Fußball | Regionalliga Rot-Weiß Erfurt will gegen Lok Leipzig zurück an die Spitze
Am Samstag sollen die beiden Regionalliga-Spitzenteams Rot-Weiß Erfurt und Lok Leipzig im Steigerwaldstadion aufeinandertreffen. Weil dort aber bis Mittwoch noch zentimeterhoch der Schnee lag, wird erst am Freitag entschieden, ob das Topspiel stattfinden kann. Den Erfurtern droht bei einer Niederlage oder erneuten Spielabsage, der wertvolle Rhythmus im Aufstiegskampf abhanden zu kommen.
Die dunkelgrauen Wolken über dem weiten Tal der Gera sind aktuell kein Freund des FC Rot-Weiß Erfurt. Ausgerechnet in der Woche, in der dringende Siege hergemusst hätten, um die Tabellenführung und das eigene Momentum am Leben zu erhalten, brach in Thüringen nochmal der Winter ein. Stundenlanger Schneefall sorgte am Dienstag für eisige Temperaturen und einen unbespielbaren Platz im Steigerwaldstadion. Nach der Absage des Nachholspiels gegen FSV Luckenwalde steht auch das wichtige Aufstiegsduell gegen Lok Leipzig am Samstag (11.03., ab 16 Uhr live im MDR Fernsehen) auf der Kippe. Eine Entscheidung fällt spätestens am Freitagnachmittag.
Die überraschend starke Saison des Thüringer Oberliga-Aufsteigers Rot-Weiß Erfurt befindet sich ihrer vielleicht kritischsten Phase. Nach Punktverlusten gegen die direkte Konkurrenz aus Altglienicke und Jena hat man letztes Wochenende die mehrwöchige Tabellenführung vorerst an Energie Cottbus abgegeben.
"Haben das Beste draus gemacht"
Deswegen wäre den Erfurtern das geplante Nachholspiel unter der Woche gerade recht gekommen. Doch anstatt der Chance darauf, die Tabellenführung direkt zurückzuerobern, gab es Spielfrei und eine Trainingseinheit mehr auf dem Programm. "Natürlich hätten wir gerne gespielt, aber nichtsdestotrotz haben wir das Beste daraus gemacht", sagte Aushilfs-Kapitän Artur Mergel, der am Samstag für den gelb-gesperrten Andrej Startsev einspringen wird und gegen die stark ins neue Jahr gestarteten Leipziger ein "Spiel auf Augenhöhe" erwartet.
Lok Leipzig ist "schwer zu knacken"
Der 1. FC Lok Leipzig hat in 2023 erst ein Spiel verloren und bleibt so hartnäckig im Verfolgerfeld hinter Erfurt und Energie Cottbus. Ein Lauf, der auch RWE-Trainer Fabian Gerber Respekt abnötigt: "Sie sind sehr gut in Form und kommen mit Selbstvertrauen und Schwung hierher nach Erfurt. Dementsprechend wird es wieder ein Spitzenspiel und nicht einfach werden, sie zu knacken", sagt er im MDR-Interview.
Bei der Frage, wie das vielleicht gelingen kann, ließ sich Gerber aber noch nicht in die Karten schauen. "Das werde ich jetzt natürlich nicht bekannt geben", sagte er mit einem Grinsen im Gesicht und fügte hinzu: "Aber wir werden es mit allen uns zur Verfügung stehenden Mittel versuchen.“
Lok-Coach Civa bleibt entspannt
In Leipzig will man trotz der guten Form nach dem Jahreswechsel und der aussichtsreichen Position im Aufstiegskampf noch keine großen Töne spucken. "Wir machen einfach unser Ding und das sieht aktuell sehr gut aus", sagte Lok-Coach Almedin Civa in einem MDR-Interview am Donnerstag, indem er vor allem die disziplinierte Laufleistung seiner Mannschaft hervorhob.
Dass dieses Rückrunden-Duell zwischen seiner Mannschaft und Erfurt überhaupt so eine hohe sportliche Brisanz haben würde, hätte man letzten Sommer nicht erahnen können. Das betonte auch Civa, der im Vorfeld versuchte, ein bisschen Druck aus dem Topspiel zu lassen: "Alles, was jetzt kommt, ist für uns Zubrot." Und fügt dann doch hinzu: "Aber wir sind der 1. FC Lok Leipzig und versuchen natürlich, jedes Spiel zu gewinnen."
Formkurve
Rot-Weiß Erfurt (10 Punkte, 7:4 Tore):
1. FC Lokomotive Leipzig (10 Punkte, 10:7 Tore):
Tabellensituation
Erfurt hat durch die verschobene Partie gegen Luckenwalde immer noch ein Nachholspiel in der Hinterhand. Die abgegebene Tabellenführung trügt also. Gegen Lok Leipzig sollte aber definitiv ein Sieg her, um auch im Kopf nicht den Anschluss zu verlieren.
Auch Lok Leipzig hatte bisher ein Spiel weniger als Tabellenführer Energie Cottbus und ist damit längst noch nicht raus aus dem engen Aufstiegsrennen. Nicht umsonst haben die Sachsen ihre Lizenzunterlagen für die 3. Liga eingereicht.
Mannschaft | Spiele | Tore | Punkte |
---|---|---|---|
1. Energie Cottbus | 23 | +29 | 46 |
2. Rot-Weiß Erfurt | 22 | +27 | 45 |
3. VSG Altglienicke | 22 | +25 | 42 |
4. FC Carl Zeiss Jena | 23 | +21 | 41 |
5. Lokomotive Leipzig | 22 | +11 | 40 |
6. Chemnitzer FC | 23 | +14 | 39 |
7. BFC Dynamo | 23 | +6 | 37 |
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Andrej Startsev fehlt gelb-gesperrt
RWE-Kapitän Andrej Startsev kassierte beim hitzigen Derby gegen Jena seine fünfte Gelbe Karte und wird am Samstag nicht dabei sein. Ursprünglich wäre er beim Nachholspiel gegen Luckenwalde ausgefallen - durch die erneute Verschiebung des Spiels muss er die Sperre ausgerechnet im Topspiel absitzen. Ein "schwerwiegender Verlust", so Gerber. Ebenfalls fehlen werden die bitteren Langzeitverletzten Romario Hajrulla und Samuel Biek. Mit beiden Spielern rechnet Gerber frühestens im Mai zum Saisonfinale.
Darüber hinaus kann er auf seinen restlichen Kader zurückgreifen und muss sich für eine von mehrere Optionen für eine schlagfertige Startelf entscheiden: "Schauen wir mal, wer bis Samstag den frischesten Eindruck macht".
Verbands-Entscheidung fällt am Freitag
Am Freitag werden in Erfurt milde 11°C und strömender Regen erwartet. Angenehm zu bespielen wird der Rasen im Steigerwaldstadion also sowieso nicht sein. Vielleicht aber reicht es gerade so, um die nächste Absage zu umgehen. Gerber blickte am Donnerstag zuversichtlich auf die Situation: "Bis zum Spiel sind es ja noch zwei Tage. Ich bin also guter Dinge, dass wir am Samstag spielen können."
Der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) bestätigte dem MDR, dass mit der finalen Platzbegehungen und Entscheidung noch bis Freitag abgewartet werden soll. Spätestens am Nachmittag soll dann der Entschluss mitgeteilt werden. Bis dahin wird der ein oder andere Erfurter einen gebannten Blick in den Himmel richten und die Launen der dunkelgrauen Wolken verfolgen.
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jas