Trainer Christian Streich und Lucas Höler vom SC Freiburg

Fußball | Bundesliga Lucas Höler: Deshalb ist Freiburgs Dauerbrenner so wichtig

Stand: 27.04.2024 20:39 Uhr

Der SC Freiburg peilt trotz Niederlage gegen Wolfsburg das Europacup-Triple an. Ein ganz wichtiger Spieler für Trainer Christian Streich ist dabei Stürmer Lucas Höler.

Wenn man über den SC Freiburg spricht, dann geht es sehr oft um Kult-Trainer Christian Streich, um Weltmeister Matthias Ginter, um Kapitän Christian Günter oder auch um den Elfer- und Freistoßkönig Vincenzo Grifo.

Lucas Höler: 226 Pflichtspiele seit 2018 für den Sport-Club

Einer wie Lucas Höler wird eher seltener genannt. Er wird in diesem Zusammenhang gerne mal unterschätzt, wenn es um die Erfolge der Breisgauer in den vergangenen Jahren geht. Denn der 29-Jährige entwickelte sich seit seinem Wechsel im Januar 2018 vom Zweitligisten SV Sandhausen zum Sport-Club zum "Dauerbrenner" des Teams. 226 Pflichtspiele absolvierte der Angreifer in diesen knapp sechseinhalb Jahren im Freiburger Trikot, schoss 37 Tore und bereitete 26 weitere vor.

Als Höler nach Freiburg kam, war der SC Freiburg am Ende der Saison noch auf Platz 15. Die vergangenen beiden Jahre wurden die Breisgauer Sechster und Fünfter, zogen jeweils in die Europa League ein. Und auch in dieser Runde stehen die Zeichen als aktuell Tabellensiebter nach dem Heimspiel am Samstag gegen den VfL Wolfsburg (1:2) noch immer gut, was ein mögliches Europacup-Triple angeht. Zumindest in Bezug auf die Teilnahmen.

Christian Streich lobt Lucas Höler als Arbeiter

Es sind aber beileibe nicht nur die nackten Zahlen, die den in Achim bei Bremen geborenen Profi so wertvoll machen. Lucas Höler gilt als "Zweikampfmonster", ist mit seiner Lauf- und Kampfbereitschaft, mit seiner Kopfballstärke und seinem körperlichen Spiel ein unverzichtbarer Stabilisator für das Freiburger Gefüge: "Der Luci steht für Komponenten, die uns enorm helfen", sagt sein Trainer Christian Streich gegenüber SWR Sport, "wenn man sieht, was er alles abarbeitet und Löcher stopft, wo andere Löcher lassen. Deshalb spielt er auch meistens von Anfang an".

Christian Streich über seinen Stürmer Lucas Höler

Lucas Höler geht mit seinem Spiel dem Gegner unter die Haut, speziell was Pressingsituationen angeht. Er stellt die Passwege zu, macht Räume dicht: "Er macht Wege über 30, 40, 50 Meter nach hinten und klaut Bälle, davon profitieren alle anderen Spieler", so Streich. Stärken, die man oft erst auf den zweiten Blick erkennt. "Darüber hinaus", sagt der Freiburger Cheftrainer, "ist der Luci auch ein hervorragender Fußballer. Er gewinnt nicht alle Bälle, aber er verliert auch nur ganz wenige." In dieser Saison hatten von den Feldspielern nur Maximilian Eggestein (3.601) und Nicolas Höfler (3.085) mehr Einsatzminuten als Lucas Höler (3.015).

Lucas Höler führte dabei die meisten Zweikämpfe (555) und gewann auch von allen SC-Spielern die meisten (252).

Lucas Höler, der Bayern-Schreck

Diese fußballerischen Qualitäten bekam in den vergangenen Jahren auch der große FC Bayern München verstärkt zu spüren. Lucas Höler schoss bereits vier Bundesligatore gegen den Rekordmeister, traf auch in der vergangenen Saison im DFB-Pokal-Viertelfinale nervenstark in der letzten Minute per Elfer zum 2:1-Triumph der Freiburger in der Münchner Arena. Auch im März dieses Jahres, beim letzten Aufeinandertreffen mit den Bayern in der Freiburger Arena, gelang Höler technisch perfekt ein Traumtor zum 2:2-Ausgleich.

TV-Tipp: Lucas Höler vom SC Freiburg bei SWR Sport

Lucas Höler vom SC Freiburg ist am Sonntagabend (21:45 Uhr) nach dem Spiel gegen den VfL Wolfsburg zu Gast bei Lea Wagner in der Sendung SWR Sport. Daneben berichten wir auch über den VfB Stuttgart und seine Fans beim Meister Leverkusen, über den Kampf um den Klassenerhalt von Mainz gegen Köln und Heidenheim in Darmstadt sowie über die Stimmung auf dem Kaiserslauterer Betzenberg nach der Partie in Kiel.

Über den zweiten Bildungsweg nach Freiburg in die Bundesliga

Dabei blickt Lucas Höler auf einen eher ungewöhnlichen Karriereweg zurück. Auf dem Dorf bei Hansa Schwanewede im hohen Norden groß geworden, anfangs von Papa Ralf trainiert, besuchte er nie das Nachwuchsleistungszentrum eines großen Klubs. Stattdessen war er eine Art "Spätentdeckter". Er arbeitete mit vielen Zusatzschichten an sich, ging den Umweg Richtung Profifußball Schritt für Schritt nach oben. Blumenthaler SV, VfB Oldenburg, zweite Mannschaft von Mainz 05, SV Sandhausen, SC Freiburg. Bremenliga, Regionalliga, 3. Liga, 2. Liga, Bundesliga. Auffällig, aber eher Zufall: Vom hohen Norden ging es geographisch immer weiter runter in den tiefen Süden Deutschlands.

"Lucas hat bei mir viele Spuren hinterlassen, als Fußballer und als Mensch", schwärmt auch Sandhausens Ex-Trainer Kenan Kocak gegenüber SWR Sport, der Höler von 2016 bis 2018 bundesligareif machte, noch heute von seinem damaligen Stürmer. "Ich schätze ihn sehr und freue mich über den Weg, den er gemacht hat. Ein toller Spieler und ein fantastischer Mensch."

Vertrag in Freiburg vorzeitig verlängert

Inzwischen ist der junge Familienvater Lucas Höler sportlich also ganz oben im Fußball angekommen. Genießt die wertschätzende Atmosphäre im Breisgau und hat deshalb vor einem Jahr nicht überraschend seinen Vertrag beim SC Freiburg vorzeitig verlängert. Den bislang 226 Pflichtspielen für den "unersetzlichen Dauerbrenner" aus dem kleinen Schwanewede bei Bremen werden also noch viele weitere folgen. Christian Streich wird es freuen. Seinen Nachfolger Julian Schuster, mit dem Höler 2018 noch ein halbes Jahr zusammenspielte, sicherlich auch.

Sendung am So., 28.4.2024 22:05 Uhr, SWR Sport, SWR