Davy Frick und Torhüter Johannes Brinkies

Fußball | 3. Liga FSV Zwickau: Frust, Selbstkritik und kaum noch Hoffnung auf das Wunder

Stand: 01.05.2023 14:13 Uhr

Erst der Fan-Eklat, nun Pech mit Schiedsrichterentscheidungen und ein erneuter Leistungsabfall in Hälfte zwei – der FSV Zwickau taumelt der Regionalliga entgegen. Die Hoffnungen auf ein Wunder tendieren gegen Null.

Spätestens nach der wilden 3:4-Niederlage beim VfL Osnabrück sind die Hoffnungen auf den Klassenerhalt beim FSV Zwickau auf ein Minimum gesunken. Dass am Ende wieder keine Punkte heraussprangen war maximal bitter, insbesondere da der Schiedsrichter an diesem Tag einmal mehr im Mittelpunkt stand.

Zwickau verliert Torspektakel in Osnabrück

Doppelter Ärger über Handelfmeter

Gleich zweimal pfiff Referee Tom Bauer einen Handelfmeter gegen den FSV. Schon die erste Situation, als Nico Carrera aus kurzer Distanz am Oberarm getroffen wurde, war strittig. Noch fragwürdiger fiel dann allerdings der Pfiff in der Nachspielzeit aus. Davy Frick soll den Ball nach einer Flanke mit dem Ellenbogen berührt haben. Die Wiederholung der Bilder lässt den Schluss zu, dass Zwickaus Abwehrchef den Ball an den Rücken und die Schulter bekam. Zudem drehte er sich aktiv weg. Dennoch stand die Entscheidung – auch, weil es in der 3. Liga keinen Video-Assistenten (VAR) gibt, der die Situation möglicherweise anders bewertet hätte.

Entsprechend groß war der Frust bei den Beteiligten. "Mit einem Video-Schiedsrichter gibst du beide Elfmeter nicht", war sich Yannik Möker, Torschütze zum 2:1, sicher. "Da fehlt mir jegliches Verständnis", ärgerte sich Trainer Ronny Thielemann nach Abpfiff bei "MagentaSport". Und selbst Osnabrücks Coach Tobias Schweinsteiger räumte mit Blick auf den zweiten Strafstoß ein: "Das war kein Elfmeter. Da hatten wir Glück."

3. Liga: Yannik Möker (Zwickau): "Ein Video-Schiedsrichter gibt beide Elfer nicht"

Unglücksrabe Frick, der zu allem Überfluss seine fünfte Gelbe Karte kassierte und im nächsten Spiel gegen Mannheim fehlen wird, erklärte tags darauf in der "Freien Presse": "Wenn ich als Schiedsrichter diesen ersten Elfmeter so umstritten pfeife, dann kann ich diesen zweiten nicht auch noch pfeifen – da muss ich mir dann wirklich sicher sein. So fühlen wir uns natürlich enorm benachteiligt."

Zwickauer Standardverhalten desolat

Es sind aber nicht nur vermeintliche Fehlentscheidungen des Schiedsrichters, die den FSV in die derzeit desolate Lage gebracht haben, sondern auch das eigene Unvermögen, Spiele zu gewinnen. Zur Halbzeit hätte die Führung deutlich höher ausfallen müssen. Viel schwerer als die eigene Chancenverwertung wiegt allerdings die Schwäche bei gegnerischen Standards. Alle vier Gegentreffer fielen nach ruhenden Bällen, was Thielemann auf die Palme brachte. "Wir haben durch vier Standardtore das Spiel verloren", kritisierte der 49-Jährige. "Bei gegnerischen Standards geht es immer darum, das Tor mit allem was ich habe, zu verteidigen. In keinem der vier Fälle kam der Ball direkt auf das Tor zu. Es war immer ein zweiter Ball. Da erwarte ich einfach, dass wir es aktiver verteidigen."

Zwei Halbzeiten, zwei Gesichter

Fast noch gravierender fällt der Leistungsabfall innerhalb der Spiele aus. Betrachtet man nur die ersten Halbzeiten in dieser Saison, würde der FSV mit 44 Punkten im sicheren Tabellenmittelfeld stehen und mit dem Abstieg nichts zu tun haben. Die Realität sieht aber anders aus: Mit 39 Gegentreffern nach der Pause ist Zwickau nicht nur in dieser Statistik Schlusslicht. Dabei fielen gleich sechs Gegentore in der Nachspielzeit. Auch gegen Osnabrück gab es den Nackenschlag erst kurz vor Abpfiff. Thielemann wirkte entsprechend ratlos. "Seit ich in Zwickau bin, ist es fast schon an der Tagesordnung, dass wir uns für gute Leistungen nicht belohnen. Wir haben uns selbst in diese Lage gebracht."

Abstieg kaum noch zu verhindern

An den Liga-Verbleib glaubt kaum noch jemand in Zwickau. Die noch ausstehende Wertung der Partie gegen Essen, als ein Sponsor des FSV mit einer Bier-Attacke auf den Schiedsrichter für einen Spielabbruch sorgte, wird mit großer Wahrscheinlichkeit gegen Zwickau gewertet. Angesichts von sieben Punkten Rückstand auf das rettende Ufer bei noch vier ausstehenden Partien und den kommenden Aufgaben gegen die Aufstiegsanwärter Mannheim und Dresden würde es schon an ein Wunder grenzen, wenn der FSV im kommenden Jahr in seine achte Drittligasaison in Folge geht.

Auch Thielemann äußerte sich nur verhalten zu einem möglichen Klassenerhalt. "Wir haben noch vier Spiele und den Landespokal. Da können wir noch zeigen, dass wir uns so verhalten, wie man sich verhalten muss." Möker wurde da schon deutlicher. "Es ist schon sehr unwahrscheinlich. Aber wir geben nicht auf. Vielleicht ist das Wunder möglich."

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jsc