen, jeder für die Mannschaft sein Bestes einbringt und wir uns wieder tragen lassen von den Fans, dann ist es eine 50:50-Chance.

Das heißt, das Märchen vom Bruchweg könnte weitergehen?

Das Märchen vom Bruchweg könnte weitergehen und das wäre natürlich eine super Geschichte. Wir haben auch schon mehr erreicht als wir selbst gedacht haben. Aber nichtsdestotrotz, wenn wir jetzt die Möglichkeit haben, treten wir an, um zu versuchen ins Final Four zu kommen.

Die U19 sorgt für internationale Schlagzeilen und die erste Mannschaft stemmt sich gegen den Abstieg. Ist das im Club auch Thema und kann man da auch ein bisschen Energie rüberreichen?

Das ist auf der einen Seite separat. Aber auf der anderen Seite versuchen wir natürlich auch mit allen Mitteln, die wir zur Verfügung haben, die Profimannschaft zu unterstützen. Und genau das brauchen wir als Club. Und wir brauchen natürlich auch das positive Gefühl, das wir den Fans mitgeben können und welches die Fans auch mit ins Stadion bei den Profis tragen, weil nur dann wird das Ganze funktionieren. Wir haben nur dann eine Chance, wenn wir als Verein zusammenstehen und uns dagegen stemmen. Und da gehören alle dazu.

Sendung am Mi., 13.3.2024 20:00 Uhr, Der Abend, SWR1 Rheinland-Pfalz