Trainer Enrico Maaßen (r) vom FC Augsburg sitzt mit skeptischem Blick auf der Spielerbank, Sportdirektor Marinko Jurendic spricht mit ihm.

Bundesliga Fehlende Bekenntnisse und Schuldzuweisungen beim FC Augsburg

Stand: 08.10.2023 08:34 Uhr

Nach der 1:2-Niederlage gegen den SV Darmstadt verschärft sich die Krise beim FC Augsburg. Sportdirektor Marinko Jurendic vermeidet ein Bekenntnis zu Coach Maaßen. Jeffrey Gouweleeuw kritisiert die Führungsetage überraschend scharf.

Von Raphael Weiss

Direkt nach Abpfiff erhob sich FC-Augsburg-Trainer Enrico Maaßen und klatschte mit zusammengekniffenen Lippen alle ab, die zu diesem Zeitpunkt auf der Bank des FCA saßen. Wer diese Szene als Abschied des Coaches deuten wollen, sind ein wenig voreilig. Doch die 1:2-Niederlage gegen den SV Darmstadt offenbart, wie tief der FCA in der Krise steckt. Sieben Bundesligaspiele, ein Sieg, fünf Punkte, Platz 15. Gepaart mit dem blamablen Pokal-Aus gegen Drittligisten Unterhaching ist der Saisonstart nun offiziell verpatzt.

Jurendic vermeidet Bekenntnis zu Maaßen

In der Mixed Zone wurde deutlich, wie tief der Schrecken über Ergebnis und Leistung der Spieler steckte. Da war Sportdirektor Marinko Jurendic, der ein Bekenntnis zu Maaßen nicht über die Lippen brachte: "Personalien von Angestellten, auch dem Cheftrainer, werden wir nicht öffentlich diskutieren", sagte Jurendic am Samstagabend nach dem 1:2 in der Fußball-Bundesliga. Maaßen werde zumindest auch "morgen" noch Trainer des FCA sein.

Die Verantwortlichen bei dem Bundesligisten seien sich aber auch ihrer Verantwortung für das "große Ganze" bewusst, sagte Jurendic, der seit August Sportchef in Augsburg ist. Und erklärte: Wir stehen zu hundert Prozent hinter unserem Trainer und unserem Staff – solange wir mit ihnen zusammenarbeiten." Er verwies auch auf die Mechanismen des Fußball-Geschäftes. "Ich muss es persönlich auch sacken lassen", sagte er und stellte nach fünf Punkten aus den ersten sieben Ligaspielen deutlich fest: "Der Trend zeigt nach unten. Wir sind im Minus." Heißt übersetzt: Alarmstufe rot für Enrico Maaßen.

Gouweleeuw: "Die im Hintergrund stehen, müssen sich hinterfragen"

Zwar stellte sich Kapitän Ermedin Demirovic schützend vor seinen Trainer und deutete bei der Frage nach dem Schuldigen in die eigene Richtung: "Ich glaube, das liegt allein an uns. Das liegt an der Mannschaft. Wir hatten einen Plan, den haben wir nicht gut umgesetzt. Wir wussten ganz genau, worum es geht gegen Darmstadt, einen Aufsteiger, dass die aggressiv ins Spiel gehen werden. Das kann dir kein Trainer mitgeben, aggressiv und zweikampfhart zu sein. Das liegt allein an uns."

Der Finger von Jeffrey Gouweleeuw schnellten allerdings in eine ganz andere Richtung - und zwar direkt in Richtung Führungsriege: "Wenn es oben Probleme gibt oder Diskussionen, dann geht das auch runter, damit fängt es an", sagte er über die jüngste Unruhe auf Führungsebene mit dem Abschied des langjährigen Managers Stefan Reuter, der nur noch beratend tätig ist. Sein Nachfolger Marinko Jurendic fährt einen Jugendstil, den Gouweleeuw harsch kritisierte. "Dass man es in der Bundesliga nicht schafft, nur mit jungen Spielern und einem jungen Trainer...", sagte er und betonte: "Die im Hintergrund stehen, müssen sich hinterfragen. Die Frage ist, reicht die Qualität?"

Maaßen will um seinen Job kämpfen

Und was sagt der, dessen Job nun so akut wie noch nie zuvor in seiner Amtszeit, die vor der vergangenen Saison begann? Maaßen möchte "weiterhin alles dafür geben, dass ich hier Trainer bin", sagte er auf der Pressekonferenz nach der Niederlage. Doch wirklich sicher scheint auch er sich nicht sicher zu sein, dass er auf gegen den FC Heidenheim diese Jobbeschreibung noch sein Eigen nennen kann: "Ich bin dafür verantwortlich, dass die Mannschaft erfolgreichen Fußball spielt, dass sie ansehnlichen Fußball spielt." Beides war gegen Darmstadt nicht der Fall.

FCA-Trainer Enrico Maaßen blickt in die Fankurve

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Quelle: BR24Sport im Radio
07.10.2023 - 15:30 Uhr