BFC-Kapitän Chris Reher jubelt mit seinem Teamkollegen (imago images/Matthias Koch)

Interview | BFC-Kapitän Chris Reher "Uns ist eine Menge zuzutrauen"

Stand: 01.11.2023 16:19 Uhr

Nachdem der BFC Dynamo vor zwei Jahren knapp am Aufstieg scheiterte, nimmt der Regionalligist nun einen neuen Anlauf auf die 3. Liga. Der Saisonstart ist dabei schon mal geglückt und Kapitän Chris Reher glaubt fest an das Potential der Mannschaft.

rbb|24: Herr Reher, beim BFC Dynamo läuft die Saison bisher richtig gut. Tabellenplatz zwei, das beste Torverhältnis und die meisten erzielten Tore – was macht die Mannschaft derzeit so stark?
 
Chris Reher: Der Verein hat von Anfang an ein klares Ziel vorgegeben. Und wir als Mannschaft verfolgen dieses Ziel seit dem ersten Trainingstag, geben Gas und sind sehr fleißig. Im Laufe der Saison haben wir uns immer besser gefunden. Aktuell läuft auch noch nicht alles perfekt und wir müssen noch weiterarbeiten, aber ich glaube, dass wir die letzten Spiele hinten sehr stabil standen und vorne eine hohe Qualität in der Offensive haben. Die Jungs können immer Tore schießen und Spiele entscheiden.

Dieses vorgegebene Ziel ist der Aufstieg. Vor zwei Jahren stand der BFC Dynamo schon einmal ganz knapp davor, scheiterte dann aber in den Aufstiegsspielen gegen Oldenburg. Auch Sie waren damals mit dabei. Müssen Sie noch manchmal an diese verpasste Chance denken?
 
Ja, ich hatte letztes Jahr schon lange damit zu kämpfen. Es war nach vielen Jahren in der Regionalliga auch für mich persönlich eine gefühlt einmalige Chance. Also hatte ich noch eine Weile daran zu knabbern. Aber das habe ich jetzt komplett abgehakt. Wir haben eine neue Mannschaft und alle Lust, oben mitzuspielen und zu schauen, was geht. Es macht aktuell sehr viel Spaß, weil man merkt, dass alle Jungs richtig brennen. Das überträgt sich auch auf die Trainings- und Spielleistung.

War diese Enttäuschung nach dem verlorenen Aufstiegsduell dann auch der Grund, warum es für den BFC zu Beginn der vergangenen Spielzeit nicht besonders gut lief?
 
Wir sind schwierig in die Saison gestartet und hatten eine lange Phase, in der wir kein Tor geschossen haben. Das war sehr ungewöhnlich und so richtig erklären konnten wir uns das nicht. Aber ich denke schon, dass das auch eine mentale Sache war. Wir hatten auch einen Trainerwechsel und mussten uns auf eine andere Art Fußball einstellen. Da kamen also ein paar Sachen zusammen und wir haben den Start verpennt. Deshalb ist es für uns in der aktuellen Saison auch so wichtig, dass wir von Beginn an oben dranbleiben.

Das scheint zu funktionieren. Aktuell liegen Sie nur einen Punkt hinter Tabellenführer Greifswald. Sie sind seit 2018 im Verein. Ist die aktuelle Mannschaft eine der besten, die Sie in der Zeit erlebt haben?
 
In dem Jahr, in dem wir Meister geworden sind, hatten wir natürlich eine sehr harmonische Mannschaft. Da hat vieles zusammengepasst und wir waren wirklich ein eingeschworener Haufen und hatten großes Vertrauen ineinander. Letzte Saison gab es dann so ein bisschen einen Umbruch und in diesem Jahr haben wir sehr gute Jungs dazu bekommen. Wir haben große individuelle Klasse aber auch sehr viel Ehrgeiz. Wir haben also eine sehr gute Mischung in der Mannschaft. Ob sie jetzt besser ist als unsere Meistermannschaft, weiß ich nicht. Aber uns ist auf jeden Fall eine Menge zuzutrauen und ich freue mich ein Teil davon zu sein.

Das Potential zur Meisterschaft ist also da?
 
Ja, die Mannschaft verfügt über das Potential. Letztendlich warten aber noch viele harte Spiele auf uns und es kann noch viel passieren, wie zum Beispiel Gelbsperren, Rotsperren, oder Verletzungen. Wir müssen also weiter stabil bleiben. Aber auf jeden Fall ist das Potential vorhanden, um das Ziel zu erreichen.

In dieser Saison steigt der Meister der Regionalliga Nordost direkt auf. Ist das eine Extra-Motivation?
 
Ich denke schon. Man sieht auch, dass die Liga gerade extrem ausgeglichen ist. Deshalb kann man jetzt nach dem 12. Spieltag auch noch gar nichts vorhersagen. Es sind so viele gute Mannschaften dabei. Wir müssen jedes Spiel ans Maximum gehen, das haben wir bereits gemerkt. Die Vereine haben alle noch einmal aufgerüstet und sind sehr motiviert aufzusteigen.

Sie sagen es – an der Spitze geht es derzeit eng zu. Nur zwei Punkte trennen Platz eins und Platz vier voneinander. Welches Team wird da oben Ihr größter Konkurrent werden?
 
Da möchte ich eigentlich nicht das eine Team nennen. Natürlich ist da Energie Cottbus, die im letzten Jahr Meister geworden sind und immer um die Meisterschaft mitspielen. Auch Greifswald hat eine sehr starke Achse und eine richtig gute Mannschaft, genau wie Babelsberg. Und andere Teams, die bislang vielleicht noch nicht so viele Punkte gesammelt haben, werden auch noch kommen. Also da ist denke ich alles noch offen. Es gibt nicht den einen Top-Favoriten.

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Auch wenn die Saison bisher gut läuft – einen großen Aufreger gab es bereits: Trainer Heiner Backhaus wurde wegen vereinsschädigenden Verhaltens entlassen. Wie wurde das in der Mannschaft aufgenommen?
 
Natürlich kam das für uns überraschend, aber wir haben das relativ schnell versucht abzuhaken. Das zeichnet die Mannschaft auch aus, dass sie sehr konzentriert ist. Wir haben uns nicht davon beirren lassen und dann gemeinsam mit dem Co-Trainer unseren Matchplan umgesetzt. Dann kam schon der neue Trainer. Der Zeitpunkt war also wie gesagt überraschend, aber wir haben es schnell und gut weggesteckt, weil wir unser Ziel vor Augen hatten.

Der neue Coach Dirk Kunert schien dann auch keine lange Eingewöhnung zu brauchen. Passt er perfekt zur Mannschaft und den Ambitionen?
 
Er ist sehr gut angekommen und wir haben viel Spaß mit ihm im Training. Er fordert uns und ich denke, dass er aktuell auch sehr zufrieden mit uns ist. Das passt also wirklich gut. Wir sind froh, dass nach seiner Verpflichtung schnell Ruhe eingekehrt ist. Das hat man dann auch auf dem Platz gesehen. Wir haben einfach Lust mit ihm zusammenzuarbeiten.

Vielen Dank für das Gespräch.
 
Das Interview führte Lukas Witte, rbb Sport.

Sendung: rbb24, 01.11.2023, 18 Uhr