Elisabeth Seitz und Gabriel Eichhorn

Turnen | Porträt Elisabeth Seitz, Gabriel Eichhorn und der gemeinsame Olympia-Traum

Stand: 24.07.2023 10:10 Uhr

Die Turn-Geschwister Elisabeth Seitz und Gabriel Eichhorn haben gemeinsam schon viele Höhen und einige Tiefen erlebt. Sie verbindet die Liebe zum Turnen und ein großes Ziel.

Stressige Wochen liegen hinter Gabriel Eichhorn: Deutsche Jugendmeisterschaften, Deutsche Meisterschaften und dazwischen - Abitur. Das nötigt auch der großen Schwester Respekt ab. Dabei ist Eli selbst bei den Finals 2023 zum 24. und 25. Mal Deutsche Meisterin geworden. Trotz der großen internationalen Erfahrung, WM-Bronze (2018 in Doha), fünf EM-Medaillen und drei Olympischen Spielen war Elisabeth Seitz mächtig aufgeregt, als ihr Bruder Anfang Juli bei den Finals in Düsseldorf an den Start ging: "Ich glaube, dass ich ähnlich aufgeregt war, wie er selbst. Vielleicht sogar noch mehr. Ich war auf jeden Fall aufgeregter, als ich an dem Tag im Finale bei meinen eigenen Übungen war", sagte Elisabeth Seitz im Interview mit SWR Sport.

Eichhorn überrascht bei den Finals 2023

"Ich habe es ihm einfach so sehr gewünscht, dass er die Übung durchturnt und das alles passt. Und dann war die Reckübung eigentlich perfekt, besser hätte er das kaum machen können." Eichhorn selbst wollte eigentlich nur mal reinschauen, wie das so abläuft bei den Senioren. "Dass es dann für die Medaille gereicht hat, war dann überraschend", sagte Gabriel.

Schwere Verletzung von Gabriel - was anderes machen als Turnen? Nein!

Dabei wollte Elisabeth Seitz ihren Bruder eigentlich schon vom Turnen abbringen. Denn mit 13 hatte Eichhorn sich den Ellenbogen gebrochen. Die Turn-Karriere, so die Prognose der Ärzte, schien dahin. "Wir haben versucht, ihm andere Sportarten anzudrehen. Die hat er auch ausprobiert, auch gar nicht so schlecht. Er hat aber immer gesagt: 'Ich mache das jetzt nur so lange, bis ich wieder richtig turnen kann.' Also wegbekommen haben wir ihn nicht vom Turnsport." Auch das hat der großen Schwester "Riesenrespekt" abgenötigt. "Und am Ende war das genau richtig, weil er das Turnen liebt."

Gabriel Eichhorn und Elisabeth Seitz bei der Bundesgartenschau in Mannheim

Gabriel Eichhorn und Elisabeth Seitz bei der Bundesgartenschau in Mannheim

Täglich 300 Kilometer Pendeln für die große Liebe

Für seinen Sport ist er jeden Tag von Heidelberg nach Stuttgart gependelt - zwei Stunden hin, zwei Stunden wieder zurück. Aufgeben kam für ihn jedoch nicht infrage: "Die Leidenschaft ist einfach zu groß." Wie gut, dass er in dieser Situation eine große Schwester hatte, die mit ihren Erfolgen vorlebte, was möglich ist. In einer Sportart, in der viele Athletinnen und Athleten den Zenit ihres Könnens bereits mit Mitte 20 überschritten haben, hat Elisabeth Seitz gezeigt, dass sie auch mit 29 Jahren noch Wettkämpfe gewinnen kann. Bei internationalen Turnieren habe er sie immer begleitet, sagt Eichhorn. Auch sonst sei sie in vielerlei Hinsicht vorbildlich. Vor allem in Sachen Disziplin.

Bei SWR1 Stadion erinnerte Seitz sich an ihre Zeit auf dem Ludwig-Frank-Gymnasium in Mannheim: Zwei Stunden Training vor der Schule, nach der Schule dann sofort wieder in die Halle und abends dann Hausaufgaben. Tag ein, Tag aus. "Es war viel Stress, viel Zeitmanagement. Aber dadurch, dass ich das Turnen liebe, habe ich das auf mich genommen." Der kleine Bruder durfte dann auch "ab und zu mal in die Halle, ein bisschen Trampolinspringen" und sich austoben. Mit fünf Jahren habe ihn dann das Fieber gepackt. Seitdem absolviere er "auch so ein Pensum". Seine große Schwester traut ihm deswegen einiges zu.

Gemeinsam bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris?

Das Pensum wird sich in den kommenden Monaten nicht entscheidend verringern, denn Elisabeth Seitz und Gabriel Eichhorn haben noch einen gemeinsamen Traum: die Olympischen Spiele 2024 in Paris. Das wäre nach London 2012, Rio de Janeiro 2016 und Tokio 2021 ihre vierten. Und dass die Spiele 2028 in Los Angeles stattfinden, weiß Elisabeth Seitz auch. Aber eins nach dem anderen. "Ich werde dieses Jahr 30. Und als Turnerin bin ich damit dann doch ein bisschen älter. Also ewig wird meine Karriere nicht mehr gehen."

Umso schöner wäre es, wenn sie bei Eichhorns dann ersten Olympischen Spielen gemeinsam antreten könnten. "Es wäre natürlich extrem toll. Aber klar, Gabriel ist der Newcomer, startet jetzt gerade durch. Es wäre natürlich eine Sensation, wenn er sofort zu den Olympischen Spielen kommen würde." Aber auch ohne Startnummer wird Gabriel Eichhorn sich Paris 2024 nicht entgehen lassen - notfalls als Maskottchen. "Und dann wird er der lauteste und größte Fan sein."