Steht vor seinem Comeback: Quarterback Deshaun Watson.

American Football Nach Sperre - Watson vor NFL-Comeback gegen Ex-Team

Stand: 04.12.2022 12:42 Uhr

Nach seiner Sperre wegen sexueller Belästigung gibt Deshaun Watson sein Comeback in der NFL - gegen sein Ex-Team.

Das Comeback von Quarterback Watson als Profi in der National Football League ist keine normale Rückkehr eines Sportlers. Genau 700 Tage nach seinem bislang letzten NFL-Spiel wird der 27-Jährige am Sonntag (04.12.2022) wieder auf dem Feld stehen - erstmals in den Farben der Cleveland Browns. Unter dem jüngsten Instagram-Post des Star-Quarterbacks überschlagen sich seine Follower in Vorfreude. Anders aber als es die Kommentare in den sozialen Medien vermuten lassen, werden dem einstigen Erstrunden-Pick jedoch lange nicht alle Fans zujubeln. Denn Watson ist einer der größten Skandal-Profis im Football.

Vorwurf der sexuellen Belästigung von mehr als 20 Frauen

Mehr als 20 Frauen hatten Watson im März des vergangenen Jahres sexuelle Belästigung vorgeworfen, bei Massageterminen soll es regelmäßig zu Übergriffen durch den damals 25-Jährigen gekommen sein. Im Sommer dieses Jahres verhängte die NFL dann zunächst eine Sechs-Spiele-Sperre gegen Watson, die sie später auf elf Spiele erhöhte. Hinzu kamen eine Geldstrafe in Höhe von fünf Millionen Dollar und ein verpflichtendes Behandlungsprogramm.

In Cleveland interessiert das nur noch die wenigsten. "Wir freuen uns, dass Deshaun für uns spielen kann", sagte Browns-Trainer Kevin Stefanski vor dem Spiel gegen Watsons ehemaligen Arbeitgeber, die Houston Texans

Rekordvertrag bei den Browns über 230 Millionen Dollar

Während die Texans ihren Quarterback als Reaktion auf die einsetzende Klagewelle aus dem Kader gestrichen hatten, sah man in Cleveland die Anschuldigungen wohl weniger kritisch. Bei den Browns unterschrieb Watson im Frühjahr einen Rekordvertrag über fünf Jahre und 230 Millionen Dollar - und läuft nun erstmals für seinen neuen Verein auf.  "Er ist besonders", schwärmte Clevelands Running Back Nick Chubb von Watson: "Er bringt den Ball genau dorthin, wo er ihn haben will. Die Jungs mögen das. Die Jungs sind begeistert."

Auf der Tribüne wird sich jene Begeisterung am Sonntag in Grenzen halten - zumindest bei einer Gruppe. Zehn der 25 Frauen, die Watson verklagt hatten, planen laut "ESPN" einen Besuch. "Einige meiner Kundinnen haben darum gebeten, mitzukommen", sagte Anwalt Tony Buzbee: "Sie hielten es für wichtig, deutlich zu machen, dass sie noch da sind und dass sie wichtig sind."

Vergleiche mit den Klägerinnen

Strafrechtliche Folgen für seine Vergehen muss Watson mittlerweile kaum mehr befürchten, zivilrechtlich gab es in 23 der Fälle inzwischen einen Vergleich mit den Klägerinnen. Er selbst hatte stets alle Vorwürfe von sich gewiesen und behauptet, man würde sich nicht für seine Sicht der Dinge interessieren. Öffentlich geäußert hat sich Watson seit der Verkündung des Strafmaßes nicht mehr. Zur Persona non grata wurde Watson übrigens trotz der Vorwürfe in der Liga nicht. Die Browns waren nicht das einzige Team, das ihn verpflichten wollte.

Und sportlich? Mit vier Siegen und sieben Niederlagen in den Partien ohne Watson sind die Playoff-Hoffnungen der Browns nur noch minimal. Die Umstände aber sind alles andere als ideal, schließlich kommt zu den psychischen Aspekten auch ganz praktisch die seit fast zwei Jahren fehlende Spielpraxis. Wohl auch deswegen schwieg Watson selbst und vermied rund um das Training den in dieser Saison zu diesem Termin bislang üblichen Austausch des Startelf-Quarterbacks mit den US-Journalisten.