Der 47-jährige Angeklagte heute im Landgericht München I: Ihm wird hundertfacher Missbrauch von jungen Fußballspielern vorgeworfen.

Missbrauchs-Prozess Über sieben Jahre Haft für Fußballtrainer

Stand: 07.03.2024 18:34 Uhr

Das Landgericht München hat einen ehemaligen Fußballtrainer wegen hunderter sexueller Übergriffe und 153 Vergewaltigungen zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt. Der Mann hatte gestanden, sich über Jahre an jungen Fußballern vergangen zu haben. 

Von Alisa Marie Schröter

Wegen 488 sexueller Übergriffe und 153 Vergewaltigungen hat das Landgericht München einen ehemaligen Fußballtrainer zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt. Anders als von der Staatsanwaltschaft beantragt, verhängte das Gericht keine anschließende Sicherungsverwahrung gegen den 47-Jährigen. Den Tatbestand des sexuellen Missbrauchs Schutzbefohlener sah das Gericht nicht erfüllt, weil die Opfer dem Angeklagten nicht "zur Überwachung in der Lebensführung" anvertraut gewesen seien, so der Vorsitzende Richter.

Missbrauch auf der Massageliege

Der frühere Cheftrainer und sportliche Leiter eines Vereins im Landkreis München hatte die Teenager im Alter zwischen 13 und 19 Jahren bei angeblichen physiotherapeutischen Behandlungen missbraucht und in zahlreichen Fällen auch vergewaltigt. Dabei nahm er auf einer Massageliege in der Kabine des Fußballvereins, beim Trainingslager oder auch in seinem Haus sexuelle Handlungen an den jungen Fußballern vor und gab an, dies diene der Durchblutung der Muskulatur.

Die Staatsanwaltschaft hatte acht Jahre Haft und anschließende Sicherungsverwahrung gefordert. Er sei "ein gefährlicher Serientäter", so die Staatsanwältin in ihrem Plädoyer. Der 47-Jährige, der die Taten zu Beginn des Prozesses eingeräumt hatte, erinnere sie "an einen Sektenführer". Er sei ein "klassischer, begabter und machthungriger Menschenfänger". Es bestehe möglicherweise auch die Gefahr, dass seine eigenen Söhne eines Tages seine Opfer würden. Diese Annahme wies der Verteidiger entschieden zurück.

Perfides Missbrauchs-System etabliert

Der Angeklagte habe das Vertrauen, das die jungen Fußballer ihm entgegenbrachten, und seine Stellung in dem Verein missbraucht, sei "methodisch und planvoll" vorgegangen und habe ein "perfides System" geschaffen. Er habe sich Opfer zum Missbrauch herangezüchtet, sagte die Staatsanwältin und sprach von "tiefgreifender Manipulation".

Verteidiger: Sicherungsverwahrung ist kontraproduktiv

Die Verteidigung des Mannes betonte dagegen, "dass eine Gefährlichkeit schlicht nicht mehr besteht". Der Anwalt forderte sieben Jahre Haft und keine Sicherungsverwahrung. Diese sei "kontraproduktiv". Der Angeklagte äußerte den Wunsch, danach für seine Familie da sein zu können. Außerdem habe er sich gewünscht, "dass in dem Verfahren irgendwie rauskommt, dass er nicht nur ein schlechter Mensch ist".

Mit Informationen der dpa

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!

Quelle: Regionalnachrichten aus Oberbayern
07.03.2024 - 16:31 Uhr