Phillip Tietz Jubel

Heimsieg gegen Karlsruhe Mit dem Aufstiegs-Spirit versetzt Darmstadt 98 Berge

Stand: 22.04.2023 09:34 Uhr

Der SV Darmstadt 98 besiegt den KSC und träumt weiter vom direkten Aufstieg. Gegen die Badener wurde aber lange gezittert, bis der "Mentalitäts-Sieg" eingefahren und Trainer Torsten Lieberknecht ein Felsbrocken vom Herzen gefallen war.

Von Nicolas Herold

Es glich einem Urschrei, was am Freitag gegen 20.24 Uhr im Böllenfalltorstadion in Darmstadt zu hören war. Schiedsrichter Arne Aarnink hatte gerade das Heimspiel des SV Darmstadt 98 gegen den Karlsruher SC abgepfiffen, der 2:1 (1:1)-Heimsieg der Lilien war besiegelt, da brach es förmlich aus den Südhessen heraus. All die Anspannung, all das Zittern - vorbei. Und raus ging der Jubel mit einem Urschrei der Mannschaft, des Trainerteams, der Fans. Dieser Sieg tat richtig gut - und hatte vorher reichlich Nerven gekostet.

"Da fällt einem ein Felsbrocken vom Herzen, fast ein ganzer Berg", berichtete Lilien-Coach Torsten Lieberknecht hinterher wortreich über den Moment des Abpfiffs. Vorher war der Darmstädter Trainer minutenlang in seiner Coaching Zone hin- und hergeeilt, hatte sein Team immer wieder dazu animiert, sich aus der Umklammerung der Karlsruher zu lösen, sich nicht zu sehr hinten einzuigeln und zu versuchen, den knappen Vorsprung über die Zeit zu bringen. Es half nichts. "Es war reines Verteidigen", gab Lieberknecht zu.

"Mit Mann und Maus"

Der 49-Jährige fuchtelte, fluchte, verzweifelte - und jubelte schlussendlich. "Es war leidenschaftliches Verteidigen mit Mann und Maus. Jeder ist über die Schmerzgrenze gegangen", so Lieberknecht. Auch wenn der Darmstädter Trainer damit eigentlich sein eigenes Team meinte, darf er getrost dabei mit eingerechnet werden. "Ich bin massiv stolz. Ein großes Lob."

Torsten Lieberknecht Darmstadt 98

Torsten Lieberknecht an der Seitenline gegen den KSC.

Und das obwohl das Spiel gegen unangenehme Badener auf den ersten Blick so gar nicht Lilien-like war. Lange hatte man die Südhessen in der Defensive nicht mehr so schwimmen gesehen wie in den letzten 30 Minuten gegen den KSC. Die Gäste hätten den Ausgleich verdient gehabt, keine Frage. Lilien-Keeper Marcel Schuhen verhinderte aber gleich mehrmals das 2:2. "Marcel hat ein überragendes Spiel gezeigt", betonte Lieberknecht. "Wir haben den Sieg erkämpft." Und wie!

Dann doch Lilien-like

Denn auf den zweiten Blick war dieses 2:1 natürlich doch Lilien-like. Klar, die Darmstädter haben schon einmal besser gespielt, aber es gehört zum Geist dieser Mannschaft, dass sie solche Siege nicht mehr hergibt. Dass sie in schwierigen Situationen eine Einheit bildet und Partien wie jene gegen den KSC gemeinsam über die Zeit bringt. Auch wenn es eben eine Abwehr-Schlacht wird.

"Wir haben heute einen Mentalitäts-Sieg geholt", brachte es Stürmer Phillip Tietz auf den Punkt. "Und das ist ein geiles Gefühl." Mittelfeld-Regisseur Marvin Mehlem beschrieb diesen Geist in der Mannschaft nach Abpfiff so: "Wir sind so ein eingeschworener Haufen, das habe ich so noch nie erlebt."

"Der Traum lebt in jedem Fall"

Und genau dieser Haufen versetzt in der 2. Bundesliga somit, um beim Anfangsbild von Torsten Lieberknecht zu bleiben, weiter Berge. Fünf Spiele sind nur noch zu spielen und die Südhessen, weiter Spitzenreiter, dürfen mehr denn je vom direkten Aufstieg in die Bundesliga träumen.

"Es sind noch fünf Spiele. Es ist ein Riesen-Traum", beschrieb es Tietz. "Der Traum lebt in jedem Fall", fügte auch Mehlem hinzu, aber: "Es ist noch lange nichts gegessen." Gewinnen die Lilien aber weiter solche Spiele wie gegen Karlsruhe, gibt es in Darmstadt bald wieder einen Urschrei zu hören. Dann wird es aber ein Aufstiegs-Urschrei sein.