
Fußball | Saisonbilanz Deshalb spielt der SC Freiburg international
Mit der Qualifikation für die Europa League haben die Freiburger die Saison erstaunlich erfolgreich abgeschlossen. SWR-Sport-Redakteurin Kira Rutkowski zieht ein positives Fazit.
"Wir fahren über die Alpen" singt Julian Schuster beim Fanfest nach dem letzten Saisonspiel gegen Frankfurt vor dem Freiburger Stadion. "Wieder zamme durch Europa" steht auf den weißen T-Shirts der Mannschaft. Ausgelassen feiern Fans und Team die Freiburger Saisonplatzierung: mit dem fünften Rang geht es in der kommenden Saison auf Reisen - quer durch Europa. Ein toller Erfolg für die Breisgauer in der ersten Saison mit Julian Schuster als Cheftrainer an der Seitenlinie.
Das war gut
Die Effizienz des SC Freiburg war in der vergangenen Saison bemerkenswert. Elf Spiele gewann das Team von Julian Schuster mit nur einem Tor Abstand. Die Torbilanz am Ende minus Vier. Allerdings war nicht nur das Spielglück ausschlaggebend dafür, dass der SC diese Spiele für sich entschied. Die Mannschaft zeigte sich in dieser Saison wieder einmal extrem geschlossen. Auch wenn Spieler wie Michael Gregoritsch oder Kapitän Christian Günter auf der Bank Platz nehmen mussten, stellten sich die "Leidtragenden" komplett in den Dienst der Mannschaft. Julian Schuster betonte mehrfach, wie sehr er das schätzt. Es ist aber wohl auch der Verdienst des klugen Kommunikators und zugewandten Trainers, dass die Mannschaft in schwierigeren Phasen zusammenblieb.
Daraus resultierte dann auch eine starke Moral, die der SC Freiburg in vier Spielen bewies, in denen er einen Rückstand drehte und vier Punkte gewann. Überzeugt hat in dieser Saison vor allem auch die Defensive um Matthias Ginter und Co.. Freiburg ließ im Ligavergleich mit am wenigsten Großchancen zu. Noah Atubolu stellte einen Vereinsrekord auf und blieb 576 Minuten ohne Gegentor.
Außerdem hat Freiburg in der Statistik die zweitmeisten (nach Mainz) intensiven Läufen absolviert - das zeugt von extremem Engagement und einer hohen Intensität, die der Sport-Club in den meisten Spielen abgeliefert hat. Beim Blick auf die Zahlen ist zudem interessant, dass die SC-Abwehrspieler 13 der insgesamt 49 Tore erzielten - Bestwert in der Bundesliga.
Das geht besser
Dass die Verteidiger so viele Tore schossen, zeigt aber auch, dass es bei den Offensivspieler noch Luft nach oben gibt. Michael Gregoritschs zwei Bundesliga-Tore sind enttäuschend, ebenso wie nur zwei Treffer des Stürmers Junior Adamu. Lucas Höler traf immerhin sechs Mal in der Liga. Ebenfalls erwähnenswert ist an dieser Stelle die Tatsache, dass sich der SC gegen die Topteams der Liga oftmals schwer tat und in diesen Spielen auch (zu) viele Gegentore kassierte. 0:4 in Dortmund, 1:5 in Leverkusen oder Anfang des Jahres 1:4 gegen Frankfurt und 0:4 gegen Stuttgart. Wenn Freiburg verlor, dann meistens mit mehr als einem Tor Unterschied.
Highlight der Saison
Die oberen Sätze gelten ausdrücklich nicht für das Spiel am 32. Spieltag gegen den damals noch amtierenden Meister Bayer Leverkusen. Schuster bezeichnete das Spiel als "beste Saisonleistung" und in der Tat zeigte der Sport-Club in diesem Spiel, dass er mit den Topclubs absolut auf Augenhöhe spielen kann. 80 Minuten lang lief alles nach Plan, Freiburg führte 2:0, ehe Leverkusen in der Schlussphase mit einem Doppelschlag ausglich. Warum ist dieses Spiel eines der Saisonhighlights? Weil die Freiburger mutig agierten und mit viel Ballbesitz das Spielgeschehen dominierten. Die "kleinen" Freiburger waren Leverkusens Topteam überlegen - beeindruckend.
Ein weiteres Highlight für mich auch die Frische der jungen Freiburger Spieler, die, in der eigenen Fußballschule ausgebildet, in den Kader der Profis rückten und dort so gute Leistungen zeigten, dass sie Leistungsträger wie Christian Günter auch mal aus der Startelf verdrängten. Zu nennen sind an der Stelle für die vergangene Saison sicherlich Max Rosenfelder, Jordy Makengo und zuletzt auch Johan Manzambi. Sie profitieren unter dem ehemaligen Verbindungstrainer Schuster und zeigen eindrucksvoll, wie erfolgreich der oft genannte "Freiburger Weg" ist.
Spieler der Saison
Auch wenn es in Freiburg immer um die Geschlossenheit der Mannschaft geht, ein Spieler stach in dieser Saison oftmal raus: Ritsu Doan. Der quirlige Japaner sorgte über die rechte Seite immer wieder mit Kreativität und Dribbelfreude für Zug nach vorne. Er hat die meisten Spielminuten aller Freiburger in der Bundesliga-Saison, stand 33 Mal in der Startelf und ist mit zehn Toren Freiburgs Top-Torjäger und lieferte acht Assists. Diese Zahlen bestätigen nur, wie wichtig Doan für das Freiburger Spiel in dieser Saison war.
Ausblick
Entsprechend sind auch andere Vereine an Doan interessiert. Es könnte also gut sein, dass er den Verein verlässt. Ihn könnte sein Landsmann Yuito Suzuki ersetzen, dessen Verpflichtung von Bröndby IF die Breisgauer am Dienstag (20.05.) verkündeten. Auch Merlin Röhl und Kiliann Sildillia werden immer wieder mit anderen Vereinen in Verbindung gebracht. Ein großer Umbruch wird dem SC dennoch nicht bevorstehen, sodass Julian Schuster an das, was er in seinem ersten Jahr als Cheftrainer bereits mit dem Team erarbeitet hat, nahtlos anknüpfen kann. Immer wieder hat er auch die Qualität seines Kaders gelobt, sodass die Mehrfachbelastung durch die Europa League in der kommenden Saison stemmbar sein sollte.
Bleibt noch die Erwartungshaltung der Fans, die nach dem erneuten Mitspielen um die Königsklassen-Plätze wohl eher nicht kleiner geworden ist. Aber ziemlich sicher wird sich der Sport-Club durch diese Stimmen nicht aus dem Konzept bringen lassen und Julian Schuster wird auch in der kommenden Saison klar, besonnen und klug in der Kommunikation die Freiburger durch die Bundesliga und durch Europa führen.
"Wir fahren über die Alpen, nach Baku ans Kaspische Meer, nach London über den Kanal, denn Freiburg spielt international." Dieses Lied wird im Breisgau dann sicherlich noch oft gesungen...
Sendung am So., 18.5.2025 21:45 Uhr, SWR Sport, SWR