Sportanlage TSV Maccabi München

BR24 Sport TSV Maccabi - wie der Nahost-Krieg den Sport in München stoppt

Stand: 16.10.2023 18:06 Uhr

Der Krieg in Nahost hinterlässt auch in München Spuren. Zu Besuch beim TSV Maccabi, wo derzeit Trainings- und Spielbetrieb ruhen. Beim FC Bayern sorgt ein Instagram-Post von Noussair Mazraoui weiter für Wirbel.

Von Bernd R. Eberwein

Zumindest auf der Website herrscht noch etwas Normalität. "Willkommen beim TSV Maccabi München" werden Besucher dort in friedlicher weißer Schrift begrüßt. Dazu Bilder von glücklichen Sportlerinnen und Sportlern, beim Fußball, beim Tischtennis, beim Fitnesstraining.

Dabei erlebt der 1965 von Überlebenden des Holocaust gegründete jüdische Sportverein gerade alles andere als normale Tage. Der Krieg in Nahost hat auch den Klub im Münchner Osten erreicht.

Drohungen gegen Trainer

Am vergangenen Wochenende wurden alle Spiele aus Sicherheitsgründen abgesagt, zwei davon auf Wunsch des Gegners, "weil ein Trainer einen Drohanruf bekommen hat: 'Wie kann er gegen einen jüdischen Verein antreten? Er wird schon sehen, wenn er das tut, was dann passiert'", sagt Armand Presser, Sportvorstand beim TSV Maccabi.

Vorstand: "Man spürt die Verzweiflung"

Dabei wollte der Verein unbedingt versuchen, am Trainings- und Spielbetrieb festzuhalten. Nach der Zwangspause am Wochenende und einem Konflikt in Israel und Gaza, der noch lange dauern könnte, wirken die Verantwortlichen aber ernüchtert. "Man spürt die innere Verzweiflung, es ist unerträglich", sagt Presser.

Von Normalität ist beim Münchner Klub derzeit wenig zu spüren. Mittel- oder gar langfristig planen wollen - und können - die Verantwortlichen derzeit kaum. "Wir bewerten jeden Tag neu, was die Trainingseinheiten und die Spiele betrifft", sagt Presser.

Der Krieg in Nahost hat auch den FC Bayern erreicht

Immerhin: Von zusätzlichen unnötigen Konflikten ist Maccabi bisher verschont geblieben. "Politische Betätigung hat bei uns im Verein keinen Platz", stellt Presser klar. Beim bekanntesten Sportverein der Stadt, nur rund 20 Autominuten entfernt, sorgt der Nahost-Konflikt dagegen auch intern möglicherweise noch für Ärger.

Peretz kontra Mazraoui - Gespräch angekündigt

Während der israelische FC-Bayern-Torwart Daniel Peretz auf der Social-Media-Plattform Instagram in einer emotionalen Botschaft alle Sportler aufforderte, sich gegen Terrorismus einzusetzen, setzte sich Mitspieler Noussair Mazraoui für die Palästina-Seite ein.

Ebenfalls auf Instagram hatte der Marokkaner ein Video veröffentlicht, in dem eine Stimme gebetsartig den "unterdrückten Brüdern in Palästina" den Sieg wünschte. Der FC Bayern hat mittlerweile reagiert und ein Gespräch mit Mazraoui angekündigt, wenn der von der Länderspielreise der marokkanischen Nationalmannschaft zurückkehrt.

Quelle: BR24Sport 16.10.2023 - 18:30 Uhr