Kiels Fiete Arp (r.) im Duell mit Hamburgs Moritz Heyer

Zweitligst Holstein Kiel Arp wird langsam "der Spieler, der ich gerne sein würde"

Stand: 13.11.2023 20:24 Uhr

Holstein Kiels Stürmer Fiete Arp hat gegen seinen Ausbildungsverein HSV sein vielleicht bestes Spiel in Jahren gemacht. Der gebürtige Bad Segeberger hofft auf den endgültigen Neustart seiner zwischenzeitlich stockenden Karriere und sieht sich auf einem guten Weg.

Von Tobias Knaack

Ein letzter Sprint tief in der Nachspielzeit und es war geschafft - und er war geschafft. Mit 4:2 hatten Arp und die Schleswig-Holsteiner den Nordrivalen niedergerungen. Oder niedergelaufen: Knapp zehn Kilometer mehr waren die Kieler am Sonnabend gerannt als die Hamburger (125:115,7 Kilometer), zogen 76 Sprints (266:190) mehr an und sprinteten fast 1,7 Kilometer mehr.

"Es war zwischenzeitlich hart an der Grenze."
— Kiels Fiete Arp

Einer der (lauf-)stärksten Holstein-Akteure: Fiete Arp. Mit 12,4 Kilometern und 39 Sprints. "Es war zwischenzeitlich hart an der Grenze", sagte der hörbar ausgepumpte 23-Jährige im ARD-Interview. 2:0 geführt, trotz starker Leistung binnen neun Minuten den Ausgleich kassiert, umgehend zurückgeschlagen und am Ende den Sieg geholt.

Dass es trotz des Nackenschlags durch die beiden Tore von Robert Glatzel für Kiel zum Happy End reichte, daran hatte Arp einen gehörigen Anteil in einer Co-Produktion dreier HSV-Ehemaliger beim Treffer zum 3:2: Lewis Holtby eroberte den Ball, Arp scannte das Feld und spielte gegen die aufgerückten Hamburger geistesgegnwärtig einen öffnenden Diagonalball, Finn Porath hämmerte den Ball ins Netz. Und so sagte Arp mit einem Lachen: "Hinten raus hätte jeder bei uns noch 20 Minuten weiter rennen können."

Auf und Ab des Spiels ein Sinnbild für Arps Karriere

Das Auf und Ab des Spiels am Sonnabend war ein Sinnbild der bisherigen Kieler Saison: Viele sehr gute Auswärtsspiele wechselten sich bislang mit schwankenden Leistungen zu Hause ab. Die Konstante: der Wille der Mannschaft, jede Situation anzunehmen und weiterkämpfen. Ein Bild, das sich auch auf Arp persönlich übertragen lässt.

Denn der Stürmer hat trotz seiner noch immer jungen Jahre bereits eine bewegte Karriere hinter sich: Beim HSV als riesiges Talent und großer Hoffnungsträger gestartet und mit 17 Jahren dessen jüngster Bundesliga-Torschütze; 2019 der Transfer nach München zum FC Bayern, wo es sportlich nicht zum Durchbruch reicht - und seit 2021 bei Holstein auf der Suche nach dem Weg in seiner Karriere.

Arp sieht sich gereift

So langsam scheint er ihn gefunden zu haben - auch weil er reflektiert: Zum Erfolg gegen den HSV sagt er, er müsse "das erstmal einordnen. Genau wie dieses Auf und Ab im Spiel." Eigentlich, so Arp weiter, "war der Spielverlauf wie vor einem Jahr". Auch da war Holstein zu Hause besser als die Hamburger gewesen, hatte aber 2:3 verloren. "Jetzt waren wir reifer. Und ich war auch reifer", erklärte der 23-Jährige.

Überhaupt bemüht er den Vergleich zum jüngsten Duell mit seinem Ausbildungsverein an der Förde immer wieder auch mit Blick auf seine eigene Entwicklung: "Ich komme langsam in den Bereich, dass ich der Spieler bin, der ich gerne sein würde. Da bin ich noch nicht angekommen."

Tor gegen Rostock, Vorbereitung gegen Hamburg

Aber er ist auf einem guten Weg: Gegen Hansa Rostock war ihm beim 3:1-Auswärtssieg der erste Saisontreffer gelungen, nun legte er mit einem Assist und einem starken Spiel gegen die Hamburger nach.

Nach dem Abpfiff wurde Arp von den Holstein-Fans mit Sprechchören gefeiert. Wann dies das letzte Mal der Fall gewesen sei, daran konnte er sich nicht erinnern: "Das ist lange her. Sehr lange. Wenn überhaupt, dann war es in Hamburg."

Der nächste Schritt als Profi

Die Sprechchöre, sie waren auch Anerkennung für die Entwicklung, die Arp genommen hat: vom gehypten Hoffnungsträger beim HSV zum Talent, das sich in München nicht durchsetzen konnte, hin zu einem gereiften Profi, der in Kiel in dieser Saison endlich konstanter zeigt, dass er seine fußballerische Klasse inzwischen auch mit der nötigen Reife und Robustheit zusammenbekommt.

Die Mannschaft, die mit jetzt 23 Punkten nur einen Zähler hinter dem HSV auf Rang drei steht und angesichts des großen Kaderumbruchs im Sommer eine der großen Positiv-Überraschungen der Liga ist, habe im direkten Duell "einen nächsten Schritt gemacht", attestierte ihr Arp. Er hätte es auch über sich selbst sagen können.

Dieses Thema im Programm:
Schleswig-Holstein Magazin | 11.11.2023 | 19:30 Uhr